Blutiger Halloween
bleiben mußte, denn die brennende Kerze verbrauchte zusätzlich Sauerstoff.
Wer hatte in dem Sarg gelegen?
Ich drehte und wendete meine Gedanken, doch eine Lösung wollte mir einfach nicht einfallen.
Die Stille konnte man mit dem Wort absolut umschreiben. Es war nichts zu hören. Kein Gesang keine Stimmen, keine Musik. Das Fest schien meilenweit entfernt zu sein. Dabei fand es fast über meinem Kopf statt. Aber die Stille wurde unterbrochen.
Die Geräusche hörte ich von außen. Da ich meine Ohren gewissermaßen ausgerichtet hatte, war es mir sofort aufgefallen. Bis zur Tür brauchte ich nur einen großen Schritt, blieb dicht davor stehen und legte mein Ohr gegen das dicke Holz.
Ja, da tat sich etwas. Jemand kam durch den Gang. Und er gab sich nicht einmal große Mühe, leise zu sein.
Ich ging wieder zurück, stellte mich zur Tür hin in einen toten Winkel, und meine Hand kroch zur Beretta. Ich wollte bereit sein, wenn jemand die Tür öffnete.
Der Schlüssel drehte sich schabend und kratzend. Schon wenig später wurde die Tür aufgedrückt, ich vernahm die Stimme der Lehrerin und sah eine zweite Person, die das Verlies betrat.
Glenda Perkins!
»John!« rief sie.
Meine Hand löste sich von der Waffe. Damit hatte ich fast nicht gerechnet. Jetzt war ich froh, daß Glenda so reagiert hatte und schloß sie in meine Arme.
Ihre Hände fuhren durch mein Haar, ich hielt sie umschlossen, sie drückte jedoch ihren Kopf zurück und schaute mich an. »Mein Gott, John, was hat dich denn hierher getrieben?«
»Die Neugierde.«
»Sonst nichts?«
»Nein.«
»Hast du denn etwas gefunden?«
»Schau mal nach links.«
Das tat Glenda auch. Bisher war sie nur auf mich konzentriert gewesen. Jetzt erst entdeckte sie den Sarg. Ihre Augen wurden groß. Aus ihrem Mund löste sich ein Schrei.
»Das darf doch nicht wahr sein!« hauchte sie. »Mein Gott, das ist ja Wahnsinn…«
Ich löste meinen Griff und drehte mich auch. »Ja, ein Kindersarg!« flüsterte ich.
Auf Glendas Gesicht hatte sich eine Gänsehaut gebildet. »Aber für wen ist der gedacht?«
»Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Ich werde es herausfinden Nur nicht hier. Wir müssen raus.« Ich drehte mich zur Tür hin, und Glenda tat es mir nach.
Genau auf der Schwelle der offenen Tür stand Caroline Graves. Ihr sonst so apartes Gesicht hatte sich verzogen. Es war eine Grimasse geworden, in den Augen sprühte der Haß.
Und in der Hand hielt sie einen schweren Revolver!
In diesem Augenblick wurde mir einiges klar. Ob sie die Mörderin war, wußte ich nicht, zumindest arbeitete sie mit dem Täter zusammen, und sie hatte uns auf ungemein raffinierte Weise in eine Falle gelockt. Neben mir erstarrte Glenda. Ich ahnte, was in ihr vorging sagte aber nichts, denn ich wollte mich nicht ablenken lassen.
»Ihr kommt uns nicht in die Quere!« flüsterte Caroline Graves. »Ihr verdammten Schnüffler nicht. Dieses Verlies ist vergessen, niemand kommt her. Ich werde euch erschießen, damit eure Leichen verrotten können…«
***
Die Maske wurde von den Nebelwellen umtanzt und wirkte noch schauriger, als sie ohnehin schon war. Dazwischen blinkte etwas. Es war die Klinge des langen Killermessers.
Paul Frye war entsetzt. Er sah die unheimliche Gestalt vor sich, maß die Größe und erkannte auch die Maske.
Es war genau die, mit der sie damals, vor sechs Jahren Angela so in Schrecken versetzt hatten.
Nun sah er sie wieder!
Die Maske war nicht vergessen worden, und ihr Träger besaß die Größe, die auch Angela besessen hatte.
War es Angela? Stand tatsächlich eine lebende Tote vor ihm? Er wollte es nicht glauben, obwohl die Anzeichen nicht zu übersehen waren. Das Leichenhemd, die Größe, das Haar, und er entdeckte auch die dunklen Flecken auf ihrem Hemd, die ihn fatal an das Blut eines Menschen erinnerten.
»Halloween… heute ist Halloween…«
Paul wurde fast wahnsinnig. Es war sogar die Stimme der kleinen Angela, die ihm da entgegenschwang denn genauso hatte sie auch am Tage ihres Todes gesungen.
Paul begann zu zittern Seine Blicke suchten nach einem Fluchtweg, denn er wußte, daß er keine Chance mehr hatte. So klein Angela auch war, sie besaß das Messer.
Hinter ihm befand sich der Teich. Ein kleiner Abhang führte zum Wasser hinunter. Da konnte er zur Not hineinspringen, aber im Wald war er sicherer, zudem mußte er seine Freunde vor der gräßlichen Gestalt warnen.
Ein Gespenst im Nebel. Aber ungemein gefährlich. Grauenvoll anzusehen und ein Messer
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