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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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auf.
    »Also los«, murmelte er. »Fahren wir in den Westen und gucken uns die lustige Witwe an.«
    Ich verfolgte, wie er aus dem Raum marschierte, und war immer noch verblüfft, weil er derselbe war wie der, dem noch vor einem Jahr jede noch so winzige Bewegung schwergefallen war. Auch das Innere seines Mondeo war blitzblank geschrubbt. Zum ersten Mal flogen darin nicht haufenweise angebissene Schokoladenriegel, Chipstüten und Pappbecher herum.
    Ich schnupperte. »Sie haben auch aufgehört zu qualmen, stimmt’s?«
    Er stöhnte. »Reden Sie am besten nicht davon. Denn ich trauere den Glimmstängeln noch immer hinterher.«
    Je weiter wir nach Westen kamen, umso lichter wurde der Verkehr, aber Marylebone war schäbiger als je zuvor. Mit den vernagelten Cafés, Bäckereien und Gemüseläden an sämtlichen Ecken hungerte die Gegend sich anscheinend selber aus.
    »Ich muss Sie warnen. Leo Greshams Witwe ist nicht unbedingt der Inbegriff von Freundlichkeit.«
    »Die Trauer stellt mit Menschen oft seltsame Dinge an.«
    »Aber nicht mit ihr. Sie werden sehen, was ich meine, wenn Sie vor ihr stehen.«
    Weiter ging es durch die Curzon Street bis hinein nach Mayfair. Banker hatten dort bereits seit hundert Jahren Häuser aufgekauft, und ich konnte mir problemlos vorstellen, wie sich eine Millionärsgattin in diesem Stadtviertel den Tag vertrieb. Sicher führte sie zunächst die Rassehunde der Familie im St. James’ Park aus, bevor sie sich in einem der zahllosen Schönheits- und Frisiersalons verwöhnen ließ und anschließend in der Royal Academy etwas für ihre kulturelle Bildung tat.
    Schließlich hielten wir vor einer georgianischen Villa am Ende einer kopfsteingepflasterten Gasse.
    »Machen Sie sich für den Drachen bereit«, flüsterte Burns und drückte auf den Klingelknopf.
    Die Frau, die uns empfing, sah wie die Doppelgängerin von Margaret Thatcher während deren Amtszeit aus. Für ihr makellos gewelltes blondes Haar hatte sie wahrscheinlich jede Menge Zeit, Geduld und Spray gebraucht.
    Plötzlich tauchte aus dem Nichts ein Jack Russell in der Eingangshalle auf. Als er nach unseren Knöcheln schnappte, fauchte sie ihn wütend an. »Aus, Rollo. Ich warne dich zum letzten Mal.« Sofort zog er erschreckt das Stummelschwänzchen ein und trippelte davon.
    Eine marmorne Skulptur füllte eine der diversen Nischen im Salon. Es war ein abstrakter Akt, und der blankpolierte Stein lud zum Berühren ein. Doch ich beherrschte mich und wandte mich stattdessen wieder Mrs Gresham zu, die sich vorsichtig auf eins der Sofas sinken ließ. Ich nahm an, sie hatte diese Art zu sitzen während ihrer Zeit im Mädchenpensionat perfektioniert. Denn die Füße standen dicht nebeneinander, und ihr schwarzes Kleid war glatt und faltenlos.
    »Danke, dass Sie mich noch mal empfangen«, sagte Burns. »Wir befassen uns noch immer mit den Umständen des Todes Ihres Mannes.«
    »Das will ich doch wohl hoffen.« Mrs Gresham nickte, doch die blonden Wellen blieben starr. »Mein Mann hätte keinen Grund gehabt, sich umzubringen. Er war immer guter Dinge, und vor allem war ihm Selbstmitleid in jeder Form ein Graus.«
    »Es muss schrecklich für Sie und Ihre Familie sein«, stellte ich mit ruhiger Stimme fest.
    Ihre Miene wurde etwas weicher, und sie reichte mir ein Bild in einem reichverzierten Silberrahmen, das auf dem Couchtisch stand. »Das sind unser Sohn James und unsere Enkeltöchter.«
    »Hübsche Mädchen«, murmelte ich. »Was macht Ihr Sohn?«
    »Er ist Arzt in Manchester.«
    Ich studierte sein Gesicht. Er bemühte sich, möglichst entspannt zu wirken, aber die drei kleinen Mädchen blickten vor sich auf den Boden. Weil Besuche hier bei ihrer Oma sicher keine reine Freude für sie waren. Ständig waren sie gezwungen, sich vorbildlich zu benehmen, ohne dass es die Gelegenheit zum Fernsehen oder Dampfablassen gab.
    Ich entdeckte noch ein zweites Foto, das auf dem Kaminsims stand. Von einem jungen Mann mit dunklem Haar und einem übertrieben breiten Grinsen im Gesicht.
    »Ist das auch ein Sohn?«, fragte ich.
    »Das ist Stephen Rayner, Leos Stellvertreter bei der Bank.« Ihre Miene hellte sich ein wenig auf. »Er hat jahrelang für Leo gearbeitet. Wir haben ihn sehr gern.« Ihre Stimme brach, als ihr bewusst wurde, dass sie von ihrem Mann in der Gegenwart sprach.
    Eine Einladung lehnte neben dem Bild – den dicken Goldbuchstaben nach fände am Freitagabend ein Bankett für Bankiers und Börsianer statt.
    »Wir gehen, solang ich denken kann, auf

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