Blutiger Freitag
Sie fragte sich, ob dieser Abschied nun endgültig sein sollte.
„Wann fährst du nach Omaha zurück?“
„Ich habe heute Nachmittag einen Flug. Mein Vater liegt im Krankenhaus.“
„Wie geht es ihm?“
„Er leidet noch ziemlich an den Folgen seines Schlaganfalls. Sie meinen aber, er würde Weihnachten wieder zu Hause sein.“
„Sollen wir dich mitnehmen?“, bot Maggie ihm an. „Ich habe heute Morgen einen Wagen gemietet.“
„Nein, vielen Dank. Ich werde abgeholt.“
„Pass auf dich auf“, sagte sie, obwohl sie fand, dass diese Phrase bei ihm völlig fehl am Platz war.
Als Maggie und Patrick die Eingangsstufen hinunterstiegen, glaubte Maggie vorn auf dem Besucherparkplatz Jamie zu erkennen. Die blonde Bombenspezialistin. Sie stellte gerade ihren Wagen dort ab.
81. KAPITEL
Maggie setzte Patrick vor dem Hotel ab, nachdem sie im Rose & Crown zu Mittag gegessen hatten. Vor ihrem Abendflug nach Washington, D. C. musste sie noch einige Dinge erledigen.
Sie hatte die Adressen in das Navigationssystem ihres Mietwagens eingetippt und ließ sich führen, während sie ihren Gedanken nachhing. Kunze hatte offensichtlich kein Problem damit, ein paar Fragen unbeantwortet zu lassen, wenn er dafür befördert wurde. Er bekam nun den Posten, den er sich gewünscht hatte. Genauso war es schon im Oklahoma-City-Fall gelaufen. Dennoch hatte er ihr seine Akten von damals ausgehändigt. Irgendwie schien ihn sein Gewissen doch zu plagen. Aber was war dann heute passiert? Vielleicht wurde es einfach von Mal zu Mal leichter, wenn man einen weiteren Teil seiner Seele verkaufte.
Hatte Kunze die CAP ins Spiel gebracht, weil er sie von Anfang an als Sündenbock im Auge gehabt hatte? Würden Chad Hendricks und Tyler Bennet nun für den Bombenanschlag auf die Mall of America verantwortlich gemacht werden? Sollten die dreiundvierzig Toten jetzt auf ihr Konto gehen? Und was war in Phoenix passiert? Zwar hatte es diesmal keine Helfer und auch keine Sündenböcke gegeben. Aber andererseits hatte Kunze die örtliche Polizei auch nicht über die Vorfälle informiert. Sie suchten weiterhin nach zwei jungen Collegestudenten, die im Verdacht standen, den weißen Chevy gestohlen zu haben.
Und was konnte Maggie tun? Sie war offiziell vom Fall abgezogen worden.
Vergangene Nacht hatte sie nicht einschlafen können. Stattdessen war sie erneut sämtliche Dokumente durchgegangen, hatte Akten durchstöbert und Zeitungsartikel gelesen. Sie hatte gehofft, bei Kunze auf ein offenes Ohr zu stoßen. Ihr war nicht klar gewesen, dass er bereits seinen Entschluss gefasst hatte.
Nach dem Verlassen des FBI-Gebäudes hatte sie nur auf Verdacht einige Telefonate getätigt. Es gab noch einige Leute, die ihr einen Gefallen schuldeten. Und jetzt war es an der Zeit, diese Schulden einzutreiben. Herausgekommen war nicht viel. Jedenfalls nicht genug, um eine gesamte Karriere aufs Spiel zu setzen.
Irgendwann fand sie sich im Zentrum wieder, zurück in der Washington Avenue, nicht mal vier Häuserblocks vom FBI-Gebäude entfernt.
Charlie Wurth wartete in der Eingangshalle auf sie.
„Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie das tun wollen?“, fragte er, während sie die Sicherheitskontrolle passierten.
„Auf jeden Fall. Aber ich könnte verstehen, wenn Sie Ihre Meinung geändert hätten.“
„Au contraire, cherie. Ich denke, ich bin Ihnen was schuldig. Außerdem habe ich ja meinen Job bekommen, weil ich ein Aufrührer bin. Aber glauben Sie denn, unser Freund könnte es sich vielleicht anders überlegt haben?“
„Er meinte, er wollte sich hier mit uns treffen.“ Noch während sie das sagte, zweifelte Maggie daran, dass er sein Versprechen auch einhalten würde.
Sie fuhren schweigend im Fahrstuhl nach oben. Inzwischen hatten sie ihre Mäntel ausgezogen und über den Arm gelegt. Maggie bemerkte, dass Wurth sich umgezogen hatte. Er trug einen stahlblauen Anzug mit zitronengelbem Hemd und dazu eine orangefarbene Krawatte. Sie sah dagegen in ihrem marineblauen Kostüm unauffällig und geschäftsmäßig aus. Nebeneinander liefen sie den Flur entlang zum hinteren Ende, wo sich eine Reihe von Büros befand.
„Hallo, haben Sie einen Termin?“, erkundigte sich die junge Frau am Empfangstresen, als die beiden einfach an ihr vorbeigingen und direkt auf die Tür hinter dem Schreibtisch zustrebten.
„Entschuldigung!“ Sie versuchte sie aufzuhalten.
„Es ist schon in Ordnung“, rief Senator Foster aus seinem Büro. „Kommen Sie herein, Deputy Director
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