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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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erst umbringen müssen, bevor du dir nehmen kannst, was mein ist!«
    Albrecht hob seinen Degen, um den Schlag abzuwehren, der jetzt erfolgen musste. Doch wieder warf Anna Elisabeth sich dazwischen. »Genug«, rief sie, außer sich vor Zorn, »ich dulde nicht, dass um mich gestritten wird wie um eine Ware!«
    Albrecht senkte die Waffe wieder. Doch Hannes Rebmann ließ sich nicht mehr von seinem Vorsatz abhalten. »Du wirst es schon leiden müssen, Annelies«, stieß er hervor, »dass ich diesen adligen Schurken aus dem Weg räume. Es ist mein Recht!«
    Damit drang er auf Albrecht ein. Doch der steckte mit einemsanften Blick auf Anna Elisabeth seinen Degen in die Scheide. Dann hob er beide Hände. »Ich fechte nicht mit dir, Rebmann«, sagte er entschlossen. »Stich mich ab, wenn du es fertig bringst, einen Wehrlosen zu töten.«
    Hannes Rebmann hielt in der Bewegung inne. Ein Ausdruck der Unsicherheit und des hilflosen Zorns breitete sich auf seinem Gesicht aus; er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. »Feigling«, knirschte er, »nicht einmal kämpfen willst du um sie?«
    »Du irrst dich, Rebmann«, erwiderte Albrecht in ruhiger Gelassenheit, »für sie würde ich gegen alle Feinde dieser Welt antreten, wenn es sein müsste. Aber Anna hat uns beiden doch deutlich gemacht, was sie will. Darum respektiere auch du ihren Wunsch. Gib sie frei – und zwischen uns soll Frieden herrschen.«
    Hannes Rebmann war jetzt blutrot geworden. »Frieden?«, schrie er unbeherrscht. »Nie ... niemals kann Frieden sein zwischen einem Bauern und einem ... Wolf von Weißenstein!«
    Er sah Anna Elisabeth an, doch die begegnete seinem Blick mit abweisender Kälte. »Ich liebe ihn, Hannes«, sagte sie hart. »Daran wirst du nichts ändern – und solltest du Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Ich bin sein, nicht dein. Das musst du verstehen.«
    Einen Augenblick ruhte Hannes Rebmanns Blick suchend auf ihrem Antlitz. Dann, als er keine Nachgiebigkeit, kein Verständnis mehr darin finden konnte, senkte er den Kopf. »Dann geh doch«, grollte er, »geh und wirf diesem Hund deine Ehre in den Rachen ... und möge es dir so vergolten werden, wie du es verdienst, Hure ... !«
    Albrechts Hand fuhr wieder nach der Klinge. Doch Anna Elisabeth hielt sie fest. »Er weiß nicht, was er sagt, Albrecht«, beruhigte sie ihn, »weil er nicht versteht, was mit uns ist. Lass ihn – mit der Zeit wird er es schon begreifen und seine Ruhe wiederfinden.«
    Damit schob sie die Hand unter seinen Schwertarm, hängte sich bei ihm ein und zog ihn weg. Er folgte widerstrebend. Hannes Rebmann blieb mit seiner hilflosen Wut allein zurück.
     
    Sie gingen langsam und Hand in Hand. Die Wachfeuer, die vor den Zelten des Lagers brannten, waren kleine helle Funken in der Ferne, die mehr und mehr vom Dunst der sinkenden Nacht verhüllt wurden. Albrecht schritt wie im Traum neben Anna Elisabeth; die unfassbare Tatsache, dass sie, nach der er sich so sehr gesehnt hatte, wahrhaftig bei ihm war, nahm ihm für den Augenblick die Sprache.
    Anna Elisabeth schien es, als schwebe sie. Seine Hand, die ihre hielt, war warm und wirklich; sein Puls war deutlich zu fühlen – stark und stetig und so schnell wie ihrer. Er hatte sich für sie ausgesprochen vorhin, in Gegenwart von Hannes Rebmann, und alles war klar. In Anna Elisabeth waren keine Fragen mehr – so wenig, wie sie je Zweifel an ihrer Liebe gehabt hatte, so wenig zweifelte sie jetzt noch an seiner. Ihr Herz sang. Es war Frühling.
    Albrecht hielt auf eine kleine Baumgruppe zu, die am Fuß des steilen Anstiegs zur Burg aufragte, und in deren unmittelbarer Nähe keine Zelte standen. Hier war es still; niemand störte hier den Zauber der Frühlingsnacht. Unter den Ästen einer jung belaubten Buche, dicht am silbrigen Stamm des Baumes, war weiches Gras, das zum Ruhen einlud. Albrecht setzte sich und zog Anna Elisabeth mit sich auf den dichten Rasen nieder. »Ich bin überwältigt«, flüsterte er, »etwas Schöneres als deine Gegenwart hätte ich mir nicht einmal in meinen Träumen ausmalen können ...«
    Sie antwortete nicht gleich, sondern schmiegte sich nur an ihn. Nach einer Weile sagte sie leise: »Weißt du – ich hatte schon die Hoffnung verloren, dich je wiederzufinden. Dannplötzlich sah ich dich, und ich wusste, dass ich dich von jetzt an nie mehr verlieren werde.«
    »Mein liebes Herz ...« Er schlang die Arme um sie und hielt sie ganz fest. »Ich wäre bald zu dir zurückgekehrt, und dann hätte ich

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