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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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nicht!«
    »Dann fürchtet den Zorn Gottes«, sagte der Priester, »bekennt Eure Sünden, Herr!«
    »Der Satan soll dich holen ...«, flüsterte der Burgherr. Der Glanz begann aus seinen Augen zu schwinden. »Ich will ... ich will ...« Ein langgezogener, leidenschaftlich ausgestoßener Hauch entfloh seinem Mund. In dem Augenblick, als die Kerze am Boden erlosch, brach auch sein Blick.
    Eberhart Wolf von Weißenstein war nicht mehr. Mehrere Atemzüge lang verharrten die Anwesenden in beklommenem Schweigen. Schließlich sprach der Priester murmelnd und mit monotoner Stimme die Worte des Vaterunsers zu Ende. Nach dem Amen erhob sich Albrecht, der niedergekniet war, von seinem Platz neben dem Bett und drückte seinem Vater mit sanfterHand die Augen zu, während der Ministrant Salböl und Weihwasserkessel bereitstellte.
    Doch der Priester wollte den Toten nicht aussegnen. »Wie kann ich ihm die Tröstungen der heiligen Mutter Kirche verleihen?«, sagte er verbissen. »Er starb ja mit einem Fluch auf den Lippen ... nicht einmal die Beichte hat er abgelegt.«
    »Ich bin mir sicher, dass mein Vater seine Sünden ehrlichen Herzens bereute«, widersprach Albrecht. »Was also sollte dich daran hindern, deine Pflicht zu tun?«
    »Ich sagte es schon.« Der Priester machte eine abwehrende Handbewegung. »Betet für ihn, Herr Albrecht. Vielleicht erbarmt sich ja Gott seiner schuldbeladenen Seele, und er fährt nicht zur Hölle ...«
    Albrecht erstarrte für einen Augenblick. Dann packte er den Pfarrer am Kragen seines Priestergewandes. »Du gibst ihm den Segen, Pfaffe«, befahl er wütend, »sonst landest du im tiefsten Loch, das auf Weißenstein zu finden ist. Der neue Herr bin ich – und sei sicher, ich werde zu gebieten wissen!«
    Der Priester schrumpfte in sich zusammen. Etwas im Blick des jungen Wolf von Weißenstein brachte ihn dazu, klein beizugeben. »Da Ihr sicher zu sein scheint, dass Euer Vater ein reuiger Sünder war, will ich Eurem Wunsch nachkommen«, murrte er, »doch mit Überzeugung füge ich mich nicht.«
    Starren Angesichtes tat er, was noch zu tun übrig blieb, und vollzog die Totensegnung. Dann verließ er wortlos und mit anklagendem Blick das Gemach. Albrecht war mit der Leiche seines Vaters allein.
    Er stand da und starrte in das stille Gesicht des Toten, das selbst jetzt noch streitbar und zornig wirkte. Widerstreitende Gefühle – Wut, Auflehnung, Schmerz und Trauer – überwältigten ihn fast. »Schon immer wolltest du mich anders haben als ich bin, Vater«, murmelte er mit schmalen Lippen, »ich musste dir als Kind die Studien in der Klosterschule abtrotzen,weil du dachtest, ein freier Herr braucht weder lesen noch schreiben zu können. Hinter deinem Rücken musste ich mich nach Wittenberg absetzen – weil du die Erlaubnis zum Studium nicht geben wolltest. Und jetzt ...?«
    Er fuhr sich über die Stirn, schloss für einen Moment die Augen. »Was du jetzt von mir verlangst, das ist zu viel«, fuhr er fort. »Es gibt kein Zurück in die alten Zeiten ... kein Fürst ist mehr angewiesen auf die Gefolgschaft freier Ritter. Heute wirbt man einfach Lanzknechte an – es melden sich ihrer genug, wenn genügend Handgeld geboten wird. Nein, Vater ...«, er fixierte den Toten noch einmal, als könne Eberhart von Weißenstein die Augen wieder aufschlagen, »die Welt hat sich gewandelt – du wolltest es bloß nicht wahrhaben.«
    Die Tür ging leise auf. Magdalene und der junge Christoph traten ins Zimmer. Albrecht blickte ihnen geistesabwesend entgegen. »Was gibt’s?«
    Die Amme warf einen kurzen Blick auf den Toten. Dann schickte sie mit einer Handbewegung den Jungen wieder hinaus. Christoph verließ mit einem verständnislosen Blick das Gemach. Magdalene sah Albrecht an. »Nun hat Herr Eberhart doch nicht mehr sagen können, was er wollte, und wir sollten des zufrieden sein«, bemerkte sie gelassen.
    »Hast du dem Jungen nicht Bescheid gegeben?«, fragte Albrecht. »Weiß er immer noch nicht, dass er –«
    »Still, mein Albrecht«, unterbrach ihn Magdalene, »es ist besser so. Gott in seiner großen Güte wird wissen, warum er Eurem Vater im rechten Augenblick die Worte nahm.«
    »Er schalt mich einen Hund, als er noch Sprache hatte«, murmelte Albrecht. »Und einem Hund wollte er das Regiment nicht überlassen ...«
    Die alte Amme warf einen zustimmenden Blick auf den Toten. »Recht so, Herr Eberhart«, sagte sie, »und da Euer ältester Sohn kein Hund ist, sondern ein Echter aus demStamm Weißenstein, so

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