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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Herren auf dem Weg nach Weißenstein gestritten –worüber, das mochte der Himmel wissen. Albrecht ging langsam auf sein Reittier zu, das von einem Knecht in den Hof geführt worden war, und streichelte dem Falben einmal zärtlich über die Nüstern. Wenn nach der Jagd erst der frische Braten am Spieß röstete, würden sie sich sicherlich bei einem Humpen Roten wieder vertragen. Die Gaukler würden schon für gute Stimmung sorgen.
    Der Falbe schnaubte sacht. Sein Atem stand wie eine weiße Wolke in der stillen Luft. Die Hunde jieperten und zerrten an den Leinen; die Hundeführer konnten sie kaum noch halten. Christoph, der die sechs großen Saupacker führte, lächelte Albrecht zu. »Sie wollen ins Feld, Herr«, rief er fröhlich herüber, »können’s gar nicht erwarten!«
    Der Tyras war auch wieder gesund und dabei. Albrecht betrachtete seinen Lieblingshund für einen Augenblick, dann stieg er in den Sattel. Auf sein Handzeichen hob der Knecht an der Spitze der Gesellschaft das Hifthorn. Sein Signal brachte den Zug in Bewegung. Die Treiber mit ihren langen Stöcken waren schon vor einer ganzen Weile losgezogen. Nun folgte, gemächlich Schritt reitend, die kleine Gruppe adliger Herren. Mit ihnen liefen die Meuteführer, ihre Bracken an langen Leinen mühsam zurückhaltend. Nur Christoph hatte es leichter; seine Saupacker folgten auch ohne Leine. Lässig trabten die kraftvollen Tiere ihm zur Seite und ließen sich vom Jagdfieber der viel kleineren Stöberhunde nicht aus der Ruhe bringen.
    Albrecht lenkte seinen Falben neben Florian Geyers Ross. »Ihr schaut so nachdenklich drein, Herr Vetter«, sprach er ihn an, »ist etwas nicht nach Eurem Wunsch?«
    »O – gar vieles, mein Lieber«, antwortete Florian Geyer langsam, »aber nicht durch Euer Zutun ...«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Albrecht nach.
    Florian Geyer hob den Kopf und sah Albrecht an. Einen Augenblick betrachtete er forschend sein Gesicht. Dann erwiderteer: »Die Welt steht Kopf, und es ist an der Zeit, dass sie zurechtgerückt wird.«
    »Ihr redet in Rätseln«, sagte Albrecht. »Wie darf ich Euch verstehen?«
    Florian Geyer antwortete nicht gleich. »Ich bin mir sicher«, meinte er schließlich, »auch Ihr werdet über kurz oder lang erfahren, dass wir am Scheideweg stehen. Nun gilt’s, das Rechte zu tun ... ob Ritter oder Bauer ...«
    Albrecht hatte noch immer keine Vorstellung, wovon der Mann sprach. »Was sollte getan werden?«, forschte er weiter. »Wie passen Ritter und Bauer zusammen?«
    Florian Geyer lachte leise. »Gar nicht«, sagte er, »aber sie werden Seite an Seite kämpfen müssen, wenn’s drauf und dran geht.«
    »Zu welchem Zweck?«, fragte Albrecht. War dieser Geyer ein Wirrkopf, dass er so unverständliches Zeug von sich gab? »Ritter und Bauer können doch keine gemeinsame Sache verfolgen!«
    Florian Geyer drehte den Kopf weg und schaute zum Himmel hinauf. »Mein Lieber«, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme, »es geht um die Freiheit vom Joch der Mächtigen. Sowohl für den Bauern als auch für den Ritter.«
    »Wie das?« Albrecht begann zu verstehen. »Für die Ritterschaft hat es der Sickingen damals versucht, doch ein Erfolg war ihm nicht beschieden, und ich meine –«
    »Der Sickingen war allein«, unterbrach ihn Florian Geyer mit plötzlicher Leidenschaft. »Heute sieht alles anders aus. Der Übermacht der Bauern müssen sich die großen Hansen beugen!«
    »Aber ein Bauer ist doch nicht mit einem Söldner oder Reisigen zu vergleichen«, hielt Albrecht kopfschüttelnd dagegen. »Die meisten von ihnen sind grobe Tölpel ohne Kampferfahrung.«
    Florian Geyer erwiderte seinen Blick mit Nüchternheit. »Der Zorn ist eine scharfe Waffe«, gab er zurück, »und die Gewissheit, im Recht zu sein, eine noch viel schärfere. Der Bauer aber ist im Recht.«
    Eines begriff Albrecht immer noch nicht. »Und warum sollte der Ritter gemeinsame Sache mit ihm machen? Wir, die wir von Stand sind, leben doch unter ganz anderen Bedingungen.«
    »Wirklich?« Florian Geyer kniff ein Auge zusammen, während er Albrecht aufmerksam ansah. »Wenn Ihr das glaubt, Lieber, dann seid Ihr blind.«
    »Aber ...«, begann Albrecht.
    »Seid Ihr denn nicht auf Gedeih und Verderb den Fürsten ausgeliefert?«, fragte der Geyer, und in seiner Stimme lag ein Anflug von Hohn. »Habt Ihr nicht zu folgen, wenn Euch Euer Lehnsherr zu den Waffen ruft – ungeachtet der Tatsache, dass Ihr Euch einen Feldzug nicht leisten könnt? Und ist es nicht so, dass

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