Blutiger Frühling
meine Braut soll dann nicht unversorgt sein.«
»Sehr richtig«, gab Herr Markwart zu. »Ich kann Euch gut verstehen, Vetter.«
»Das kann ich doch auch«, beeilte sich Herr Ulrich hastig zu bemerken, während er seine plötzliche Verlegenheit hinter betont forscher Sprache zu verbergen suchte. »Alsdann – verfahren wir, wie es Sitte ist.«
Albrecht führte Anna Elisabeth in die Mitte des dämmrigen Raumes, und der Priester begann mit der Zeremonie. »Albrecht Joachim Georg Heinrich Wolf von Weißenstein«, intonierte er, »willst du diese hier anwesende Frau aus Gottes Hand zu deiner rechtmäßigen Gemahlin annehmen, sie ehren und lieben in guten wie in schlechten Zeiten und nur ihr angehören, so lange ihr beide lebt?«
»Das will ich«, antwortete Albrecht mit lauter, tragender Stimme.
»Willst du ihr Schutz bieten in allen Gefahren – leiblichen wie geistlichen – und sie nie verlassen, bis dass der Tod euch scheidet?«
»Auch das – und von ganzem Herzen«, gab Albrecht auf diese Frage zurück.
»Und willst du den Kindern, die euch geschenkt werden, ein Hort und ein Halt sein und sie im treuen Glauben an Gott den Herrn erziehen?«
»Bei meiner Ehre«, antwortete Albrecht, »das will ich.«
»Dann frage ich dich, Anna Elisabeth ...« Für einen Augenblick wanderte der Blick des Priesters fragend zu Albrecht hinüber, doch der nickte nur ungeduldig.
Der Priester räusperte sich und setzte neu an. »Ich frage dich, Anna Elisabeth ... willst du den hier anwesenden Albrecht Wolf von Weißenstein aus Gottes Hand zu deinem rechtmäßigen Gemahl nehmen, ihn lieben und ehren, ihm gehorchen und ihm die Treue halten, bis dass der Tod dich von ihm nimmt?«
»Das will ich«, flüsterte Anna Elisabeth mit zitternden Lippen.
»Dann reicht einander die Hände«, forderte der Priester das Paar auf. Anna Elisabeth und Albrecht, die sich ohnehin die ganze Zeit bei den Händen gehalten hatten, verstärkten ihren Händedruck und knieten nieder.
Der Priester sprach den Segen. Dann war die kurze Zeremonie zu Ende. Die Urkunde, die auf dem Sakristeitisch gelegen hatte, wurde unterzeichnet. Albrecht setzte seinen Namen in schwungvollen, ausladenden Buchstaben darunter, während Anna Elisabeth ihren in unsicheren, aber ebenso großen Schriftzeichen malte. Die Namen der Zeugen wurden hinzugesetzt. Dann war es geschehen, und sie verließen die Sakristei.
Albrecht und Anna Elisabeth trennten sich sogleich wieder von den Männern, die Zeuge ihrer Trauung gewesen waren. »Feiern werden wir, wenn wir diesen Kampf bestanden haben«, sagte Albrecht zu ihnen, als sie sich voneinander verabschiedeten. »Ich weiß, Vettern – Ihr habt Verständnis dafür, dass mir heute Abend nicht der Sinn nach einem lauten Trinkgelage steht. Aber freut Euch schon einmal auf das Fest, das ich auf Weißenstein geben werde – für Euch und alle, die mir wohlgesonnen sind. Doch bevor wir tanzen können, müssen wir zuerst ...«
Er vollendete seinen Satz nicht. Herr Ulrich und Herr Markwart nickten betroffen. »Ich wünsche Euch und Eurer Brautalles Glück der Erde«, sagte Herr Ulrich, indem er Albrecht die Hand drückte.
»Dem schließe ich mich an«, war der Abschiedsgruß Herrn Markwarts.
Florian Geyer schloss Albrecht kurz und herzlich in die Arme. »Mein lieber Freund«, meinte er im Weggehen, »was soll ich lange Reden halten? Wir kennen einander gut genug, um zu wissen, was wir einander wünschen und was wir uns für die Zukunft erhoffen. Seid morgen bei Sonnenaufgang zur Stelle. Es wird ein harter Tag werden ...«
Es war sehr still in der kleinen Kammer im Gasthof des Wirtshauses. Albrecht und Anna Elisabeth hatten ihre Kleider abgelegt und die Lagerstatt bestiegen, die sie jetzt schon seit der Mondnacht am Fuß des Frauenbergs teilten. Sie sprachen nicht; beide waren zu sehr in ihre eigenen Gedanken verstrickt, als dass sie jetzt unbefangen miteinander hätten reden können.
Nach einer langen Weile richtete Albrecht sich auf und beugte sich über Anna. »Was denkst du, Liebste?«, fragte er sacht.
»Ich denke daran, dass ich dich nicht verlieren will«, hauchte sie. »Ich bete darum, dass du verschont bleibst bei dem unsinnigen Gefecht, zu dem du dich verpflichtet hast...«
»Aber es ist nicht unsinnig«, widersprach er ihr. »Es gibt so viel zu gewinnen, mein Herz ...«
»Was denn noch?«, fragte sie störrisch. »Ich meine, wir haben schon alles, was wir zum Leben brauchen. Wir haben uns ... was wollen wir noch mehr?«
Er
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