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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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klopfte seine speckigen Nackenfalten.
    In diesem Moment pochte es leise an der Terrassentür. Leonie hob verwundert den Kopf.
    »Oh!«, machte sie und erhob sich. Vor der Glasscheibe erkannte Fabian einen Mann, der einen Korb mit Erdbeeren über dem Arm trug und winkte. Fabian dachte zuerst, es handle sich um den Boten des örtlichen Supermarkts, der Emine beim Einkaufen behilflich war. Als der Besucher jedoch in der Küche stand und Leonie knallrot anlief, zählte er zwei und zwei zusammen. Ein bitterer Geschmack legte sich auf seine Zunge, und sein Herz wurde schwer. Der Mann war um die dreißig und sah verdammt gut aus. Seine Schultern zeigten, dass er regelmäßig trainierte. Ein Typ, auf den die Frauen standen. Einen Moment lang schwiegen sie sich an und sondierten die Lage. Dann wandte sich der Fremde an Leonie. »Ich habe dir einen Korb Erdbeeren von einem befreundeten Lieferanten mitgebracht. Aus dem Remstal, frisch gepflückt. Sie sind so köstlich, dass ich dachte, sie sollten dir nicht entgehen.«
    Fabian warf einen Blick in den Korb. Die Erdbeeren sahen aus wie gemalt.
    »Danke«, sagte Leonie.
    Der Fremde stellte den Korb auf dem Küchentisch ab und wandte sich Leander zu. »Und das ist also dein Sohn. Süßer Kerl. Hallo Kleiner.« Seine kräftige Hand fuhr dem Kind über den Kopf, das ihn verwundert anstarrte. Fabian schluckte schwer an seiner Eifersucht. Der Mops hatte die feinsten Sensoren und verzog sich durch die offene Terrassentür.
    Leonies Gesicht sprach Bände. Sie war noch immer so rot wie die reifen Erdbeeren aus dem Remstal. Fabian hörte, wie sie tief Luft holte. »Darf ich euch vorstellen? Fabian, das ist mein Bekannter Gianluca Battista. Gianluca, das ist mein Schulkamerad Fabian Grundmann.«
    Bekannte, Schulkameraden. So nannte man also heute Rivalen, die sich im Ernstfall bis aufs Blut bekämpfen würden. Fabian sah in den Augen des Fremden, dass er genau das Gleiche dachte.
    »Hallo.« Er trat einen Schritt näher. Seine blaugrünen Augen wanderten über Fabians lädiertes Gesicht. »Sie haben ja schwer eine übergekriegt.« Er hätte schwören können, dass da eine Spur Schadenfreude in seiner Stimme lag.
    »Ich bin gegen einen Schrank gelaufen«, sagte er gallig.
    Der Fremde schüttelte missbilligend den Kopf. »Leonie. Du hättest mich anrufen sollen. Dann hätte ich ein Stück rohes Rindersteak mitgebracht. Nichts wirkt besser gegen Blutergüsse und Veilchen, die man sich an Schrankecken einfängt.«
    »Besten Dank auch«, sagte Fabian grimmig. »Ich wollte sowieso gerade gehen. Leonie, danke für den Umschlag.« Er legte das säuerlich riechende Tuch auf die Tischplatte und stellte fest, dass er sein Auge eine Spur besser öffnen konnte. Wie betäubt stieg er in sein Auto und knallte die Tür hinter sich zu. Als er in die Polizeidirektion zurückfuhr, hatte sich der Himmel über Esslingen zugezogen, und es begann zu regnen.

47.
    Der Regen tropfte langsam und stetig auf den Asphalt. Sabine Marian stand am Fenster und starrte auf die Straße hinaus. Roman und Leon hätten schon vor einer Stunde aus dem Hort zurück sein sollen. Zugegeben, die beiden vertrödelten sich hin und wieder auf ihrem Schulweg. Daheim stellte sich dann oft heraus, dass sie ein Fußballmatch mit ihren Kumpels ausgefochten hatten, oder dass es am Kiosk neue Sammelbildchen gab. Meist akzeptierte Sabine ihr selbständiges Lausbubendasein. Die Schule würde ihnen ihren freien Willen schon früh genug beschneiden. Mach Dich nicht verrückt! , dachte sie und schaute auf die Uhr. Schon halb fünf. So spät war es noch nie geworden. Als sie zum Telefonhörer griff, waren ihre Hände kalt und schweißnass. Nach kurzem Klingeln ging die Erzieherin ran.
    »Tanja? Hier spricht Sabine Marian.« Widerwillig stellte sie fest, dass ihre Stimme zitterte. »Hat vielleicht jemand Geburtstag? Sind Leon und Roman noch da?« Die Wahrscheinlichkeit war zwar gering, aber vielleicht hatten sie sich einfach länger im Hort aufgehalten. »Nein.« Enttäuschung machte sich in ihr breit wie ein schwarzes Tuch. »Um fünfzehn Uhr nach Hause geschickt, wie immer, danke.«
    Sie fragte noch, ob sie vielleicht mit einem ihrer Freunde gegangen sein könnten, aber Tanja wusste von keiner Verabredung. Eine Viertelstunde später hatte Sabine die Kumpels ihrer Kinder durchtelefoniert sowie beim Trainer in der Fußballjugend und im evangelischen Pfarramt nachgefragt. Vielleicht hatte der Pfarrer ja den Jungschartermin umgelegt, der heute Abend

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