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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Eichstätt zurückgewinnst«, brüllte er unbeherrscht, »ich will, dass du diesem gefräßigen Pfaffen den Handschuh hinwirfst. Unsere Reisigen stehen treu zu uns – fünfunddreißig Mann im besten Alter, und alle kampfgewohnt. Wenn du noch Bauern aus dem Dorf aushebst, müssten ... an die fünfzig ... zusammenkommen ... und ...«
    Er hustete krampfhaft. Der Wutausbruch war offensichtlich über seine Kräfte gegangen. Albrecht streckte die Hand aus und legte sie auf dem Arm seines Vaters. »Mäßigt Euch«, sagte er in einem Versuch, Herrn Eberhart zu beschwichtigen, »es tut nicht Not, Euch so darüber zu erregen.«
    »Ich übergebe dir dein Erbe erst, wenn du mir schwörst, es wieder zu mehren«, keuchte der Alte. »Also gib mir deinen Eid darauf!«
    »Wie kann ich das?« Albrecht erwiderte den wilden Blick seines Vaters mit Befremden. »Dem Bischof von Eichstätt steht eine Armee zur Verfügung. Eine Fehde gegen ihn ist nicht zu gewinnen mit unseren wenigen Männern – und seien sie noch so getreu.«
    »O ja«, stieß der Alte aus, »sie würden sterben für uns!« »Das würden sie«, stimmte Albrecht zu. »Aber was wäre mit ihrem Tod gewonnen?«
    Herr Eberhart hob noch einmal die dürre Faust. »Nichts«, knirschte er erregt, »aber sie sollen ja auch nicht in den Tod gehen, sondern unser Land zurückgewinnen! Schwöre mir ... du wirst es nicht nur versuchen – du wirst es erreichen!«
    »Einen solchen Eid kann ich nicht ablegen.« Albrecht schüttelteden Kopf. »Ich wüsste ja von vornherein, dass ich ihn brechen müsste ...«
    »Dann sieh zu, wo du bleibst.« Der Alte ließ den Kopf sinken. »Sei sicher – das Erbe übertrag ich dir nicht. Nur ein Wolf kann Herr sein zu Weißenstein!«
    »Vater!« Albrechts Stimme war eindringlich geworden. »Überdenkt Eure Worte gut – ich bitte Euch sehr! Vor allem merkt: Ich bin weder ein Wolf noch ein Lamm. Ich fühle mich als Mensch unter Menschen, und –«
    Der Alte riss die Augen weit auf und starrte seinen Sohn voller Abscheu an. »Mensch unter Menschen«, stieß er hervor, »ha! Welche Ähnlichkeit hätte denn ein Ritterbürtiger mit einem Bauern oder Handwerker oder Pfeffersack? Verrate mir doch das, Albrecht Weißenstein! Fühlst du dich etwa eins mit den Jammergestalten da unten aus dem Dorf? Dann wärst du wirklich das Schwarze unterm Fingernagel nicht wert!«
    »Der Doktor Luther sagt, vor Gott sind alle Menschen gleich«, erwiderte Albrecht lakonisch. »Er sagt außerdem, sie sollten es nach Gottes Willen auch vor der weltlichen Obrigkeit sein.«
    »Es ist mir völlig gleich, was dein Doktor Luther sagt«, schrie Herr Eberhart. »Die Meinung eines entlaufenen Mönchs schert mich keinen Deut! Ich will, dass wir vom guten Adel wieder freie Herren auf unseren Burgen sind – dass wir jagen in den eigenen Wäldern und den Zehnten einfordern von den eigenen Bauern und unser gutes Auskommen haben, wie es früher war! Ich will ...«
    Er hielt abrupt inne und schnappte heftig nach Luft. »Vater«, sagte Albrecht in neuer Besorgnis, »erregt Euch doch nicht so sehr! Das tut Euch nicht gut!«
    Herr Eberhart krallte die Hand in den weichen grauen Pelz seiner Decke. »Hätte ich mehr Luft«, zürnte er, »ich würde es noch lauter herausschreien. Sechs Dörfer haben für Weißen- stein gefront damals ... wir besaßen reiche Wälder und Landgenug! Dann kam die Teuerung ... wir mussten Fürstendienst leisten ... und die Burgen und Dörfer gingen drauf, an den gierigen Pfaffen und seine Wucherer – nur, um die Kosten zu bezahlen, die ein fremder Krieg forderte!« Er keuchte mühsam. »Doch er soll uns Land und Leute wieder herausgeben, der Schurke – so wahr ich lebe!«
    »Ich flehe Euch an, Vater«, begann Albrecht erneut, »seid still und gebt Euch erst einmal der Ruhe hin! Morgen werdet Ihr Euch besser fühlen – dann können wir –«
    Mit einer herrischen Geste brachte der Alte seinen Sohn zum Schweigen. »Ich werde nicht verhandeln«, flüsterte er heiser, »nicht heute und nicht morgen. Du kennst nun meinen Willen, Albrecht. Handle danach und schwöre, dass du ihn ausführen wirst – oder verzichte auf dein Erbe und lass dich mit Schimpf von der Burg weisen!«
    »Kann ich denn mit keinem vernünftigen Wort erreichen, dass Ihr anderen Sinnes werdet?« Albrecht heftete den Blick angestrengt auf das Antlitz seines Vaters, das auf einmal starr und wächsern wirkte. »Könnt Ihr wirklich nicht einsehen –«
    »Schwöre – oder weiche ...«, kam die schwache

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