Blutiger Halloween
aufdringlich, wenn ich Sie frage, auf wen Sie hier warten, Miß Perkins?«
»Auf keinen Fall. Ich bin hier mit John Sinclair verabredet.«
»Hat er sich abgesetzt?« Die Lehrerin lächelte.
»So kann man es nennen. Er ist in den Keller gegangen.«
Glenda wußte nicht, ob Caroline Graves nach dieser Antwort lächelte oder nicht, jedenfalls verzog sie das Gesicht und fragte: »Im Keller?«
»Ja.«
»Was macht er denn da?«
Glenda hob die Schultern. Sie wußte schließlich auch nicht genau, was der Geisterjäger dort wollte.
Die Lehrerin ließ sich mit dieser Antwort natürlich nicht abspeisen.
»Glenda, vielleicht kann ich Ihnen helfen. Wirklich, ich kenne mich aus.«
Glenda wußte nicht, wem sie alles vertrauen konnte. Aber sie glaubte einfach nicht, daß Caroline Graves der unheimliche Killer war. Da verließ sich Glenda einfach auf ihr Gefühl.
Sie berichtete, wie es zu allem gekommen war und auch, daß sie das Blut im Zimmer des Schülers entdeckt hatten.
Die Lehrerin hörte schweigend zu. Sie wurde immer blasser, ihre Augen weiteten sich. Der Schrecken stand in ihrem Gesicht, und ein paarmal schüttelte sie den Kopf.
»Unglaublich.«
»Ja, so hört es sich an. Dennoch ist es eine Tatsache.«
»Und Sie sind Polizisten?«
»Sogar von Scotland Yard.«
Caroline Graves lächelte. »Es ist mir eine Ehre, Scotland Yard zu helfen.«
»Wieso…?«
»Ich gehe natürlich mit Ihnen in den Keller, Glenda, und helfe Ihnen suchen.«
»Das kann ich nicht annehmen. Sie müssen bei den Schülern bleiben und auf sie aufpassen.«
Caroline lachte. »Die laufen mir schon nicht weg. Der Keller ist wichtiger. Es ist möglich, daß Ihr Mr. Sinclair den alten Keller entdeckt hat.«
»Welchen alten?«
»Er liegt hinter dem normalen. Man hat ihn abgetrennt, eine Mauer gezogen, die eine Tür besitzt. Wer durch sie geht, betritt den alten Keller. Die Schüler wissen davon und nennen ihn immer Spukverlies.«
»Ist es dort denn unheimlich?«
»Wenn jemand ängstlich ist, der kann sich schon sehr fürchten. Aber wir nicht.«
»Kann denn dort was passieren?«
Caroline hob die Schultern. »Auf jeden Fall ist der alte Teil nicht so übersichtlich wie der neue.«
Mit dieser Antwort mußte Glenda sich zufriedengeben, als sie hinter der Lehrerin herschritt und die Treppe hinabstieg. Sehr wohl fühlte sich die Sekretärin nicht. Sie dachte schon an einen Fehler, denn sie hatte wirklich keine andere Person in den Fall hineinziehen wollen. Das wäre wohl nicht in John Sinclairs Interesse gewesen.
Andererseits war der Geisterjäger verschwunden, und Glenda mußte sich irgendwie helfen.
Caroline hatte die Treppe hinter sich gelassen und verschwand als erste in den unterirdischen Gewölben. Unheimlich war es nicht. Nur leer. Glenda wunderte sich, daß Licht brannte. So etwas war normalerweise in den alten Gemäuern nicht üblich.
Die Lehrerin war stehengeblieben und schüttelte den Kopf. »Ich höre ihn nicht.«
»Sie meinen Schritte?«
»Ja.«
»Ich könnte ihn rufen.«
»Bitte!«
Glenda rief den Namen des Geisterjägers. Sie strengte ihre Stimme nicht allzusehr an, sondern zischte mehr den Namen, aber sie bekam keine Antwort, was sie wunderte.
»Das verstehe ich nicht.«
»Vielleicht hat er den Keller schon verlassen«, meinte Caroline. »Sollen wir auch gehen?« Etwas Lauerndes lag in ihrer Stimme, das von Glenda überhört wurde.
Sie war sehr aufgeregt und sagte hastig: »Nein, nein, wir gehen natürlich nicht. Sie haben mir doch von diesem zweiten Keller erzählt. Wie ich John Sinclair kenne, wird er ihn nicht nur gefunden haben, sondernauch durchsucht haben.«
»Da können Sie recht haben. Warten Sie, Glenda, ich gehe vor!« Es war der Sekretärin nicht besonders recht, daß man ihr das Heft aus der Hand nahm, aber was sollte sie machen? Sie war hier fremd und mußte froh sein, wenn jemand sie unterstützte. Die beiden drangen tiefer in den Keller ein.
Glenda hörte Caroline flüstern. »Es macht mir richtig Spaß, hier umherzuwandern. Das ist wie früher, wissen Sie. Als Kinder haben wir auch so gespielt.«
»Ich wäre lieber oben und würde feiern.«
»Das machen wir später. Und mich wird auch niemand in der Aula vermissen.«
»Wann beginnt denn die Feier?«
»In wenigen Minuten.«
»Und was soll es sein?«
»Ein kleines Essen und leichte Reden Dauert ungefähr eine Stunde oder etwas länger.«
»Oh, jetzt wird es aber dunkel.« Glenda wechselte das Thema. »Mein lieber Schwan, direkt
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