Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)
Fundamenten von Stuttgart 21 enden. Und dennoch musste er Leonie finden, bevor das SEK kam. Fabian rieb sich die schmerzenden Augen. Vielleicht würde es die Sache erleichtern, dass so viele Leute in den heiligen Hallen des Hauptquartiers herumschwirrten.
Er folgte dem Schatten des Waldrands, bis geschah, was er erwartet hatte. Die Lichter eines weiteren Fahrzeugs tauchten in der Ferne auf. Eines großen, langsam fahrenden diesmal. Geduckt wartete er, bis der Umzugswagen vorüber war und rannte in seinem Schatten durch das offene Tor in den unbeleuchteten Hof. In Gedanken schlug er drei Kreuze, als er es aus der Ferne bellen hörte. Zum Glück hatte dieser Corrado seine Dobermänner eingesperrt, die wahrscheinlich auch dem versammelten Mafiaclan krumm gekommen wären. Fabian fühlte sich seltsam leicht, als hätte er seine Vergangenheit und seine Identität abgestreift. Das war sein erster Undercovereinsatz, und er hatte weder die Voraussetzungen noch das Okay seines Vorgesetzten dafür. Ade Polizeilaufbahn, aber diese Frage würde sich wohl kaum mehr stellen.
Der LKW hielt an und spuckte drei kräftige Kerle aus, die im Haus verschwanden. Kurzerhand löste er sich aus dem Schatten und folgte ihnen durch die offene Tür, als sei er einer von ihnen. Der Gang stand voller Kisten, Möbelstücke und Gerümpel. Im nächsten Moment kamen ihm aus der Tiefe des Hauses zwei Männer mit Umzugskisten entgegen.
»Ciao« , sagte einer von ihnen und setzte zu einem italienischen Redeschwall an.
Das Adrenalin stieg ihm ins Blut und durchfuhr ihn heiß, aber der Mann wartete nicht auf Antwort, sondern schob sich mit der riesigen Kiste vor der Brust ins Freie. Fabian atmete schwer, stützte sich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Wohnzimmertür und sortierte seine Gedanken. Rauputz, der sich durch seine Jacke drückte, Schweiß, der ihm den Rücken hinablief, Atemzüge, die sich nicht beruhigen wollten. Die Männer arbeiteten wie Uhrwerke, wie ein emsiger Ameisenschwarm, der keine Pause kannte. Also musste er sich diesem Rhythmus anpassen und so beschäftigt tun, dass niemand ein Wort von ihm erwartete. Kurzerhand hob er eine der Kisten und folgte den Umzugshelfern nach draußen. Hatte der alte Cortese Mühlsteine darin verpackt? Schwer atmend schleppte er den Karton bis zu dem offenen LKW, stellte sich in eine Reihe mit vier weiteren Männern, von denen scharfer Schweißgeruch ausging, und schob ihn auf die Ladefläche. Niemand nahm Notiz von ihm. Sollte es ihm tatsächlich gelingen, mitten zwischen den Mafiosi unsichtbar zu werden? Er machte sich nichts vor. Wenn ihn jemand als Außenseiter erkannte, würde man schneller mit ihm kurzen Prozess machen, als er Mafia sagen konnte. Und er würde dem SEK das Überraschungsmoment nehmen. Schnell! , dachte er. Er musste sich vergewissern, dass Leonie tatsächlich nicht im Haus war, und dann nichts wie raus. Was hatte Laura gesagt? Im Keller gab es einen versteckten Raum, in dem man Leute verbarg, die kurzfristig untertauchen mussten. Aber wo war die Kellertreppe? Unauffällig ließ er bei seinem nächsten Gang die Augen schweifen. Nichts. Fast blieb ihm das Herz stehen, als ihn ein alter Mann mit grauem Bart am Ärmel packte, in die Küche lotste und auf den Tisch deutete, der voller Bierflaschen und Eisteekartons stand. »Bevi!«
Fabian grinste ihm dankbar zu, und trank einen großen Schluck Eistee aus dem Tetrapack, der ihm süß durch die Kehle rann. Das Glück war mit ihm. Dann bedeutete der Alte Fabian, ihm zu folgen, öffnete eine unscheinbare weiße Tür und verschwand in der Tiefe. Fabian trank noch einen Schluck und stieg hinter ihm die steile Treppe hinab. Der Gang war hell beleuchtet. Auch hier stapelten sich Umzugskisten massenweise. Wo war der Zugang zu dem verborgenen Raum? Er hob einen Bananenkarton und beobachtete, wie der Alte die Tür zu einem Keller aufschloss, aus dem es ihn kalt anwehte. Ein Kühlhaus, das Cortese extra verschlossen hielt. Der Fremde verschwand in der Eiskammer. Weil ihm nichts Besseres einfiel, griff Fabian nach der Bananenkiste, trug sie die Treppe hinauf und verlud sie in den LKW. Auf der steilen Treppe nach unten musste er sich an die Wand drücken, um den Alten vorbeizulassen, der ächzend eine Kiste mit Trauben hinaufzerrte und ihn dabei mit seinem fleckigen Rauchergebiss angrinste.
Unten war Fabian das Glück weiter hold. Es ließ ihm ein paar Minuten, um das Kühlhaus näher zu inspizieren, bevor der Alte zurückkam. Sein Atem
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