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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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sie sich zum Gehen wandte. Denn vor meiner Tür erwartete sie eine Welt voll Lärm und fremder Menschen, die an ihr vorübereilten, während sie, ängstlich an Hauswände gepresst, zurück nach Hause schlich.
    Inzwischen stand das Thermometer an der Wand auf zweiunddreißig Grad, und mein Brustkorb tat so weh, als dresche irgendwer mit einem unsichtbaren Hammer darauf ein. Doch als ich meine Aktentasche packte, klopfte jemand an die Tür.
    »Herein.«
    Mein Besucher war ein großer, grobschlächtiger Mann. Er wirkte wie ein Rugbyspieler, der ein wenig aus der Form geraten war. Sein Anzug hing von seinen breiten Schultern, als hätte er ihn sich von einem stattlicheren Mann geliehen. Trotzdem hatte ich den Menschen irgendwo schon mal gesehen. Seine Augen verrieten mir, wer er war. Er hatte einen wachen, durchdringenden Blick, als sei er fest entschlossen, dass ihm niemals irgendwas verborgen blieb.
    »Hier drinnen ist es wie in einem Ofen, Alice.«
    Mir klappte die Kinnlade herunter. Sein Gesicht war plötzlich nicht mehr kugelrund, sondern oval. »Sind Sie unter die Sportler gegangen, DCI Burns?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte er zurück und zupfte an dem viel zu weiten Ärmel seines schlabbrigen Jacketts. »Das ist schon mein dritter neuer Anzug.«
    Es war über ein Jahr her, seit ich als Beraterin der Polizei mit ihm zusammen hinter einem Serienkiller, der Frauen in Southwark aufgelauert hatte, her gewesen war. Seitdem war der fettleibige Kerl, über den die Kinder auf der Straße Witze gemacht hatten, zu einem nur noch leicht übergewichtigen Mann geschrumpft, der statt einer grauenhaften Brille mit fast fingerdicken Glasbausteinen eine hochmoderne Nickelbrille trug. Selbst sein Lächeln sah verändert aus. Allerdings war meine Musterung ihm offenkundig peinlich, denn er raufte sich die dunklen Haare und sah mich mit einem schiefen Grinsen an
    »Wie viel haben Sie abgenommen, Don?«
    Er zuckte verlegen mit den Schultern. »Um die dreißig Kilo.«
    Ich atmete vernehmlich aus, doch die plötzliche Bewegung nahmen meine Rippen krumm. Ohne auf den Schmerz zu achten, überlegte ich, was noch an ihm verändert war – irgendwie kam er mir ungewöhnlich schüchtern vor.
    »Was haben Sie in letzter Zeit getrieben?«, fragte er.
    »Ich habe hauptsächlich geforscht.« Ich zeigte auf mein neues Buch, und er nahm es aus dem Regal.
    »Behandlungsmöglichkeiten bei dissozialen Persönlichkeitsstörungen von Dr. Alice Quentin. Klingt nach der perfekten Bettlektüre.«
    Burns’ Akzent war praktisch unverändert. Immer noch schwankte er wie eine kaputte Kompassnadel zwischen Bermondsey und dem schottischen Tiefland hin und her.
    »Aber Sie sind bestimmt nicht hier, um sich ein Buch zu leihen, nicht wahr?«
    Er wandte sich mir wieder zu. »Ich brauche Ihre Hilfe. Sie sind die einzige Seelenklempnerin, mit der ich arbeiten kann, aber ich weiß, das letzte Mal war ziemlich hart für Sie.«
    Was noch deutlich untertrieben war. Schließlich hatte ich am Schluss zwei Wochen mit einer Schädelfraktur im Krankenhaus verbracht. Abgesehen von einer Handvoll psychologischer Begutachtungen auf verschiedenen Revieren sowie einer Reihe von Besuchen im Gefängnis, um die Selbstmordrisiken bei irgendwelchen Insassen zu überprüfen, hatte ich seither Distanz zur Polizei gewahrt.
    »Was ist es diesmal, Don?«
    »Freitag ist ein Kerl am U-Bahnhof King’s Cross unter einen Zug gekommen. Leo Gresham, einer der Investmentgurus aus der City. Könnten Sie sich vielleicht mal die Aufnahmen der Überwachungskameras ansehen?«
    Er steckte einen USB -Stick in meinen Computer, und auf meinem Bildschirm tauchten grobkörnige Aufnahmen von einem Bahnsteig auf. Ich sah aus der Vogelperspektive, wie sich unzählige Pendler auf den Bahnsteig quetschten und nach vorne drängten, als der Zug einfuhr. Dann stürzte mit einem Mal ein Mann mit wild rudernden Armen kopfüber auf die Gleise, und die hellen Sohlen seiner Schuhe waren das Letzte, was ich von ihm sah.
    »Mein Gott.« Ich schlug erschüttert eine Hand vor meinen Mund.
    Es war unmöglich zu sagen, wer den Mann gestoßen hatte, aber direkt hinter Gresham hatte sich ein Kerl mit einer dunklen Jacke und tief ins Gesicht gezogener Kapuze aufgebaut, der sofort nach dem Sturz verschwunden war.
    »Vor allem der Fahrer tut mir leid.« Burns sah mich aus seinen wachen Augen an. »Ich möchte seine Alpträume nicht haben.«
    Gegen meinen Willen fühlte ich mich in die Sache involviert. Denn man konnte

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