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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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hüllte seine Liebste in den warmen Mantel und half ihr vom Boden auf. In der Nähe stand ein kleiner Schober, in dem Stroh gelagert war. Hier hinein führte er Anna Elisabeth.
    »Ab morgen schaffe ich dir eine standesgemäße Unterkunft«, sagte er, nachdem er ihr ein Bett bereitet hatte. »Eine Frau von Weißenstein muss sich nicht mit einem Lager wie diesem zufrieden geben ...«
    Anna Elisabeth lehnte sich in träger Glückseligkeit an seine Brust. »Wenn du nur bei mir bist«, gab sie zurück, »dann nehme ich selbst mit hartem Stein oder dem nackten Erdboden vorlieb.«

D IE SPIELE DER MÄCHTIGEN
    A lbrecht hatte Anna Elisabeth in einem kleinen Gasthof in Würzburg untergebracht und dem Wirt die Zeche auf eine Woche im Voraus bezahlt. »Hier kann niemand dich behelligen«, hatte er ihr gesagt, als sie in der Kammer allein gewesen waren. »Im Lager wären wir keinen Augenblick ungestört, und ich will nicht, dass man dich mit scheelen Augen ansieht, nur, weil wir noch nicht offiziell –«
    »Mein Ritter von Weißenstein«, hatte sie ihn lächelnd unterbrochen, »du irrst. Wir sind offiziell – wie die Welt es auch betrachten mag. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde mich der dummen Bemerkungen und der scheelen Blicke schon zu wehren wissen.«
    Das lag nun eine Woche zurück, und Albrecht hatte mit Verwunderung feststellen dürfen, dass sie sich tasächlich Achtung zu verschaffen gewusst hatte. Wenn sie in der niedrigen Gaststube ihr Essen zu sich nahm, dann speiste sie – und der Wirt, der eigentlich ein recht ungehobelter Kerl war, bediente sie mit ausgesuchter Höflichkeit. Von Anfang an hatte er keinerlei Fragen gestellt, sondern war, bewogen durch Anna Elisabeths Haltung, davon ausgegangen, sie sei die Gemahlin des jungen Freiherrn, der, wann immer er konnte, seine Zeit mit ihr verbrachte.
    Heute war der vierzehnte Tag des Mai. Anna Elisabeth saß am Fenster, vor sich die Schüssel Brotsuppe, die ihr der Wirt mit einem tiefen Bückling dargeboten hatte, und schaute hinausauf die Gasse. Der Nachmittag ging dem Ende zu; schon waren die Schatten tiefer geworden, das Tageslicht hatte abgenommen, und die ersten Laternenträger kamen vorüber. In der Stadt wimmelte es von Bewaffneten; auch jetzt zog eine kleine Truppe mit geschulterten Hellebarden am Fenster vorbei. Doch Anna Elisabeth wusste: Der größte Teil des Hellen Haufens war vor Tagen aus Würzburg abgezogen; wohin, das hatte ihr der Wirt nicht sagen können.
    War Hannes Rebmann bei denen gewesen, die die Stadt verlassen hatten, oder hielt er sich noch hier auf – bei den Truppen, die den Frauenberg belagerten? Auch das hatte sie nicht in Erfahrung bringen können, und es schmerzte sie ein wenig. Immerhin war Hannes ihr seit der Kindheit vertraut, und es war schwer, sich völlig von ihm loszusagen. Wenigstens die Freundschaft zu ihm hätte sie gerne erhalten ...
    Die Tür der Gaststube öffnete sich. Albrecht trat in den niedrigen Raum ein, dessen schwere, schwarz gerußte Deckenbalken den Eindruck von noch größerer Enge erweckten. Er widmete dem Wirt, der vor ihm einen tiefen Kratzfuß gemacht hatte, ein kleines Kopfnicken und wandte sich dann Anna Elisabeth zu. »Meinen liebevollen Gruß«, sagte er und verneigte sich kurz vor ihr. »Ich könnte mir vorstellen, du hast die Nachricht schon vernommen ...«
    Seine Stimme hatte belegt geklungen, rau beinahe, und er war blass. Anna Elisabeth erschrak. »Was für eine Nachricht?«, forschte sie und suchte schon in seinem Gesicht nach einer Antwort auf ihre Frage.
    Albrecht setzte sich zu ihr auf die Bank. »Dann weißt du es noch nicht«, murmelte er. »Umso schlimmer ...«
    Sie spürte, wie Angst in ihr aufkeimte. »Was soll ich denn wissen?«, drängte sie. »Sag mir’s doch, Albrecht!«
    »Die Bauernschaft«, gab er mit plötzlich tonloser Stimme Auskunft, »sie ist geschlagen worden – vor Böblingen. Ein sehrgroßer Teil des Hellen Haufens ist vernichtet ... und sie haben Jäcklein Rohrbach gefangen genommen ...«
    »Oh ...« Jetzt griff der Schrecken nach Anna Elisabeths Herz. Sie konnte nichts sagen, sondern schloss nur kurz die Augen.
    »Wie viele gefallen sind, wissen wir noch nicht genau«, setzte Albrecht seinen Bericht fort, »aber es müssen weit mehr als tausend sein. Die Böblinger, die den Unsrigen Unterstützung zugesagt hatten, müssen vom Truchsess erpresst worden sein ... oder bestochen. Florian Geyer meint, es sei eher das Letztere gewesen.«
    »Was heißt das?« Anna Elisabeth

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