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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Mann, ein pausbäckiger kleiner Dicker, nickte lachend. Dann setzte er sein Instrument an.
    Die Pauke schlug einen Wirbel. Anna Elisabeth war wieder an Albrechts Seite und nahm mit einem spitzbübischen Lächeln Aufstellung. »Nun könnt Ihr zeigen, ob Ihr besser tanzt als Hannes«, flüsterte sie.
    Er umfasste ihre Taille. Sie legte die Hände um seinen Nacken. Die Volte, die jetzt erklang, war noch viel lebhafter alsdie vorige. Anna Elisabeth stieß einen kleinen Schrei des Erschreckens aus, als Albrecht sie seitlich hochschwang und sie mit einem zweiten kurzen Drehschwung an seine Brust beförderte.
    Er hielt sie eng, sogar bei den Schreitschritten zwischen den Sprüngen. Unbewusst tanzte er mit ihr all die Figuren, die er von den Hoffesten her kannte. Weil er Anna Elisabeth so nah an seiner Seite führte, fiel ihm gar nicht auf, dass ihr die komplizierteren Schrittfolgen der Volte unbekannt waren. Sie folgte, so gut sie es vermochte. Und ihm misslang kein einziger Hebeschwung, so dass niemand einen Blick unter ihre Röcke geboten bekam.
    Als die Spielleute das Stück mit einem wilden Akkord beendeten und Albrecht Anna Elisabeth nach dem letzten Schwung absetzte, saugte sie atemlos Luft in ihre Lungen. »Puh«, sagte sie, »wo habt Ihr den Hupfauf so tanzen gelernt?«
    »Den – was?«
    »Den Hupfauf. Wie nennt Ihr den Tanz denn?«
    »Vo... Weiß nicht«, gab er zurück. »Ist das der richtige Name – Hupfauf?«
    »So sagen die Leute. Aber all die schwierigen Schritte und Schrittchen – auf die versteht sich hier keiner.«
    »Ach?«
    »Auch mir waren sie ganz neu.« Anna Elisabeth hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. »Tanzt man so in ... aus welcher Stadt kommt Ihr eigentlich?«
    Er wusste nicht gleich, was er antworten sollte. Sein Blick tauchte tief in ihre Augen, die ihn gefangen hielten. »Ich...«, begann er zögernd, »ich bin in ... Heilbronn zu Hause, und ...«
    Siedend heiß fiel ihm ein, dass er Christoph Amorbach als ihre Heimatstadt eingeschärft hatte. Ein Blick über Anna Elisabeths Schulter zeigte ihm, dass Christoph sich am Tresen gerade sehr gut mit diesem Johannes Rebmann zu unterhaltenschien. Die beiden Männer lachten, tranken sich zu, schienen sich bestens zu verstehen.
    »Aber zurzeit hab ich meinen Standort in Amorbach«, fügte er seiner Ausführung hastig hinzu.
    »Euren Standort? Was meint Ihr damit?«
    »Nun ...« Albrecht bemerkte, dass sein Arm immer noch um Anna Elisabeths Taille geschlungen war. Er lächelte. »Mein Arm«, sagte er, »hängt fest an meiner Schulter. Doch sein augenblicklicher Standort ist –«
    Anna Elisabeth öffnete die Augen weit. Einen Herzschlag lang sah sie ihn verwirrt an, dann errötete sie heftig und befreite sich abrupt aus seinem Griff. »Ihr führt immer noch die gleichen lockeren Reden, Albrecht Hund«, sagte sie bissig, »und Ihr könnt es einfach nicht lassen, Euch über mich lustig zu machen!«
    Er griff nach ihrer Hand. »Anna«, erwiderte er sanft, »das liegt mir fern. Ich wollte lediglich Eure Frage beantworten. Und da Ihr nun wisst –«
    »Ich weiß jedenfalls, wer Amor ist«, hauchte Anna Elisabeth in unterdrückter Empörung. »Ihr sagtet, der augenblickliche Standort Eures Armes sei –«
    »Moment ... Moment!« Albrecht hatte plötzlich die größte Mühe, ein lautes Lachen zurückzuhalten, das unter allen Umständen herauswollte. »Eins muss ich Euch lassen, Anna – Eure Gedanken gehen höchst verschlungene Wege. Es fällt mir nicht leicht, Euch zu folgen.«
    Ihr Blick war immer noch ungnädig. »Inwiefern?«, fragte sie. »Es dürfte Euch doch klar sein, dass ich Eure Anspielungen verstehe!«
    Albrecht schlug das Herz plötzlich bis zum Hals. Wie süß ihr Mund sich rundete, wenn sie sprach – und wie zauberhaft der Schlag ihrer Wimpern sekundenlang ihre Augen verschattete! Die Flügel ihrer schmalen Nase bebten ... und die Linie ihrerOberlippe entsprach genau der Waffe des kleinen Liebesgottes, den sie eben erwähnt hatte. Diesen doppelt geschwungenen Bogen zu küssen – das musste höchste Glückseligkeit sein ...
    Er senkte den Kopf, neigte sich dem lockenden Antlitz entgegen, und Anna Elisabeth wich ihm diesmal nicht aus. Ihr Blick hatte jetzt etwas Trotziges, Kämpferisches. »Nun?«, sagte sie. »Wollt Ihr mir darauf die Antwort verweigern?«
    »O nein«, erwiderte er, »und vielleicht gefällt Euch meine Antwort sogar ...«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen.« Sie kniff die Lippen

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