Blutiger Halloween
Mitchum, ihr Begleiter, bemerkte es nicht sofort. Erst als er ihren leisen Ruf vernahm, stoppte auch er. »Was ist denn?«
»Ich habe etwas gehört!« hauchte Julie.
»Und was?«
Die Schülerin hob die Schultern. »So genau kann ich es nicht sagen Hörte sich aber nach einem Schrei an.«
Jack kam näher. »Wirklich?«
»Ja.«
Neben Julie stoppte der junge Mann Ihre Körper berührten sich, und er spürte, wie das Mädchen zitterte. Auch ihm war nicht wohl zumute. Am liebsten wäre er aus dem Wald verschwunden und zu den anderen gegangen, aber das konnte er sich nicht leisten Sie harten sich abgesprochen und mußten sich daran halten.
»Wo ist es denn gewesen?« fragte er nach einer Weile.
»Das kann ich nicht so genau sagen« Julie verzog das Gesicht. »Der Nebel verschluckt die Geräusche und verzerrt sie.«
»Vielleicht hast du was vom Platz gehört?«
»Kann sein. Ich glaube es aber nicht.«
»Wenn ich nur wüßte, wo Carrie und Rusty stecken«, murmelte Jack Mitchum. »Die können uns auch nicht helfen.«
»Ich würde mich sicherer fühlen.«
Julie zog die Nase hoch. Sie blieben auf dem Fleck stehen, starrten auf den dicken Dunst, der vor ihnen wallte, aber das Geräusch wiederholte sich nicht.
»Ob es Paul war?« vermutete Jack nachdenklich.
Julie runzelte die Stirn, bevor sie fragte: »In welche Richtung wollte er eigentlich gehen?«
Jack mußte noch überlegen, ehe er eine Antwort geben konnte. »Das muß links von uns gewesen sein, wenn mich nicht alles täuscht. Wir hatten das Gebiet doch aufgeteilt. Jeder sollte sich eines vornehmen. Rechts sind Carrie und Rusty…«
»Wir sehen nach«, entschied Julie.
»Aber das verstößt gegen die Abmachungen. Wir sollen nur in unserem Gebiet bleiben.«
»Und wenn ihm etwas passiert ist?«
Jack schluckte und wurde bleich. »Mal den Teufel nur nicht an die Wand, Mädchen.«
»Wir müssen aber damit rechnen.« Mehr sagte Julie nicht. Sie drehte sich kurzerhand um und ging.
Jack folgte ihr schweigend. Der Nebel hüllte sie ein wie gewichtslose Gewänder. Er war allgegenwärtig, und die beiden hatten das Gefühl, daß er sich zudem immer mehr verdichtete.
»Bald müssen die Teiche kommen«, flüsterte Jack Mitchum. »Deshalb ist die Suppe auch so dick«
Julie nickte. Der Boden war bereits feuchter geworden, und als sie einen kleinen Buschgürtel umrundeten, standen sie vor dem ersten Teich. Er war sehr klein, fast kreisrund, und auf der Oberfläche schimmerte eine dicke Algenschicht. Sie machten sich nicht die Mühe, das Gewässer zu umrunden, sondern schauten dort nach, wo sie gerade standen. Spuren entdeckten sie keine.
»Geh weiter!« sagte der Junge.
Er hatte Julie den Vortritt überlassen. Das Mädchen zeigte überraschenderweise mehr Courage als er. Bis zum zweiten Gewässer waren es nur ein paar Schritte. Dieser Teich lag tiefer als der erste, und die beiden blieben an seinem Rand stehen.
Sie schauten auf das Wasser.
Diesmal war es Jack, dem die Spuren auffielen. Trotz der Dunkelheit konnten sie erkennen, daß etwas geschehen war. Nicht allein an dem platten Gras, auch an den angeknickten Zweigen der Büsche ganz in der Nähe und an der Schleifspur, die sich bis zum Wasser hinzog, wobei sich auf ihr noch dunkle Flecken befanden. Aufgrund der schrägen Ebene hatten sie dünne Rinnsale gebildet, die in Richtung Teich liefen. Schräg rutschte Jack Mitchum den Hang hinab und kantete seine Schuhe auf halber Strecke fest. Er streckte seinen Arm aus, tauchte eine Fingerspitze in das Rinnsal, hob die Hand an, ging wieder zu Julie zurück und hielt seinen Finger dicht vor ihre Augen.
»Da, schau«, sagte er mit rauh klingender Stimme.
Julie Jackson zwinkerte mit den Augen, sah schließlich genauer hin und fragte mit kaum zu verstehender Stimme: »Ist das vielleicht Blut?«
»Nicht nur vielleicht, sondern bestimmt.«
Julie wurde noch bleicher. »Und von wem kann das stammen?«
»Du hast doch jemand schreien hören.«
»Nein«, erwiderte sie hektisch. »Nur ein Geräusch.«
»Paul?« fragte Jack Mitchum.
Julie schlug ihre Hände gegen die Wangen und starrte auf das Wasser, als wäre dort eine Leiche zu sehen. »Mein Gott, das ist ja schrecklich«, hauchte sie. »Paul, er…«
»Ich meine ja nur.«
Das Mädchen faßte nach Jacks Arm. »Wir müssen ihn suchen, Jack. Wirklich. Sofort. Wenn ihm nichts passiert ist, dann…«
»Wo denn?«
»Ich rufe ihn!« erklärte Julie entschlossen »Auch wenn es neblig ist, wir müssen nur laut genug
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