Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
Vom Netzwerk:
zusammen, doch er sah, dass sie ein Lächeln verbarg.
    »Dass Ihr gewitzt seid, ist mir schon bei den ersten Worten aufgefallen, die Ihr an mich gerichtet habt«, sagte er.
    Sie senkte die Lider. In diesem Moment, da der Zauber ihrer Augen ihn nicht bannen konnte, nahm er all seinen Mut zusammen. Er neigte sich noch tiefer zu ihr hinab und berührte mit dem Mund sachte ihre Lippen. »Und Ihr habt nicht nur einen klugen Kopf«, fügte er flüsternd hinzu, »Ihr seid das liebreizendste Geschöpf, das mir je begegnet ist ...«
    Sie zitterte. Sie öffnete die Augen wieder, doch Zorn und Ablehnung konnte er in ihnen nicht entdecken – nur ein jähes Erschrecken. »Lasst das sein, Albrecht«, wisperte sie, »ich bin versprochen. Wenn uns jemand sieht!«
    Sie war einen Schritt zurückgetreten, aber er ließ sie nicht fort. Als die Musik erneut einsetzte, hielt er sie an den Händen fest und zog sie in seine Arme. »Ein langsamer Tanz«, sagte er, »den müsst Ihr mir noch schenken, Anna!«
    »Aber mein Verlobter ...« Sie warf einen unsicheren Blick zum Tresen hinüber.
    »Der scheint mir gut aufgehoben«, sagte Albrecht. »Er schaut nicht einmal her.«
    Tatsächlich ließ sich Hannes Rebmann gerade einen neuen Becher Bier einschenken, und seine Aufmerksamkeit galt vollund ganz dem jungen Mann, der neben ihm stand und ihm lachend Bescheid tat. Für die Vorgänge auf dem Tanzboden hatte er keine Augen.
    Anna Elisabeth nahm einen tiefen Atemzug. »Aber nur noch den einen«, sagte sie zu Albrecht. »Unwiderruflich ...«
    Sie ließ sich von ihm in die Tanzreihe führen. Doch den altmodischen Reigen, den die Musik jetzt spielte, kannte Albrecht nicht. Immer wieder kam er aus dem Takt, brachte die Ordnung durcheinander, konnte auch mit Anna Elisabeths Hilfe nicht recht hineinfinden. Schließlich zog er sie aus der Reihe heraus. Am Rand war genügend Platz; da konnte man sich drehen, ohne die anderen zu behindern.
    Anna Elisabeth zögerte. »Sonderbar«, meinte sie, »dass Ihr wohl den Hupfauf in Vollkommenheit, aber dafür den einfachen Reigen überhaupt nicht beherrscht.«
    Woher soll ich denn wohl alle Bauerntänze können, dachte Albrecht. Er umschlang Anna Elisabeth mit beiden Armen. »Mir liegt es eher, meine Tänzerin immer bei mir zu haben«, sagte er, während er sie fester an sich zog. »Dauernd zu wechseln und eine andere führen zu müssen – das gefällt mir gar nicht!«
    »Aber so ist das nun mal beim Reigen«, gab Anna Elisabeth zurück. »Ich muss ja auch den anderen Männern dabei die Hand reichen – und glaubt mir, sie sind nicht alle die besten Tänzer!«
    Albrecht lachte leise. »Tanzen wir doch allein«, sagte er, »die Musik wird uns schon sagen, welche Schritte wir machen müssen.«
    Er wiegte sich im Rhythmus der einfachen Weise. Anna Elisabeth staunte über die Schritte, die er offenbar neu erfand und lächelnd mit ihr durchtanzte, über die Leichtigkeit seiner Bewegungen, die Grazie seiner Haltung. »Mit wem tanzt Ihr, wenn nicht gerade mit mir?«, fragte sie. »Wo tanzt man so, wie Ihr es mir hier zeigt?«
    »Ich tanze nur sehr selten«, wich Albrecht aus.
    »Das glaube ich nicht.« Anna Elisabeth blieb stehen und sah ihn an. »Ihr seid sicherlich auch versprochen – genau wie ich. Oder habt Ihr eine Geliebte?«
    Tief in ihren braunen Augen schimmerte eine Spur von Furcht – er konnte es deutlich erkennen. »Wie kommt Ihr darauf?«, fragte er verwundert.
    »Es kann eigentlich gar nicht anders sein«, murmelte Anna Elisabeth. »Ein Mann wie Ihr ist bestimmt nicht mehr ungebunden. Eure Verlobte –«
    »Ich habe keine.«
    Doch Anna Elisabeth ließ sich nicht von ihrem Gedanken abbringen. »Und wie heißt Eure Geliebte?«, fragte sie störrisch.
    Albrecht entschloss sich, sie jetzt wirklich einmal ein bisschen zum Narren zu halten. »Viola«, murmelte er zärtlich, »sie heißt Viola ... da Gamba.«
    »Seht Ihr?« Anna Elisabeth wandte den Kopf ab. »Jetzt sagt Ihr endlich die Wahrheit.«
    »Ich sage Euch immer die Wahrheit, Anna.«
    Sie sah ihn nicht an. »Ein merkwürdiger Name«, sagte sie leise, als habe sie seine Bemerkung nicht gehört.
    »Meine Viola stammt aus Cremona – im fernen Italien.«
    Anna Elisabeth hob den Blick. Der Funke der Angst war verschwunden. Stattdessen erkannte Albrecht jetzt eine leise Traurigkeit in ihren Augen. »Und Ihr liebt sie sehr«, stellte sie fest, »der Klang Eurer Stimme verrät es mir.«
    »Ich kann es kaum erwarten, ihre runden Hüften wieder einmal zwischen

Weitere Kostenlose Bücher