Blutiger Freitag

interessiert. Als sie McVeigh hatten, mussten unsere Untersuchungsergebnisse hieb- und stichfest sein, um ihn vor Gericht zu bringen. Wir mussten ihn ja irgendwie festnageln, oder? Alles, was darüber hinausging, wurde ... eliminiert.“ Er machte eine Pause und musterte sie eingehend. Als müsse er sich vergewissern, dass die Informationen bei ihr angekommen waren.
    Maggie wartete.
    „Sehen Sie, ich habe keine Ahnung, ob dieser Projektmanager überhaupt derselbe Mann sein kann“, sagte Kunze. „Es ist auch letztendlich nicht wichtig. Aber die Ähnlichkeit mit Oklahoma City ist beunruhigend. Ich glaube, dass es sich hier um mehr als eine habgierige Sicherheitsfirma handelt. Dass es um mehr geht als nur darum, die Leute aufzurütteln, indem man einen Störsender mit einer Bombe vertauscht.“
    „Sie glauben nicht, dass dieser Projektmanager ein Terrorist ist, der die Gunst der Stunde nutzt?“
    Er zuckte die Schultern.
    „Nach dem Oklahoma-City-Fall gab es einen Journalisten ...“ Kunze senkte die Stimme und lehnte sich zu Maggie vor. „Der meinte, dass McVeigh und Nichols von einem FBI-Informanten hereingelegt wurden, der als Lockspitzel diente.“
    „Wollen Sie damit andeuten, das Oklahoma-City-Bombenattentat wäre von der Regierung inszeniert worden?“
    „Nicht von der Regierung, um Gottes willen. Aber vielleicht von jemandem innerhalb bestimmter Regierungskreise. Jemand, der genug Macht und politischen Einfluss hat. Jemand, der denkt, dass wir 1993 die Warnung durch den ersten Anschlag auf das World Trade Center ignoriert haben. Jemand, der meint, man müsse die Leute aufrütteln. Klingt das bekannt?“
    „Glauben Sie, dass Henry Lees Geheimgruppe existiert?“
    Wieder ein Schulterzucken.
    „Sie dachten, es wäre die CAP“, erinnerte sie ihn.
    „Er sagte Ihnen, das sei ein Tarnmanöver, eine Ablenkung. Eine Verbindung dazu hat er nicht abgestritten. Auf diese Weise könnten sie die Studenten rekrutiert haben. Sie haben die CAP vielleicht genauso benutzt wie diese Kids.“
    „Und wer sind siel“
    „Ist es so weit hergeholt, dass es noch andere Unternehmer wie Henry Lee gibt, die mit ehrenvollen Absichten begonnen haben und dann vom Weg abgekommen sind? Er hat von Geschäftsverträgen gesprochen. Nach der Geschichte in Oklahoma City wurden eine Menge Verträge mit Firmen abgeschlossen. Verwaltungsgebäude mussten wieder aufgebaut werden, neue Überwachungsanlagen eingerichtet, mehr Personal musste eingestellt werden.“
    „Ich muss Ihnen gestehen, dass ich nicht viel von Verschwörungstheorien halte“, sagte Maggie. Vielleicht war sie lediglich übermüdet, aber sie konnte die Fäden nicht mehr zusammenführen, die Kunze vor ihr auslegte.
    „Wichtig ist nur, dass es einige grundlegende Gesetzesänderungen bezüglich des Heimatschutzministeriums geben wird. Es geht nicht nur um ein paar Dollar für Phoenix. Vor Weihnachten wird vielleicht noch über einige riesige Summen abgestimmt werden. Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber es wird um die Verschärfung der Sicherheitsvorschriften gehen. Das ist dann Voraussetzung, wenn man staatliche Zuschüsse beantragen will.“
    „Lassen Sie mich das noch mal wiederholen.“ Maggie stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die Hände. „Sie meinen, der Projektmanager hinterlässt sozusagen seine Duftmarke, indem er sich auf Oklahoma City beruft? Und gleichzeitig deutet er an, dass diese Attentate beide Male von einer konspirativen Regierungsgruppe angeordnet wurden?“
    Kunze wollte etwas sagen, doch sie hob die Hand, um ihn zu stoppen. „Korrigiere: nicht eine Regierungsgruppe, sondern ein Team von Geschäftsleuten. Einige einflussreiche Unternehmer, die einen professionellen Terroristen angeheuert haben, um einen Gesetzentwurf im Kongress durchzudrücken? Das ist doch Wahnsinn!“
    Kunze lehnte sich zurück und seufzte. „Sie haben recht. Es klingt weit hergeholt.“ Er stand auf, streckte die Arme über den Kopf, beugte den Hals vor und zurück und signalisierte damit, dass dieses Gespräch beendet war. Ob es noch offene Fragen gab oder nicht. Dann, als fiele es ihm gerade noch ein, zeigte er auf den Ordner. „Tun Sie mir einen Gefallen, sehen Sie den einfach noch mal durch.“

71. KAPITEL
    Auf dem Flug von Minneapolis
    Patrick war noch nie mit einem Privatjet geflogen. Die breiten lederbezogenen Sitze konnte man drehen und zurückklappen. Die Flugzeugwände waren mit Holzpaneelen beschlagen, der Boden war mit Teppich ausgelegt.