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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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einem dunklen Umhang, der seine ganze Gestalt verhüllte.
    »Ist dies das Haus vom Müllerhans?«, fragte der Unbekannte. »Nein«, gab Anna Elisabeth zögernd Auskunft, »aber der Müllerhannes ist hier. Kommt nur herein ...«
    »Ich danke Euch«, erwiderte der Mann knapp. Er trat in die Stube und sah sich um. »Ihr denkt wohl, ich komme zur Unzeit«, fügte er hinzu, »aber jetzt ist die Zeit – glaubt mir, Brüder.«
    Anna Elisabeths Vater meldete sich. »Wer seid Ihr denn?«, wollte er wissen. »Und wie kommt Ihr dazu, uns Eure Brüder zu nennen? Ich habe Euch noch nie gesehen.«
    »Das ist Joos Fritz«, beeilte sich Hannes zu erklären. »Ich selbst habe ihn zu mir gebeten, damit er uns erzählt, in welcher Sache er unterwegs ist!«
    »Joos Fritz?« Dem Vater war dieser Name unbekannt, genau wie auch den beiden anderen Nachbarn. »Woher kommt Ihr?«, fragte er den Fremden und musterte ihn scharf. »Was wollt Ihr hier?«
    »Habt Ihr nicht schon einmal vom Bundschuh gehört?«, antwortete Hannes anstelle des Fremden, der immer noch bewegungslos in der Mitte des Raumes stand.
    »Was soll das?«, brummte Anna Elisabeths Vater. »Bundschuhe tragen wir Bauern. Jedes Kind weiß, was damit gemeint ist.« Er runzelte die Stirn. »Halte mich nicht zum Narren, Hannes – sonst ändere ich meine Meinung, was dich als meinen zukünftigen Eidam betrifft.«
    Der fremde Mann zog sich mit einer langsamen, müde wirkenden Bewegung die Kapuze seines Mantels vom Kopf, so dass sein Gesicht deutlich zu erkennen war. »Verzeiht, Hausvater«, sagte er, »dass ich so lange brauche, den Grund meines Kommens zu offenbaren. Aber ich habe einen weiten Weg hinter mir, und jetzt versagt der Körper mir beinahe den Dienst. Darf ich den Mantel ablegen und mich an deinem Herd wärmen? Danach stehe ich Euch Rede und Antwort.«
    Der Vater nickte. Joos Fritz ließ den Mantel von den knochigen Schultern gleiten, faltete ihn sorgfältig und legte ihn auf den Holzstapel neben dem Herd. Dann hielt er die rot gefrorenen Hände über die Glut und bewegte langsam seine Finger. »Wie gut das ist«, murmelte er, »einmal wieder die Wärme eines Hauses zu spüren ...«
    Anna Elisabeth betrachtete ihn. Sein Alter war nur schwer zu schätzen; nach der Anzahl der Falten auf seinem verwitterten Gesicht konnte er die fünfzig bereits überschritten haben. Aber seine Augen hatten einen lebendigen Glanz, sein Blick ein Leuchten, das tief aus seinem Innern zu kommen schien, und das gab ihm etwas Junges, Unverbrauchtes. Auch seine Bewegungen, so müde sie sein mochten, ließen nicht auf einen alten Mann schließen. Denn sie verrieten eine Spannkraft und Energie, wie man sie eigentlich nur bei den ganz Jungen antrifft.
    Seine Kleidung war zerschlissen, ja beinahe zerlumpt. Nur der Mantel, den er so pfleglich behandelt hatte, musste verhältnismäßig neu sein. Das dicke Friesgewebe, aus dem er gemacht war, wies noch den Glanz des beinahe Unbenutzten auf. Dafürhatten die Stiefel an seinen Füßen viele abgewetzte Stellen und sicher auch durchgelaufene Sohlen.
    »Nun?«, fragte Anna Elisabeths Vater ungeduldig. »Seid Ihr bereit, uns Euer Woher und Wohin zu schildern?«
    Joos Fritz richtete sich auf und wirkte plötzlich, wie er da in der Stube stand, überlebensgroß. Seine Augen sprühten von einer Leidenschaft, die etwas Unwirkliches hatte. Er richtete den Blick auf die Männer am Tisch und sagte: »Liebe Brüder – ich komme, um Euch zu den Waffen zu rufen. Denn es ist an der Zeit, den Feind aufs Haupt zu schlagen!«
    Hannes schien zu wissen, wovon der Fremde sprach. Er lehnte sich an die Wand zurück und lächelte. Quirin und Simon sahen sich fragend an. »Welche Waffen«, fragte Anna Elisabeths Vater verständnislos, »und welcher Feind? Ihr redet irre, Joos Fritz!«
    »Das tut er nicht«, sagte Hannes. Aus ihm sprach mit einem Mal die gleiche Begeisterung, die auch der Fremde ausstrahlte. »Joos Fritz hat vor Jahren an der Spitze des Bundschuhs gestanden, und auch, wenn die Bewegung damals niedergeschlagen wurde – diesmal wird es anders auslaufen. Im ganzen Neckartal haben sich schon –«
    »Ach, jetzt verstehe ich!« Der Vater schlug sich an die Stirn. »Als ich noch jünger war, haben Landfahrer davon berichtet ...«, er legte den Kopf nachdenklich auf die Seite. »Sagt – nannte sich die Rebellion nicht Armer Konrad?«
    Joos Fritz nickte. »Recht«, erwiderte er ernst, »und man hat dem Armen Konrad übel mitgespielt. Die Brüder hatten den Bundschuh

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