Blutiger Frühling
einmal. »Wie ich dir schon sagte«, erklärte er, während er sie an sich presste, »morgen werden wir den Frauenberg stürmen. Und du musst meine rechtmäßige Gemahlin sein, sollte ich fallen ...«
Sie erstarrte in seinen Armen. »So etwas darfst du nicht einmal denken«, wisperte sie in tiefem Entsetzen. »Ich ertrage das nicht!«
»Aber es könnte sein«, gab Albrecht zurück, »und ich will, dass deine Rechte gewahrt sind, falls es geschieht. Schau, Liebste –«,er drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Schläfe, »ich bin jung und stark, und mir wird nichts geschehen, wenn der Allmächtige es nicht beschlossen hat. Aber nur für den Fall, dass er mich doch abrufen sollte ...«
»Albrecht ... nein!« Anna Elisabeth klammerte sich an ihn. »Können wir nicht einfach all diesen Schrecken den Rücken kehren und weggehen? Können wir nicht diesen elenden Krieg –«
»Still, Abendstern.« Er tupfte einen kleinen Kuss auf ihre Lippen. »Warum weigerst du dich, mit mir vor einen Priester zu treten?«, fragte er, nachdem er ihren Mund wieder freigegeben hatte. »Willst du denn nicht wirklich meine Frau sein?«
Das hatte scherzhaft klingen sollen, aber Anna Elisabeth nahm es anders auf. »Das bin ich ja längst«, wisperte sie mit belegter Stimme und Tränen in den Augen.
»Dann gehorche mir dieses eine Mal«, erwiderte er, nun nicht mehr in diesem gespielt heiteren Ton. »Es ist mir wichtig, dich gesichert zu sehen. Tu mir die Liebe, und stell nicht alles in Frage, was ich von dir verlange.«
Anna Elisabeth schluchzte auf. Dann schlang sie die Arme um seinen Nacken und küsste ihn leidenschaftlich, obwohl der Wirt gekommen war und den Becher für Albrecht auf den Tisch gestellt hatte. »Ich würde dir bis ans Ende der Welt folgen«, flüsterte sie weinend, »aber dein Eigentum und deinen Titel begehre ich nicht...«
»Das weiß ich«, sagte Albrecht. »Trotzdem will ich, dass du ein Recht darauf hast.« Er nahm den Krug und trank. Dann stand er von der Bank auf und zog sie mit sich hoch. »Es ist alles vorbereitet«, fügte er hinzu. »Komm ... !«
In der Sakristei warteten vier Personen – zwei junge Männer in Brustharnisch und recht unauffälliger, geradezu zerschlissener Kleidung, ein drahtiger, etwa vierzigjähriger Herr, der ohne Panzer, dafür aber in dezent edler Gewandung erschienen war,und ein in schlichtes Schwarz gekleideter Priester. Sie alle musterten Anna Elisabeth mit unverhohlener Verwunderung, als sie an Albrechts Seite eintrat.
»Hier bringe ich meine Braut«, sagte Albrecht zu ihnen. »Gestattet, dass ich sie mit Euch bekannt mache.«
Die Männer verneigten sich knapp. »Herr Ulrich von Starkenberg«, stellte Albrecht Anna Elisabeth den Jüngsten vor, der kaum die zwanzig erreicht hatte, und dessen Harnisch selbst im matten Schein der beiden Kerzen seine Roststellen nicht verbergen konnte.
Anna Elisabeth neigte wortlos den Kopf und schenkte dem Mann ein flüchtiges Lächeln.
»Herr Markwart zu Rhein«, sagte Albrecht und deutete mit einer kleinen Geste seiner Hand auf den zweiten der jungen Männer.
Der verzog die Mundwinkel und lächelte strahlend zur Antwort, als Anna Elisabeth auch ihn mit einem Kopfnicken bedachte.
»Herr Florian Geyer«, bezeichnete Albrecht den dritten, nicht gewappneten Anwesenden. Der trat auf sie zu und machte eine tiefe Verbeugung. »Ich freue mich herzlich, Eure Bekanntschaft zu machen, mein Fräulein«, sagte er mit gedämpfter Stimme, in der Rührung mitschwang.
Anna Elisabeth, die bis jetzt ihre Fassung bewahrt hatte, wusste nun nicht mehr, wie sie sich geben sollte. Sie neigte noch einmal den Kopf und erwiderte zögernd: »Auch ich freue mich ...« Dann verstummte sie betreten.
Albrecht rettete sie. »Wir wollen ohne lange Umschweife zur Sache kommen«, sagte er an den Priester gewandt. »Habt Ihr die Papiere bereit?«
»Der Klosterschreiber ist rechtzeitig damit fertig geworden«, kam dessen beflissene Antwort. »Sie liegen vor und müssen nur noch unterzeichnet werden. Soll ich jetzt gleich ...?«
»Ja, ja«, erwiderte Albrecht. In seiner Stimme klang Ungeduld auf. »Schreiten wir sofort zum Wesentlichen.«
»Ihr habt es sehr eilig«, wagte der junge Herr Ulrich lächelnd zu bemerken.
Doch ein Blick aus Albrechts Augen brachte ihn zum Schweigen. »Ihr wisst genauso gut wie ich, dass die Zeit drängt, Vetter«, sagte er. »Wer weiß – vielleicht stehen wir Männer der Schwarzen Schar alle schon morgen Nacht vor unserem Schöpfer, und
Weitere Kostenlose Bücher