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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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schwärzliche Eichenholz übertragen. Außer der prächtigen hölzernen Decke wies der weiß getünchte Raum keinerlei Schmuck auf, aber Albrecht hatte sich hier immer am liebsten aufgehalten.
    Er seufzte. Es war müßig, sich vorzustellen, wie Anna diese Kemenate wohl gefallen hätte. Anna würde das Zimmer seiner Mutter nie zu Gesicht bekommen. Die Möglichkeit, sie zu gewinnen, war unwiederbringlich vertan. Nie würde es ihm gelingen, sie davon zu überzeugen, dass er mit einem Junker Hinzheim nicht zu vergleichen war. Diese Tatsache hatte er zu akzeptieren.
    Mit steifen Muskeln erhob er sich aus dem Sessel. Anstatt hier weiter zu frieren, würde er hinunter in die Küche gehen und sich dort am Herdfeuer wärmen. Das Gesinde hielt sich um diese Tageszeit sicher beinahe vollzählig dort auf – im Gespräch mit Mägden und Knechten der Burg konnte er sich von seinen schmerzenden Erinnerungen ablenken und vielleicht auf andere Gedanken kommen.
     
    Unter dem riesigen Rauchfang in der Küche der Burg flammte ein Feuer, an dem man einen Ochsen hätte rösten können. Aberhier lieferte es mehr Wärme als oben in der Kemenate, denn das tief hängende Kreuzrippengewölbe des weitläufigen Küchenraumes verhinderte den Abzug der temperierten Luft weit besser als die hohen Balkendecken der oberen Geschosse.
    Vier Mägde wirkten zusammen mit der alten Magdalene an den beiden Herden, die mit ihren separaten Kaminen eine Seitenwand einnahmen. Auf dem einen kochte in einem eisernen Kessel, bewacht von der jungen Hedwig, die Hafergrütze für das Nachtmahl. Der zweite wurde eben angeheizt. Ein kleiner Berg weißer Rüben lag da auf dem Tisch neben dem Herd; Christoph war mit seinem Jagdmesser dabei, das Gemüse in Stücke zu schneiden.
    Der Junge errötete, als er Albrecht eintreten sah, und wollte schnell das Messer aus der Hand legen. Doch die alte Magdalene hob den Finger. »Nichts da, Faulpelz«, schalt sie ihn, »du hast es Hedwig versprochen!«
    Albrecht sah seine Amme fragend an. »Wieso ist Christoph nicht auf Wache am Tor?«
    Magdalene musterte ihren jungen Herrn mit schief gelegtem Kopf. »Er treibt sich in letzter Zeit mehr hier herum«, sagte sie, indem sie ihr weißes Kopftuch zurechtrückte, »und da sehe ich es nicht gern, wenn er müßig zuschaut, wie wir arbeiten.«
    »Schon recht.« Albrecht warf Christoph einen strafenden Blick zu. »Aber sollte er nicht vielmehr Männerarbeit verrichten, als hier in der Küche Rüben zu schneiden?«
    »O – er hat schon Holz und Wasser getragen«, versuchte die kleine Hedwig Christophs Verhalten zu rechtfertigen. »Und die Rüben schneidet er nur, weil –«
    Albrecht unterbrach ihren Redeschwall mit einem Lachen. »Ich weiß«, sagte er, »weil du ihm das Versprechen abgeluchst hast. Du bist ein schlaues Mädchen.«
    »Das ist sie«, bestätigte Christoph und errötete noch tiefer. »Doch mein Versprechen hab ich ihr freiwillig gegeben ...«
    »Sonst hätte ich dich auch aus der Küche hinausgewiesen, Müßiggänger«, mischte sich die alte Magdalene ein. »Seit deiner Ausfahrt mit dem Herrn tust du gar zu hochnäsig!«
    Christophs Verlegenheit wuchs. »Wie kannst du das behaupten, Magdalene«, sagte er zornig, »wo ich doch nicht anders bin als früher!«
    »Dir mag das nicht aufgefallen sein«, widersprach die Amme, »aber wir andern, wir merken es schon. Du hast dich verändert – und nicht zu deinem Vorteil!«
    Albrecht hob eine Augenbraue. »Inwiefern?«, fragte er.
    »Dem Jungen mangelt es heutzutage an der Demut, die ihm ziemen würde«, sagte Magdalene. »Schließlich ist er nur –«
    »Genug«, schnitt Albrecht ihr die Rede ab. Er wandte sich an Christoph. »Wo sind die Gaukler, von denen mir berichtet wurde?«
    Christoph atmete sichtlich auf. »In den Pferdeställen, Herr«, antwortete er. »Ich habe ihnen einen Platz auf dem Heuboden gezeigt, wo sie übernachten können.«
    »Sie sollen herkommen – damit sie uns nicht möglicherweise die Scheune niederbrennen«, sagte Albrecht. »Es würde mich nämlich nicht wundern, wenn sie sich ein Feuerchen anzünden – bei dem eisigen Wind.«
    Der Junge war schon an der Tür. »Sofort, Herr«, beeilte er sich zu sagen. »Da werden sie sich aber freuen. Können sie auch etwas zu essen bekommen ... wie das früher auf Weißenstein üblich war?«
    Die alte Magdalene tat erbost. »Hergelaufenes Gesindel durchzufüttern – das war noch nie der Brauch in diesem Haus«, murrte sie halblaut. »Wir haben ja kaum genug für

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