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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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tun.«
    »Genauso wenig wie wir.«
    »Und was soll nun werden?«, fragte Albrecht.
    »Auch das sagte ich schon«, erwiderte der Geyer langsam. »Könnten wir den Frauenberg erstürmen und den Bischof auf unsere Seite zwingen, dann wäre viel gewonnen. Das Bauernheer müsste dann nur noch die nächste Schlacht bestehen ...«
    »Gegen wen?«
    »Die Herren des Schwäbischen Bundes haben ein Lanzknechtsheeraufgestellt«, murmelte Florian Geyer. »Der Truchsess von Waldburg führt es, und den kenne ich ...«
    »Hab auch von ihm gehört«, murmelte Albrecht. »Er soll ein harter Mann sein.«
    »Vor allem ist er wütend entschlossen, dem Treiben der Bauern ein Ende zu setzen«, erwiderte der Geyer mit tief gerunzelter Stirn. »Seine Truppen sind auf dem Marsch ... mag sein, dass schon in ein paar Tagen das Treffen mit dem Hellen Haufen fällig ist.«
    Draußen war es mittlerweile beinahe vollständig Nacht geworden. Aber die Stille, die bis jetzt geherrscht hatte, wurde mehr und mehr von Geräuschen unterbrochen – Hornsignale schallten auf, schwere Räder knirschten, Hufe stampften oder trampelten langsam fürbass, Marschtritte erzeugten einen vibrierenden Rhythmus ...
    »Da kommt der Rest der Evangelischen Bruderschaft«, sagte der Geyer. In seiner Stimme schwang Müdigkeit mit. »Die Kerle werden wahrscheinlich wieder die ganze Nacht brauchen um auszulosen, wohin sie ihre Zelte stellen dürfen. Ich ziehe mich zurück, Vetter.« Er sah Albrecht an. »Was ist mit Euch?«
    Albrecht schüttelte den Kopf. »Ich könnte jetzt noch kein Auge zutun«, sagte er, »und darum werde ich mir noch einen Überblick über die Zahl der Bauern verschaffen. Es heißt, der Berlichingen ist mit seinen Leuten auch dabei. Vielleicht finde ich ihn und kann ihn ein bisschen ausfragen.«
    Florian Geyer nickte. »Bis später dann.« Er ging ins Zelt und schloss die Eingangsklappe. Albrecht wanderte langsam durch die Lagergasse zu dem großen freien Platz hinüber, auf dem inzwischen die ersten Trosswagen angelangt waren. Männer liefen mit Pechfackeln hin und her, um den Fuhrwerken den Weg zu beleuchten. Eben rollte mit knirschenden Rädern ein Ochsengespann herein. Es war hoch beladen mit Säcken, dieGott weiß was enthielten, und neben dem Fuhrmann mit drei weiteren Personen besetzt.
    Albrecht kniff die Augen zusammen. Den einen der Männer, den, der neben dem Fuhrmann saß – den kannte er doch! War das nicht dieser Müller aus Annas Dorf – dieser Rebmann?
    Gott, hatte der Kerl sich malerisch herausgeputzt ... trug eine dunkelrote, geschlitzte Hose und ein Federbarett, das sich auf seinem ungepflegten Strubbelhaar allerdings recht sonderbar ausnahm. Der andere, ein schlanker Mensch mit einem Gaunergesicht und Wieselaugen, war dagegen viel bescheidener gekleidet, obwohl dem die bunte Pracht besser zu Gesicht gestanden hätte ...
    Die dritte Person in der Mitte zwischen dem Ochsentreiber und Hannes Rebmann war sehr viel kleiner von Statur und in einen dicken dunklen Mantel eingepackt, dessen Kapuze das Gesicht so gut wie ganz verhüllte. Albrecht konnte es nicht erkennen. Dennoch begann sein Herz unvermittelt wie wild zu schlagen, und er musste an Anna denken.
    Ob sie so oft an ihn dachte, wie er an sie? Ob sie wohl auch so sehnsuchtsvoll von ihm träumte? Albrecht blieb einen Augenblick am Rand des Platzes stehen und sah zu, wie der mit den Ochsen bespannte Wagen langsam an die Stelle rollte, die ihm angewiesen wurde.
    Der Rebmann stieg vom Bock. Ihm folgten der Fuhrmann und der andere Bursche. Die kleine Gestalt in dem dicken, alles verhüllenden Mantel blieb oben sitzen. Aber sie warf die Kapuze ab ...
    Albrecht sah ihr Profil im Schein der Fackeln. Die feine Nase, die steile, gerundete Stirn, der hübsche Mund mit den leicht aufgeworfenen Lippen, die welligen, dunkel schimmernden Haare – all dies gehörte zu einer Frau. Und es gab auf der Welt nur eine Einzige mit so viel Anmut ...
    Er starrte zu ihr hinüber. Sie war hier. Der Kerl, dieser Rebmann,hatte sie mit hierher gebracht und setzte sie all den Gefahren aus, die einer unbescholtenen Frau in einem Feldlager drohten. Wie konnte er es wagen ...!
    Jetzt hatte der Müller ihn entdeckt und schwenkte den Arm. »Holla«, rief er, »so sieht man sich wieder!«
    Anna Elisabeth hatte den Kopf umgewendet und ihn ebenfalls gesehen. Für einen Moment saß sie stocksteif da. Dann, blitzschnell wie eine Schlange, glitt sie vom Bock des Fuhrwerks herunter, raffte ihren langen Umhang und lief zu

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