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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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er«, sagte der Wirt zuversichtlich. »Endlich muss sich das Glück doch wenden – auch wenn es bisher nicht gerade den Hellen Haufen begünstigt hat.«
    »Ihr meint – wegen der Niederlage vor Böblingen?«, versuchte Anna Elisabeth das Gespräch weiterzuführen.
    »Ja, leider sind die Böblinger von der Sache der Bauern abgefallen«, erwiderte der Wirt. »Aber wir in Würzburg – wir sind anders.« Er zwinkerte Anna Elisabeth vertraulich zu. »Wir halten’s mit dem, der am Ende gewinnen wird. Und das sind die Bauern. Denkt nur –«, er senkte geheimnisvoll die Stimme, »die schwarze Hofmännin ist noch beim Hellen Haufen, hab ich mir sagen lassen – und der, der’s mir sagte, ist absolut ehrlich. Sie wird mit ihrer Magie und ihren Zaubersprüchen das Glück schon wieder auf die rechte Seite locken. Außerdem –«, er wurde wieder laut, »außerdem hat der Schwäbische Bund nur einen zusammengewürfelten Haufen von lauter meuterischen Lanzknechten aufzuweisen. Ganze zehntausend Mann sind’s, und ein paar kleine Fürsten mit ihren Leuten. Auf der Seite der Bauernschaft dagegen kämpfen zwanzigtausend. Wer wird da wohl gewinnen – na?«
    Anna Elisabeth hatte seine letzten Worte nicht wahrgenommen, denn ein dumpfes Donnern, ein Krachen und Pfeifen lag plötzlich in der Luft. »Was ist das?«, fragte sie angstvoll den Wirt.
    »Sie beschießen den Frauenberg«, sagte der. »Sehr klug, zuerst die Mauern zu brechen. Dann können die Geyer’schen um- so leichter hinein ...«
    Anna hielt es nicht lange in der dumpfen Gaststube. Sie warf sich den Mantel über und wollte hinaus. »Das solltet Ihr nicht tun«, meinte der Wirt wohlwollend. »Kann sein, dass allerhand Kriegsleute sich in der Stadt umhertreiben. Die könnten eine unbegleitete Frau von Eurem ... Eurem schönen Aussehen für Freiwild halten ...«
    »Ich fürchte mich nicht«, erwiderte Anna Elisabeth und reckte die Schultern. »Ich muss erfahren, wie es steht ...«
    Damit verließ sie das Haus. Im Gegensatz zu dem, was der Wirt vermutet hatte, war es ungewohnt still auf den Gassen. Kaum einer war unterwegs; nur einige wenige Menschen gingen ihren Geschäften nach. Nicht einmal auf dem Markt waren heute Stände aufgeschlagen. Anna Elisabeth hatte den unheimlichen Eindruck, als sei Würzburg ausgestorben. Nur die dumpfen Donnerschläge der Kanonen waren aus der Ferne zu hören. Und gelegentlich trug der Wind Kampfgeschrei heran.
    Langsam ging sie weiter. Mit einem Mal kam es ihr vor, als folge ihr jemand, und sie sah sich unruhig um. Doch niemand war da – die Gasse, die sie entlangschritt, war menschenleer. Vor ihr klappte ein Bäcker seinen Verkaufsladen hoch; der Mann schaute ebenfalls nach rechts und links, offenbar hielt er nach Kunden Ausschau. Sehr ungewöhnlich, dachte Anna Elisabeth, denn es kam so gut wie niemals vor, dass nach frischem, duftendem Brot keine Nachfrage bestand. Dennoch näherte sich kein Käufer, weder eine Magd noch eine Hausfrau, und die Laibe, die der Mann auslegte, wurden gar nicht beachtet.
    Anna Elisabeth blieb bei dem Bäcker stehen. »Was ist das nur?«, sprach sie ihn an. »Die ganze Stadt liegt wie in Totenruhe ... habt Ihr eine Erklärung dafür, Meister?«
    Der Bäcker widmete der jungen Frau, die da vor ihm stand,einen verwunderten Blick. »Ja, wisst Ihr denn nicht?«, fragte er erstaunt. »Alle Welt hat sich in die Häuser verzogen – die Leute haben Angst vor dem Ausgang der Schlacht!«
    »Der Schlacht um den Frauenberg?«, fragte Anna Elisabeth nach. »Aber es geht doch nur um den Sitz des Bischofs und nicht um die Stadt. Die Bauern wollen –«
    »Ihr scheint mir wirklich ahnungslos, Jungfer«, unterbrach sie der Bäcker. »Sollten die Bauern es nicht schaffen, die Burg einzunehmen, dann muss ganz Würzburg leiden. Denn die Bürgerschaft hat sich ja darauf eingelassen, und –«
    »Und darum wird sie’s zu spüren kriegen, wenn der Sturm fehlgeht«, klang eine Stimme hinter Anna Elisabeth auf.
    Anna Elisabeth fuhr herum. Balthasar stand beitbeinig da und lächelte sie strahlend an. »Es sieht nicht gut aus«, fügte er hinzu. »Nach allem, was ich beobachten konnte, wehren sich die Verteidiger der Burg wie die Löwen – dazu haben sie die besseren Stückmeister und Gewehrschützen.«
    »Du ...?«, stammelte Anna Elisabeth. »Was treibst du dich hier herum? Ich dachte, du seist zu deinem Herrn zurückgekehrt...«
    Balzers Lächeln vertiefte sich. »Einen Herrn hab ich nicht«, erwiderte er trocken. »Ich komme

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