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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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hat mich aus heiterem Himmel getroffen.«
    »Mich auch.« Er machte eine überraschend anmutige Verbeugung. »Darf ich vorstellen? Gianluca Francesco Battista. Meine Eltern haben als Pizzeriabesitzer in Ulm ganz gut Geld gemacht. Kochen war immer schon meine Leidenschaft.«
    Er verschlang sie mit den Augen, und Leonie spürte, wie ein neuer Hitzeschwall über sie hinwegrollte. War ihr wirklich eben noch kalt gewesen?
    »Du erblühst wie eine Rose, wenn du rot wirst«, sagte er, trat auf sie zu und küsste sie wieder. Diesmal dauerte es eine ganze Weile, bis sie wieder auftauchten.
    Und plötzlich veränderte er sich. Schmerzhaft fest zogen seine Hände ihre Arme herunter, die sie um seinen Hals gelegt hatte. Sein Gesicht war aufgewühlt, die hellen Augen verfinstert, als hätten sich Wolken über die Iris gezogen. Entsetzen lag darin. Und Verzweiflung. Er trat einen Schritt zurück.
    »Was tue ich da?«, fragte er mehr sich selbst als sie.
    »Was ist los?«, fragte Leonie erschrocken.
    Er schüttelte den Kopf. »In meinem Leben ist kein Platz für eine Frau.«
    Er ging ein paar Schritte bis zum Feldrand und blickte in die Nacht. Vorsichtig trat sie neben ihn und griff nach seiner Hand, die er ihr sofort entzog. »Wie hast du das gemeint?«
    Als er auf sie herunterschaute, war sein Blick wieder warm und zärtlich. »Von mir hält man sich besser fern. Ich arbeite pro Tag sechzehn Stunden und länger. Nie könnte ich eine Frau glücklich machen.«
    »Das zu entscheiden solltest du mir überlassen.« Leonie trat einen Schritt zurück. »Könntest du mich nach Hause bringen?«, fragte sie dann. »Es ist sehr spät.« Als sie zum Auto gingen, wusste sie noch immer nicht, wer Gianluca Battista war.

39.
    Ausweglos, voller Müll, Schutt und Trümmer. Vorsichtig folgte Alessio seinem Gegner durch das tote Land und stellte ihn schließlich vor einer Industrieruine, deren kaputte Mauern wie Zahnstummel aus dem Boden ragten. Er versteckte sich hinter einem umgefallenen Panzer, legte auf ihn an, zielte sorgfältig und hörte das Geratter des Maschinengewehrs in seinem Kopf. Der Feind riss die Arme hoch, Blut spritzte knallrot, tomatenrot, mohnrot. Er fiel erst auf die Knie, dann auf die Seite und blieb in einer Lache liegen. Getroffen, versenkt. Erbarmungslos hielt der Jäger nach seinem nächsten Opfer Ausschau. Da kamen sie, eine Rotte Söldner, die die Umgebung sicherte. Der Jäger brachte sich wieder in Position.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter und holte ihn zurück in die Realität. Es war Kain. Er setzte den Kopfhörer ab und rieb sich die Augen. Es musste gegen drei sein, aber wenn man einmal begonnen hatte, konnte man mit diesen Spielen nicht mehr so schnell aufhören.
    »Komm mit!«, sagte Kain.
    Alessio versteckte ein Gähnen hinter seiner Hand. »Du hast doch ne Macke, Mann!«
    »Sowieso.« Kain setzte sich auf das Bett und ließ die Armmuskeln spielen. Er trug extra Shirts, in denen sie gut zur Geltung kamen. Schwarze Muscle Shirts, manchmal mit Totenkopf. Als Alessio aufstand, kribbelte in seinen Beinen ein ganzer Ameisenstaat. »Ey, Mann. Weißt du, wie spät es ist?«
    Kain deutete auf den Digitalwecker, der 3.45 Uhr anzeigte. »Fast drei Uhr sechsundvierzig.«
    »Ich hab kein Bock!« Alessio schüttelte den Kopf.
    »Du tust, was ich dir sage«, polterte Kain.
    »Ich will ins Bett!« Er war zwar nicht wirklich müde, dafür hatte er zu viel Cola getrunken, aber Kain zu gehorchen bedeutete eine weitere Niederlage in der Kette von Demütigungen, die er seit Monaten eingesteckt hatte. Sein Bruder stand auf und warf ihm die Jacke zu, die über dem Bettrand gelegen hatte.
    »Zieh dir was über! Es ist arschkalt.« Dann verließ er das Zimmer. Wie sehr Alessio ihn hasste. Sehr langsam band er sich die Turnschuhe zu und folgte ihm die Betontreppe hinab in den Keller zur Garage. Kain wartete in der blauen A-Klasse auf ihn, die sonst sein Onkel fuhr. Von Mario und Alberto fehlte jede Spur. Wahrscheinlich waren sie mit dem Transporter schon zum Großmarkt in Stuttgart-Wangen aufgebrochen. Er setzte sich neben Kain auf den Beifahrersitz, der das Garagentor öffnete und die Kiste langsam in Richtung Landstraße lenkte.
    »Wohin willst du um diese verdammte Uhrzeit fahren?«
    »Brötchen holen«, sagte Kain einsilbig. Als sie über den Schurwald ins Remstal und dann in Richtung Stuttgart fuhren, dehnte sich das Schweigen endlos zwischen ihnen. Alessio dachte flüchtig an Blue, dann an seine Mutter und dann gar nichts

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