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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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nach Vergeltung und Rache zu verstehen?
    »Einen großen Humpen Wein für die Hofmännin«, forderte Georg Metzler gerade und stieß eine der Mägde in die Rippen. »Schaff ihr auch Braten – aber achte darauf, dass an dem Stück nicht nur Fett ist!«
    »Schon recht.« Die Frau mit den Federn im Haar machte eine obszöne Handbewegung und grinste den Wirt von Ballenberg an. »Aber wie du dich auch um sie bemühst – zu dir wird sie deshalb doch nicht ins Bett steigen, Metzler-Georg.« Sie schoss einen Blick zu der Frau mit den schwarzen Haaren hinüber, deren Augen noch immer auf Hannes Rebmann ruhten. »Nimm ruhig mit mir vorlieb«, fügte sie hinzu, »ich kenn auch ein paar unterhaltsame Kunststückchen.«
    Der Wirt von Ballenberg leckte sich über die Lippen. »Warte,Weibsstück«, gab er zurück, »wenn ich dich in die Finger kriege, später am Abend! Dann sollst du mich erst richtig kennen lernen!«
    »Werden sehen«, sagte die Frau mit den Federn und grinste. »Was würdest du denn machen, Metzler-Georg, wenn ich mir zur Abwechslung mal einen anderen aussuchen würde ... den Neuen da zum Beispiel?«
    Sie ließ den Blick zu Hannes wandern. Der drehte den Kopf weg. Georg Metzler und Jäcklein Rohrbach brachen in Gelächter aus. »Lass den Georg nur und versuch ruhig dein Glück, Katzen-Grete«, meinte Rohrbach, nachdem er sich wieder von seinem Heiterkeitsanfall erholt hatte. »Es gibt so manchen Frischling im Lager, der das Leben noch nicht kennen gelernt hat.«
     
    »Soweit ich es verstanden habe, wollen Metzler und Rohrbach sich und ihre Heere zusammentun«, sagte Florian Geyer zu Albrecht. »Ein einiger Heller Haufen aus dem Odenwald und Neckartal soll es sein – unter einer Fahne. Sie wollen sich Evangelische Brüderschaft nennen ... wie auch anders? Es gibt eh keinen unter ihnen, der es nicht mit dem Doktor Luther hielte.«
    Albrecht schwieg einen Augenblick. »Und Ihr, Vetter?«, fragte er schließlich. »Habt Ihr auch vor, mit Eurer Schar in den Hellen Haufen einzutreten?«
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Florian Geyer. Aus seiner Stimme sprach energische Ablehnung. »Ich möchte meine Leute selbst befehligen und meine Taktik den Gegebenheiten anpassen. Weder der Metzler noch der Rohrbach sind erfahrene Kriegsleute. Bei dem, was wir vorhaben, dürfen uns aber keine Fehler unterlaufen, denn unser Gegner ist mit allem vertraut, was die Kriegsführung und die Handhabung von Waffen betrifft.«
    »Ja, gibt es denn im Hellen Haufen überhaupt genügend Männer, die wissen, wie man Krieg führt?«, fragte Albrecht.
    »Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Florian Geyer, diesmal sorgenvoll. »Sie sind zwar voller Mut und Entschlossenheit, die Bauern – aber so oft ich es dem Jäcklein Rohrbach auch schon angetragen habe, er und sein Freund Metzler wollen sich die Führung des Bauernheeres einfach nicht aus der Hand nehmen lassen. Und dabei –« Er verstummte.
    »Es wäre wahrhaftig klüger von diesen zwei Wirten, wenn sie sich geübte Männer zu Hauptleuten wählen würden«, sagte Albrecht. »Sind nicht mehrere Junker in den Hellen Haufen eingetreten? Die kennen sich doch aus in der Kriegsführung und könnten –«
    »Sie sind vom Adel«, gab Florian Geyer mit dumpfer Stimme zurück. »So, wie die Stimmung augenblicklich brodelt, würden die Männer des Bauernheeres ganz bestimmt keinem Junker folgen.«
    »Das mag sich geben.« Albrecht nickte, als wolle er sich seine Worte selbst bestätigen. »Wenn sie erst einmal begriffen haben, dass ihnen vom niederen Adel keine Gefahr droht ...«
    Er vollendete den Satz nicht, und auch Florian Geyer schwieg. Die Sonne war untergegangen. Die ringsum brennenden Wachfeuer leuchteten als gelbe Lichtpunkte durch die sinkende Dunkelheit, wohingegen der schon beinahe volle, zunehmende Mond ein silbriges, fahles und dunstiges Licht bot. Im glitzernden Wasser der Jagst aber spiegelte sich, umgeben von einem schimmernden Hof, hell und strahlend der Abendstern.
    Albrecht hob das Gesicht zum Himmel. Schleierdünne Wolken, getrieben von einem sanften Wind, wehten darüber hin; ob Anna jetzt vielleicht auch den Blick zum Himmel gerichtet hielt und an ihn dachte?
    »Vielleicht reicht es aus, wenn wir den Herren einen Warnschuss verpassen«, sagte Albrecht gedankenverloren, »vielleicht gehen sie auf unsere Forderungen ein, wenn wir gleich im erstenTreffen den Sieg über sie davontragen. Was meint Ihr, Vetter?«
    »Es wäre zu wünschen«, seufzte Florian Geyer. »Gebe Gott, dass es

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