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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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war so entsetzt, dass sie kaum noch klar denken konnte. War Hannes Rebmann unter den Toten? Diese Frage begann in ihrem Kopf zu kreisen.
    »Nun«, erklärte Albrecht, »Georg von Waldburg wird den stadtgesessenen Bürgern Geld geboten haben, oder Privilegien – falls sie den Bauern in den Rücken fallen. Und das haben sie getan.«
    »Wie?«, fragte Anna Elisabeth mit blassen Lippen.
    »Sie haben die Geschütze ihrer Stadtmauer auf die Männer der Evangelischen Bruderschaft gerichtet.« Albrecht zog die Schultern hoch, als friere er. »Der Truchsess griff den Hellen Haufen von der einen Seite an, und die Böblinger Geschütze mähten sie auf der anderen nieder. Es gab keinen Ausweg ... nur ein ungeordneter Rückzug war noch möglich. Und den Jäcklein haben sie, nachdem sie ihn gefangen hatten, nach Neckar-Gartach gebracht, wo sie ihn ...«
    Er konnte nicht weitersprechen, sondern legte nur in einer schmerzlichen Geste die Hand über die Augen.
    »Sag es mir«, forderte Anna Elisabeth. »Ich will’s erfahren, damit ich weiß, was dich so sehr erschüttert!«
    »Sie haben ihn bei lebendigem Leib geröstet«, flüsterte Albrecht mit Entsetzen in der Stimme. »Sie haben ihn an einem Baum aufgehängt und ein Feuer unter ihm angezündet.
    Es muss Stunden gedauert haben, bis er endlich ausgelitten hatte ...«
    »O Albrecht!« Anna Elisabeth nahm seine Hand und presste sie hart. »Und was wird nun aus der Sache der Bauern?«
    Albrecht erwiderte ihren Händedruck. »Morgen stürmen wir den Frauenberg«, sagte er. In seinen Augen, in denen eben noch Schrecken gestanden hatte, glimmte plötzlich Zorn auf. »Wendel Hipler verhandelt immer noch in Heilbronn – der unverbesserliche Gutmensch. Aber Florian Geyer und ich, wir sind uns längst darüber im Klaren, dass Vernunft in dieser Lage nichts mehr bewirken kann. Nun muss Gewalt herrschen, und nur noch die Waffen können eine Wende bringen!«
    »Nein, Liebster, nein!« Anna Elisabeth hielt seine Hand, die sich zur Faust ballen wollte, verzweifelt fest. »Wollt ihr nicht wenigstens abwarten, bis ihr Nachricht von den Unterredungen habt, die der Kanzler von Hohenlohe führt? Er ist doch ein kluger Mann – er wird immer noch einen Weg finden, wie man die hohen Herren zum Umdenken bringt. Gebt ihm die Möglichkeit dazu, bevor noch mehr Menschen ihr Leben verlieren !«
    Albrecht bedachte sie mit einem zärtlichen, aber auch mitleidigen Blick. »Mein Abendstern«, sagte er sanft, »du bist eine Frau, und darum verstehst du auch nicht, was Fürsten dazu treibt, Krieg zu führen. Es ist die pure Lust am Streiten, und, wahrhaftig – der Truchsess von Waldburg gehört in jedem Fall zu denen, die lieber den Krieg als die Verhandlung wählen würden, um Konflikte zu lösen.«
    »Aber Wendel Hipler hat doch –«, setzte Anna Elisabeth an.
    Doch diesmal wurde sie von Albrecht unterbrochen. »Wendel Hipler ist nicht vom Adel«, sagte er sanft. »Er hat nach dem, was Jäcklein Rohrbach in Weinsberg verbrochen hatte, keine Möglichkeit mehr bekommen, sich noch einmal Gehör zu verschaffen. Man hält ihn hin, um die Bauernschaft in dem Glaubenzu lassen, es gebe noch etwas zu gewinnen. Aber die Wirklichkeit sieht völlig anders aus. Glaub mir, Liebste.«
    Einen Augenblick lang sah Anna Elisabeth ihm in die Augen. Dann senkte sie den Kopf. »Ich glaube dir ja, Albrecht«, flüsterte sie, während sie versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten, »ich habe nur solche Angst ...«
    Er nahm sie in die Arme. »Lass uns nicht den Mut verlieren«, flüsterte er ihr zu, »es kann noch alles gut werden. Daran glaube ich ganz fest.« Mit einer beiläufigen Handbewegung rief er den Wirt herbei. »Bringt mir einen Krug Bier«, befahl er dem Mann, der dienstbeflissen sofort erschien.
    Während der Wirt schnell seiner Aufgabe nachkam, wandte sich Albrecht wieder an Anna Elisabeth. »Heute bin ich nicht nur gekommen, um bei dir zu sein«, sagte er ernst. »Ich will, dass wir noch an diesem Abend eine Verabredung wahrnehmen.«
    Sie suchte seinen Blick. In ihren Augen zeigte sich neue Furcht. »Was für eine Verabredung?«, fragte sie bebend.
    Er nahm beruhigend ihre Hand. »Du trägst einen goldenen Ring am Band um deinen Hals«, erwiderte er, »und der soll ab heute an deinem Finger stecken. Ich möchte, dass unsere Verbindung den Segen erhält.«
    »Du willst ...« Sie konnte nicht weitersprechen. »Warum gerade jetzt?«, fragte sie nach einigen Herzschlägen. »Was drängt dich dazu?«
    Er umarmte sie noch

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