Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)
geschickt Pfützen und matschige Stellen. Als sie die Terrasse erreichten, traf sie ein Regenschwall, der Leonie frösteln ließ. Sie zog die Strickjacke fester um sich und stapfte erleichtert durch die Tür ins Warme.
»Mein Name ist Leonie Hausmann. Herr Battista hat uns eingeladen«, erklärte sie dem Kellner, der an der Theke gerade ein Glas auswischte.
»Ein Tisch für Hausmann«, wiederholte dieser leise und musterte sie ungeniert. »Der Chef hat schon auf Sie gewartet.«
Als der Kellner sie zu ihrem Platz führte, flammte Hitze über ihr Gesicht. Zu blöd auch, dass die Gäste ihnen mit ihren Blicken folgten. Der Tisch lag an der Fensterfront und war für zwei Personen gedeckt. Leonie setzte sich und schlug die Beine übereinander. Sybille übernahm die Bestellung. »Wir würden gerne schon etwas zu Trinken haben. Was meinst du, Leonie?«
Sie räusperte sich und versuchte, ihr klopfendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Dieser Abend gehört ganz uns, flüsterte sie sich in Gedanken zu, und wusste nicht, ob sie Gianluca oder ihre Schwester meinte. »Eine Flasche Barolo bitte und eine Flasche Wasser ohne Sprudel.«
Der Kellner verbeugte sich und überreichte ihnen zwei Speisekarten. Bevor Leonie einen Blick darauf warf, schaute sie sich verstohlen um. Gianluca hatte das Restaurant schlicht und stilvoll eingerichtet. Die Tische waren weißgedeckt und standen auf einem mattbraunen Nussbaumfußboden. Brennende Kerzen und Arrangements aus Orchideen und Gräsern sorgten für eine geschmackvolle Atmosphäre. An den Wänden hingen Acrylbilder, in deren abstrakten Motiven sich die Berge und das Meer Italiens nur erahnen ließen. Das ganze Lokal war voll. Ohne Gianlucas Einladung hätten sie hier heute Abend niemals einen Platz ergattert.
Der Kellner kam zurück.
»Signor Battista lässt Ihnen ausrichten, dass er sich sehr über Ihre Ankunft freut. Er möchte Ihnen nicht dreinreden, aber er empfiehlt statt eines Barolos einen fruchtigen Donnicis aus Kalabrien.«
Sybille hob die Augen und zwinkerte Leonie zu.
»Wir vertrauen uns ganz Ihrem Chef an«, entschied diese ohne Zögern.
»Und dann würde er den Damen auch gerne ein Menü vorschlagen«, fuhr der Kellner fort.
»Und was wäre seine Empfehlung?«, fragte Sybille. Der Kellner wischte sich die Hände an seiner weißen Schürze ab. »Sie wissen, dass wir uns auf die Küche Süditaliens spezialisiert haben?« Er lächelte sie an.
»Natürlich«, sagte sie. »Aber deren Spezialitäten kennen wir nicht so gut.«
»Signor Battista legt Ihnen die Antipasti alla casa ans Herz und empfiehlt danach als Pastagericht Fusilli alla Siracusana. Dann würde er gerne für Sie Braciole di Pesce Spada zubereiten. Das sind Rouladen vom Schwertfisch. Und als Fleischgericht dann Scaloppine alla Marsala .«
»Wenigstens das habe ich schon einmal gehört«, warf Sybille ein.
Der Kellner nickte und verbeugte sich. »Sie sind köstlich. Und als Nachtisch gibt es eine Überraschung.«
»Das klingt ja großartig. Was meinst du, lassen wir uns darauf ein?«, fragte Sybille.
»Natürlich.« Leonie nickte. »Wir schließen uns den Empfehlungen des Chefkochs an«, sagte sie so gelassen wie möglich an den Kellner gewandt. Sie bereuten es nicht. Vom Rotwein über die Vorspeisenplatte mit gebratenem Gemüse, Salami und Käse, die Pasta bis zu den Hauptgerichten war alles köstlich. Mit Liebe gekocht, dachte sie beklommen und fragte sich, auf was sie sich da einließ.
»Wenn ich noch einen Bissen esse, passe ich nicht mehr in mein Auto«, sagte Sybille und schob ihren Teller zurück.
»Es fehlt noch der Nachtisch.« Leonie lachte und hängte sich ihre Strickjacke locker um die Schultern. Von Löffel zu Löffel wurde ihr mulmiger zumute. Was würde Gianluca als Gegenleistung für dieses phantastische Essen verlangen? In diesem Moment trat der Chefkoch selbst mit einem Tablett voller Dessertspezialitäten aus der Küche. Die gutgelaunten Gespräche an den Tischen verstummten, und so mancher bewundernde Blick galt Gianluca, der in seiner Küchenkluft mit dem geknöpften Oberteil und den schwarzweißen Hosen beeindruckend aussah. Er grüßte nach links, richtete einige freundliche Worte nach rechts und steuerte zielbewusst auf ihren Tisch am Fenster zu, wo Leonie am liebsten im Boden versunken wäre. »Was für ein Auftritt!«, flüsterte Sybille.
»Meine Damen!« Er stellte das Tablett auf den Tisch und hielt Leonies Hand einen Moment länger fest als Sybilles. Champagner strömte
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