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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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ließ ihn aufschrecken. Die Frau legte die Pistole neben sich an den Rand des Pools, als hätte sie sich an ihr verbrannt. Ihre Hände zitterten. Er bückte sich, zog ein Tempotuch aus seiner Hosentasche und nahm die Waffe an sich, die sich glatt, hart und kühl anfühlte.
    Dann holte er sein Handy heraus und klickte sich einhändig bis zur Nummer der Funkleitzentrale durch. Während er die Lage beschrieb, ließ er seine Augen nicht von der blonden Frau. Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos, und ihre hellen Augen schauten an ihm vorbei in die Ferne. »Was ist hier vorgefallen?«, fragte er.
    »Ich bin schuld«, sagte sie leise mit einem schweren Akzent, der die Worte in ihrer Kehle wie Steine aneinanderklingen ließ.
    Ein klarer Fall. Er hatte die Mörderin auf frischer Tat ertappt und das Geständnis gleich mitgeliefert bekommen. Stirnrunzelnd hörte Fabian den Sirenen des Großeinsatzes zu, der sich mit einer Kolonne aus Krankenwagen und Einsatzfahrzeugen den Hang hocharbeitete. Zehn Minuten später flackerte Blaulicht durch den Garten, und ein unleidlicher Fritz Keller beugte sich über die Leiche und fluchte, weil sie ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt hatten. Der Pathologe stand schon an der Terrassentür und sprach mit den Einsatzleuten.
    »Gute Arbeit«, brummte Keller zwischen zusammengepressten Lippen. »Zum Glück warst du gleich zur Stelle. Aber vielleicht ziehe ich dich trotzdem wegen Befangenheit ab. Schließlich ist das hier kein Treffen mit deiner Jahrgangskameradin …«
    »Sondern eine ganz besondere Art von Nachbarschaftskaffee«, vollendete Fabian. Aber wahrscheinlich war der Fall so sonnenklar, dass es gar nichts weiter zu ermitteln gab. Schließlich hatte er die Täterin auf frischer Tat ertappt.
    Der Gerichtsmediziner begutachtete die Leiche, die man mittlerweile aus dem Pool gezogen hatte. Er stellte fest, dass der Todeszeitpunkt mit den kurz zuvor abgegebenen Schüssen übereinstimmte. Während der Arzt den Toten untersuchte, sperrte die Kriminaltechnik den Pool und die Terrasse mit rotweißen Bändern ab und versiegelte das hell erleuchtete Haus, durch das die Polizisten streiften wie durch fremdes Jagdgebiet. Eine Beamtin wich der blonden Frau nicht von der Seite, während sie in ihrem Schlafzimmer einige Sachen zusammensuchte. Ihr Aufenthalt in Ölnhausens Villa war beendet. Fabians Telefon klingelte. Er erkannte die Festnetznummer seiner Eltern und klickte den Anruf weg. Über den Kraftwerkstürmen von Altbach brannte sich rot der Sonnenaufgang in den Himmel. Der Fall war aufgeklärt. Sein erster Mord. Wieso bekam er das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte? Irgendetwas war hier faul, er kam nur nicht darauf, was es war.

27.
    »Eine Beziehungstat«, sagte Fritz Keller, lehnte sich zurück, faltete die Hände über seinem durchtrainierten Bauch und drehte die Daumen umeinander. »Und sie ist schon geklärt. Ich schlage vor, dass du dich weiter um unseren verschwundenen Jüngling kümmerst.« Gleich heute Morgen hatte sich unter der Leitung Kellers eine zwanzigköpfige Sonderkommission zusammengefunden, die sich mit dem Tötungsdelikt »Ölnhausen« beschäftigte. Da der Fall im Prinzip geklärt war, hatte man sich nur noch mit dem Motiv und der Beweisaufnahme herumzuschlagen, und Fabian konnte Zeit für seinen Handtaschenräuber einplanen.
    Draußen wölbte sich ein blauer Himmel über der Stadt. Er hatte kaum drei Stunden geschlafen und musste heftig blinzeln, sobald er ins Helle starrte. Hinter seiner Stirn pochte es schmerzhaft. Gierig trank er das bittere Gesöff, das er sich als Kaffee in eine Thermoskanne gefüllt hatte, und suchte in der oberen Schublade nach seiner Noisette. Er hatte doch eine neue Tafel gehabt, eine jungfräuliche, noch im Papier. Wo war sie bloß hingekommen? Resigniert lehnte er sich zurück. Um zehn Uhr, also in einer knappen halben Stunde, hatte er zu allem Überfluss auch noch Alberto Cortese einbestellt, mit Übersetzerin, weil Alessios Onkel anscheinend nur mangelhaft Deutsch sprach. Als er den Termin ausgemacht hatte, war noch nicht klar gewesen, dass er mitten in der Nacht über eine Leiche stolpern würde. »Und was macht unser Marilyn-Monroe-Verschnitt heute morgen?«, fragte er.
    Keller zuckte mit den Schultern. »Das blonde Gift liegt mit dem Kopf zur Wand auf seiner Pritsche und sagt kein Wort. Ich weiß nicht einmal, ob sie unsere Sprache gut genug beherrscht, um eine Aussage zu machen. Es gibt übrigens bisher keine Kugel.

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