Blutiger Freitag
um Patrick kümmern sollte. Zusammen mit der Putzfrau schob er den Karren zu Patrick hinüber. Maggie rannte los. Sie kämpfte sich mit den Ellbogen durch die Knäuel von Flugreisenden. Im Laufen schob sie die rechte Hand unter ihre Jacke. Sie umfasste den Griff ihrer Smith & Wesson, ließ die Waffe vorerst aber noch im Schulterholster stecken.
Sie schob die schwere Eingangstür auf, stürzte hinaus und blieb stehen. Sie hatte gerade noch gesehen, dass er nach rechts abgebogen war. Doch hinter der Reihe von Fahrzeugen vor dem Check-in konnte Maggie ihn nicht sehen. Wieder drängte sie sich an den Reisenden vorbei, stolperte fast über Gepäckstücke und die Füße der Leute. Dort war er, fünf Autolängen vor ihr, und stieg gerade auf der Beifahrerseite in eine schwarze Limousine. Maggie stieß einige erschrockene Fluggäste beiseite, aber der Wagen fuhr bereits vom Parkplatz. Sie konnte noch einen Blick auf das Nummernschild werfen. Hilflos musste sie mit ansehen, wie die Limousine in schnellem Tempo außer Sichtweite verschwand.
Heftig atmend lehnte sie sich gegen eine Betonbank. Und da passierte es. Die Explosion hätte sie fast von den Füßen gerissen, der Boden unter ihr erbebte.
Es war zu spät. Sie hatte es nicht mehr geschafft.
80. KAPITEL
Montag, 26. November
Minneapolis, Minnesota, Washington Avenue South 11
FBI-Büro
Maggie wartete, obwohl sie mit ihrer Geduld bereits am Ende war. Sie wollte nicht mehr darüber reden. Nichts, was sie sagte, würde noch etwas ändern. Und wenn es noch so viele Einsatzbesprechungen und Analysen gäbe. Nichts konnte ihr das schlechte Gewissen und das Gefühl, versagt zu haben, nehmen.
Kunze kam diesmal ohne Begleitung herein. Er setzte sich ihr gegenüber. Sagte kein Wort. Stattdessen faltete er die Hände auf dem Tisch und löste dann die ineinander verschränkten Finger wieder. Eine Geste, die Maggie schon kannte. Was bedeutete das noch einmal? Sie versuchte sich an die Psychologiekurse über Körpersprache zu erinnern: jemand, der zu Anfang des Gesprächs einen Hohlraum erzeugte, indem er die Hände zusammenlegte. Das bedeutete oft, dass er an einer schwachen Idee festhielt. Ihre Anspannung wuchs.
„Niemand von uns hätte ahnen können, dass es eine zweite Kofferbombe gab“, sagte er schließlich.
Sie nickte. Rutschte auf dem harten Holzstuhl herum, fühlte sich steif vom zu langen Sitzen. Am liebsten wäre sie aufgestanden, herumgelaufen, um ihre nervöse Energie loszuwerden.
„Die Explosion hat eine Parkgarage zerstört. Fast hundert Fahrzeuge. Dutzende von Verletzten, aber nur zwei Tote.“
Er sagte das, als handelte es sich um eine Lappalie, einen kleinen Schnitzer. Allerdings gab sie zu, dass der Schaden verglichen mit Oklahoma City und der Mall of America tatsächlich nur geringfügig war.
„Es hätte sehr viel schlimmer kommen können“, fügte er hinzu, als sie nichts darauf erwiderte.
„Irgendwelche Spuren, die zu ihm führen könnten?“
„Er scheint wie ein Geist verschwunden zu sein. Einfach weg. Wir nehmen an, dass er den Parkplatz in die Luft gejagt hat, um seinen Wagen zu zerstören.“
„Was ist mit der schwarzen Limousine?“
Kunze mied ihren Blick, starrte auf seine Hände. Dann hob er den Kopf, sah ihr aber nicht in die Augen.
„Ich habe das Nummernschild gesehen“, drängte sie weiter. Maggie hatte bereits selbst versucht, anhand der Fahrzeugnummer den Besitzer herauszufinden. Doch mit ihrem Zugangscode war sie nicht weitergekommen. Jedes Mal wurde ihr die Einsicht in die entsprechenden Daten verwehrt. Angeblich brauchte sie ein weiteres Passwort.
„Sie befanden sich in einer Stresssituation“, sagte Kunze, und sein Tonfall klang viel zu freundlich. „Bestimmt haben Sie sich eine falsche Nummer gemerkt. So etwas passiert. Das sind die Nerven. Der Adrenalinschock. Da verwechselt man schon mal eine Zahl.“
Sie starrte ihn an. Nicht mal er konnte das ernst meinen, was er gerade gesagt hatte. Sie fragte sich, ob es im Oklahoma-City-Fall ähnlich abgelaufen war. Gingen sie so mit den Fakten um, die nicht in ihre Theorie passten? Behaupteten einfach, dass der andere sich geirrt hatte?
„Ich habe selbst nach der Nummer recherchiert.“
Es schien ihn nicht zu überraschen.
„Ich bin auf ein Aktenzeichen gestoßen. Mir fehlt nur das Passwort, um es weiterzuverfolgen. Aber ich bin sicher, dass es sich um ein Fahrzeug der Bundesregierung handelt.“
Diesmal blickte er ihr direkt in die Augen. „Lassen Sie es sein,
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