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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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»Leonie muss doch ihre Freiheit haben. Als Mutter ist man doch keine Sklavin.« Die Runde ignorierte seinen Einwurf.
    »Vielleicht ist sie bei diesem Gianluca«, sagte Sybille vage.
    »Bei wem ?«, fragte ihr Vater entgeistert. Fabian sah erstaunt, wie die distinguierte Sybille rot anlief. »Wir waren doch letzte Woche essen. In diesem italienischen In-Restaurant am Jägerhaus.« Sie suchte nach Worten. »Leonie hatte eine Einladung – von dem Chefkoch und Besitzer.«
    »Ich gehe sie suchen.« Fabian stand auf und schob seine halbleere Kaffeetasse zurück.
    »Und wenn Sie Leonie nicht finden?«, fragte Herr Hausmann müde.
    »Dann gebe ich noch heute eine Vermisstenmeldung auf. Aber ich werde sie finden.« Damiano di Luca folgte ihm mit dem Kind auf dem Arm in den Hausflur und zog sorgfältig die Tür zur Küche hinter sich zu.
    »Wissen Sie, dass Leonie über die Mafia recherchiert hat?«, fragte er.
    »Ich denke an nichts anderes mehr«, sagte Fabian und verließ das Haus.

56.
    Kain , dachte Leonie, als sie Gianluca in die Küche folgte. Kain. Während die Puzzlesteinchen eins nach dem anderen unbarmherzig an ihren Platz rückten, fühlte sich Leonie innerlich ganz taub.
    »Ich will dir etwas zeigen.« Gianluca zog eine schmale Tür auf, die Leonie für den Zugang zum Besenschrank gehalten hatte. Dahinter führte ein Treppenschacht in finstere Tiefen.
    »Ich muss mal telefonieren«, sagte sie leise. Wie ein Fisch, der sich zum Atmen an die Wasseroberfläche kämpfte, geisterte ihr der Gedanke schon seit Stunden im Kopf herum. Doch ihr Handy lag ausgeschaltet in ihrer Tasche im Flur.
    »Später.«
    Sie sah von Gianluca nur den breiten Rücken. Die Betontreppe führte steil und schnurgerade in die Tiefe. Irgendwann kamen sie in einen Kellergang, von dem einige offene Türen abzweigten, Zugänge zur Waschküche, einer Werkstatt, zur Garage, zum Heizungskeller. Vor dem Gartenausgang hingen penibel nach Größe aufgereiht Harken und Spaten. Gianluca ließ die Räume unbeachtet und führte sie durch eine doppelt verriegelte Tür in ein Kühlhaus, in dem Kisten mit Trauben, Salat, Zucchini und Tomaten gestapelt waren. Einen Teil der Ware für Corteses Großmarktstand und sein Restaurant lagerte er anscheinend hier. Er durchquerte den eiskalten Raum und schob ein Regal zur Seite. Dahinter öffnete sich die Wand.
    »Komm!«, sagte er und trat ein.
    Das war der Moment, in dem Leonie zum ersten Mal Angst bekam. Trotzdem folgte sie ihm über die Schwelle.
    »Was ist das? Euer Quartier bei Hitze?« Sie stand in einer Art Gästezimmer. Es war mit einem Ausziehsofa, einem Schrank und einem Regal voller Bücher ausgestattet. Eine Tür zweigte zu einem kleinen Bad ab. Über der Couch hing ausgerechnet ein Druck von Botticellis »Geburt der Venus«, der die Göttin kurz vorm Anlanden an Zyperns Küste zeigte. Ihre goldblonden Haare flatterten im Windhauch von Zephyrs Atem. Die Wände und der Boden bestanden aus gestrichenem Beton, von dem eisige Kälte ausging und ihre nackten Beine hinaufzog. Gianluca drehte einen Schalter, und zwei summende Neonröhren tauchten den Raum in weißes Licht.
    »Ein Schutzraum. Ich habe vor dir keine Geheimnisse. Ich hoffe, das gilt auch für dich.« Er setzte sich auf einen Klappstuhl und ließ seine Augen auf ihr ruhen, bis sie den Blick abwenden musste.
    Leonie biss sich auf die Lippen und dachte an einen Atombunker. Nein, das war keiner. Hier versteckte man Leute, die ganz schnell untertauchen mussten. Kain.
    »Setz dich doch!«, forderte er sie auf.
    Sie ließ sich auf dem Schlafsofa nieder. Neben dem Tisch stand eine Kiste mit Mineralwasser in Plastikflaschen. Er öffnete eine Flasche und goss ihr ungefragt ein Glas davon ein.
    »Ihr seid – von der ’Ndrangheta?« War das eine Feststellung oder eine Frage? Leonie kannte die Antwort, bevor Gianluca »Kluges Mädchen« sagte.
    »Dann seid ihr also eine ganz ehrenwerte Familie.« Sie nippte an dem Wasser, das schal schmeckte, als hätte es zu lang hier im Keller gestanden. »Und das mit dem Schutzgeld?«
    Er zuckte die Schultern. »Wie sollte mich das betreffen …«
    »Wo du doch der bist, der die Schutzgelder erhebt …« Wenn das Ganze nicht so beängstigend wäre, hätte es fast eine komische Seite gehabt. »Ich war ganz schön dumm.«
    Er goss sich ebenfalls ein Glas Wasser ein. »Du hast nach der Brandquelle gesucht und dabei die ganze Zeit mitten im Feuer gestanden.« Ich muss aufpassen, dass ich nicht verbrenne , dachte sie. Laut

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