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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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anzeigte. »Hey, du musst dich nicht aufregen.«
    »Das ist nicht so einfach.« Die Pulsfrequenz stieg weiter.
    »Atme tief durch!«, sagte Fabian und griff nach der Hand des Jungen.
    »Schon gut. Geht schon wieder.« Er zog die Hand zurück. »Alessio schuldete mir Geld.«
    »Weshalb?«, fragte Keller.
    »Um sich rauszukaufen.«
    »Wo rauszukaufen?«
    »Bei mir.« Er keuchte und schnappte nach Luft. Hundertsechzig.
    »Soll ich die Schwester rufen?«, rief der Junge am Fenster alarmiert. »Du musst denen nichts verraten.« Er drückte auf die Klingel.
    Die Tür öffnete sich, und der Arzt stürmte mit hochrotem Gesicht herein, als hätte er im Gang bereits darauf gewartet. »Ich habe es Ihnen doch gesagt!«
    »Schon gut, wir gehen.« Keller stand auf und drehte sich zur Tür.
    »Tschüss, Nicolai«, sagte Fabian. Der Junge richtete sich auf und fixierte ihn.
    »Sind Sie der Typ, der die Bahn aufgehalten hat? Das haben mir die Schwestern erzählt.«
    Fabian zögerte und nickte dann.
    Der Arzt drückte eine Spritze in die Infusionsflasche, die den Herzschlag des Jungen langsam wieder auf Normalniveau zurückführte.
    »Danke, Mann. Ich erzähl Ihnen, was Sie wissen wollen.«
    »Morgen!«, sagte der Arzt unerbittlich.
    Fabian und Keller verabschiedeten sich und verließen das Zimmer.

34.
    Milenas Mund war wie zugenäht. Obwohl sie wusste, dass sie sich in der Tatnacht schwer belastet hatte, war sie zwei Tage lang nicht in der Lage gewesen, die Wahrheit zu sagen. Wer hätte ihr auch geglaubt, dass sie Pjotr und sich selbst erschießen wollte, aber der Killer ihr zuvorgekommen war. In ihrem ganzen Leben war ihr nichts Absurderes passiert. Sie, die Mörderin im Geiste, war mit dem Leben davongekommen. Doch als sie am Donnerstag ins Büro dieses Hauptkommissars bestellt wurde, hatte sie sich entschlossen zu reden. Nein! Auch wenn deutsche Gefängnisse besser als russische waren, würde sie die nächsten Jahre nicht für einen Mord hinter Gittern verbringen, den sie nicht begangen hatte. Die eine Nacht in der Polizeidirektion und die zwei in Stammheim hatten ihr gereicht. Ihr Blick hob sich, als zwei Polizisten kurz nacheinander eintraten.
    Der Kommissar mit dem Bürstenhaarschnitt drückte genau wie gestern auf ein Aufnahmegerät, in das er Namen und Datum eingab. Dann setzte er sich ihr gegenüber und legte nachdenklich die Fingerspitzen aneinander. Der andere, junge, holte sich einen Stuhl. Mit leisem Schrecken erkannte sie ihn. Es war der Beamte, der sie in der Mordnacht gestellt und damit verhindert hatte, dass sie sich selbst etwas antat. Lange Wimpern umrahmten dunkle Augen und gaben seinem Blick etwas Melancholisches.
    »Mein Name ist Keller, das wissen Sie ja schon. Und das da ist mein Kollege Grundmann.« Der Grauhaarige rieb sich die Hände. »Nun, Frau Donakova, erzählen Sie uns doch mal ganz genau, was in der Nacht zum Dienstag passiert ist!«
    Vor dem Verhör hatte man ihr angeboten, einen Dolmetscher hinzuzuziehen, aber sie hatte abgelehnt. Auch wenn sie die Sprache nicht gut beherrschte, sie würde es schaffen, ohne dass ihr jemand hineinredete. Und sie würde das Wesentliche verschweigen.
    »Es war gegen dreiundzwanzig Uhr«, begann sie.
    »Pjotr hatte sich in den Garten gesetzt.« Sie verschwieg, dass sie auch in dieser Nacht die Pistole aus der Schublade des Nachtschranks geholt hatte. Ihr Gewicht in der Hand zu spüren, ihre glatte Kühle, war fast eine Marotte geworden. Am Bettpfosten hatten die Handschellen gehangen. Jede Nacht. Mit gespreizten Beinen hatte er ihre Füße an die unteren Bettholme gefesselt. Milena hatte sich wieder und wieder vorgestellt, wie es wäre, ihm den Kopf wegzupusten, und plötzlich war ihr klar gewesen, dass sie es tun würde. In dieser Nacht. Und die Konsequenz daraus wäre, dass sie sich dasselbe antun würde. Einen Moment später war sie auf die Terrasse getreten und hatte die Waffe entsichert. Und dann war es geschehen.
    »Plötzlich hörte ich Schuss«, sagte sie.
    Gespannt lehnte sich der junge Polizist über die Tischkante. »War das Geräusch leise oder laut?«
    »Leise«, gab sie zurück. »Ich habe nur gehört, weil ich schon draußen stand.« Das Geräusch war so uneindeutig gewesen, dass sie gedacht hatte, der Schuss sei in ihrem Kopf abgefeuert worden. »Es machte leise plopp! Ich bin dann rausgegangen mit Pistole in Hand.«
    »Hatten Sie denn keine Angst?«, fragte der Ältere stirnrunzelnd.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das war nicht Wirklichkeit.«
    Der

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