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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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der Vater denn auch, »ich denke, wir können!«
    »Wer hat das Blut gerührt?«, fragte Anna Elisabeth gefasst. »Die Gertrud vom Matthias«, erwiderte Hannes. »Es ist ein ganzer Eimer voll – das macht reichlich Blutwurst!«
    »Habt ihr dem Kind ein Stück Fleisch abgegeben?«, erkundigte sich Anna Elisabeth, während sie den Topf mit der bereits gequollenen Buchweizengrütze näher ans Feuer rückte.
    Der Vater nickte. »Später, wenn die Wurstsupp fertig ist, kommen sie alle rüber. Ich dacht mir, die Kinder könnten was Nahrhaftes, Warmes gut gebrauchen.«
    »Gertrud wollte schon früher kommen und Wurst stopfen helfen«, fügte Hannes hinzu. »Die ist ein fleißigs Mädel, die Kleine. Aber erst hätt sie noch zu putzen und zu flicken daheim ...«
    Anna Elisabeth nahm das lange Messer und machte sich daran, die Lungen in grobe Stücke zu schneiden und in den brodelnden Kessel zu werfen. »Hast schon gesalzen?«, fragte sie den Hannes.
    »Noch nicht«, antwortete der, »ich mein, das kannst du besser.« Er trennte mit einem scharfen Schnitt den letzten der vier Hinterschinken ab und hielt ihn hoch. »Die hier – um die kümmere ich mich!«
    Anna Elisabeth musste lachen. »Das will ich meinen«, sagte sie, »die sind mir viel zu schwer!« Sie fuhr mit der kleinen hölzernen Schaufel in das Salzfass, ließ die richtige Menge des wichtigsten aller Gewürze in den Kessel rieseln und probierte vorsichtig mit dem Zeigefinger.
    Michel hatte inzwischen eine Menge Schwarten und den dünnen Bauchspeck in handliche Stücke zerteilt. »Sollen die jetzt rein?«, erkundigte er sich.
    »Noch nicht«, bremste ihn Anna Elisabeth. »Wo sind die Mägen?«
    »Hab sie ausgewaschen und da bereitgelegt«, sagte der Michel. »Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Speckstücke schneiden«, kam Anna Elisabeths Anweisung, »danach schabst du Fleisch – aber nimm nur die kleinen Stücke, die nicht gepökelt werden sollen.«
    Der Michel gehorchte wie immer. Anstelliger Bursche, dachte Anna Elisabeth, während sie ihm einen Augenblick lang zusah. Eine Schande, dass er keinen Hof zu erben kriegt ...
    Sie nahm eine Schüssel vom Wandbord und machte sich daran, die Füllung für die beiden Mägen zusammenzustellen. Schwarten, in kleine Stücke geschnitten, gehörten da hinein – auch ein bisschen Bauchspeck und Fleisch vom Nacken. Senfkörner, getrocknetes, kleingerebbeltes Majorankraut, ein paar Wacholderbeeren, gehackte Zwiebeln und Quendel kamen ebenfalls in die Schüssel, und natürlich eine gehörige Menge Salz. Zum Schluss fügte Anna Elisabeth noch mehrere gehäufte Löffel von der Buchweizengrütze zu der Masse. Dann konnte sie in die Mägen eingefüllt werden.
    »Soll ich zubinden?«, fragte eine Kleinmädchenstimme von der Tür her. Gertrud war gekommen und stand erwartungsvoll in der Tür. Anna Elisabeth winkte das Kind herein. Für ihre sieben Jahre war Gertrud recht klein gewachsen, aber das glich sie durch mehr Verstand aus, als es ihr Alter rechtfertigte.
    »Der Bindfaden ist im Kasten«, sagte Anna Elisabeth. »Ich kann jede Hilfe gut gebrauchen!«
    Die Kleine hatte den Faden sofort gefunden und brachte auch ein Messer mit. »Damit wir sofort weitermachen können«, bemerkte sie altklug.
    Und sie war wirklich eine Hilfe. Sie band die Enden der Mägen ganz allein zu, knüpfte die Schlingen, an denen die schweren runden Dinger nach dem Anstechen in den Kessel gesenkt werden mussten, schnitt danach, als sie in der kochenden Brühe versunken waren, mit Michel Speck und schalt ihn sogar,wenn seine Brocken zu dick ausfielen. Am Ende war sie diejenige, die genau wusste, wie es jetzt weitergehen musste. »Ist die Grütze für die Wurst schon gar?«
    »Schon lange«, sagte Anna Elisabeth.
    »Und die Därme hab ich gewaschen«, bemerkte Michel mit einem scheelen Seitenblick auf die Kleine. »Wir können sofort anfangen.«
    Anna Elisabeth winkte ab. »Zuerst muss die Kuh ihr Futter kriegen und gemolken werden«, bestimmte sie, »ich erledige das jetzt gleich. Danach haben wir Ruhe und können alles ohne Unterbrechnung zu Ende bringen.«
    »Gut«, sagte Gertrud. »Soll ich dir beim Melken helfen, Annelies ?«
    »Nicht nötig, Trudchen«, erwiderte Anna Elisabeth lächelnd. »Ja, wenn’s zwei Kühe wären ... Aber wie’s ist, kannst du dich hier nützlicher machen. Hacke mit dem Michel das Fleisch noch ein bisschen feiner – du weißt ja, wie gute Leberwurst aussehen muss.«
    Das Kind nickte ernsthaft. »Gute Blutwurst auch«,

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