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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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wissen?«
    »Du kennst Alessio schon länger?«
    »He Mann, ich kenne den kleinen Scheißer schon fast seit seiner Geburt. Wir haben schließlich im selben Haus gewohnt.«
    »War er so etwas wie dein Freund?«
    »Was man so Freund nennt. Schließlich bin ich vier Jahre älter als er. In dem Alter ist das richtig viel.«
    Fabian nickte. Das konnte er gut nachvollziehen.
    »Ich glaube, er hat zu mir aufgeschaut«, fuhr Nick fort. »Später war ich dann Co-Trainer in seiner D- und C-Jugend.«
    »Er hat Fußball gespielt?«
    »Und gar nicht so schlecht. Aus dem hätte ein kleiner Lionel Messi werden können. Aber das hat alles sein Alter kaputtgemacht. Der meinte, Alessio soll lieber zu Hause bleiben. Und das als Italiener. Die sind sonst alle total geil auf Fußball.«
    Fabian wurde nicht schlau aus dieser Aussage. »Hast du irgendeine Erklärung dafür? Die meisten Väter sind doch stolz, wenn ihre Söhne gute Fußballer sind.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Ich schätze mal, der Alte wollte die totale Kontrolle über ihn und über Laura. Aber die hat nicht mitgespielt. Wenn sie ne dicke Lippe riskiert hat, lief sie manchmal mit einem blauen Auge im Treppenhaus herum. Meine Schwester hat immer gesagt, irgendwann bringt er sie noch um.«
    »Ganz schön tapfer, deine Nachbarin«, sagte Fabian leise.
    »Wohl eher lebensmüde«, gab Nicolai zurück. »Der Alte war wie ein Pulverfass, das jeden Moment hochgehen konnte. Irgendwas stimmte nicht mit dem, und seine Verwandtschaft war noch schlimmer. Zum Beispiel Alessios Bruder, so ein kurzgeschorener Bodybuilder, der ging eine ganze Weile bei denen ein und aus.«
    Fabian schaute ihn stirnrunzelnd an. »Du kennst Corrado?«
    Nick runzelte die Stirn. »Er hat manchmal mit uns Basketball gespielt. Wenn er Alessio mit seiner Pranke auf die Schulter gehauen hat, ging der in die Knie.«
    »Also ein richtig netter großer Bruder.«
    »Alessio hatte wahnsinnig Angst vor ihm, aber noch mehr vor seinem Onkel.«
    »Dann ist es eher unwahrscheinlich, dass sich Alessio bei Alberto Cortese versteckt hält?«, fragte er.
    Nick schüttelte den Kopf. »Eher springt der in den Neckar. Geben Sie mir mal das Tablett, bitte?« Fabian stand auf und reichte dem Jungen sein Abendessen. Nick hob den Deckel ab.
    »Schon wieder Wurstbrot mit Gurke«, stellte er resigniert fest. Der rote Tee war übergeschwappt. »Und der Zucker löst sich auch nicht mehr auf, wenn der Tee kalt ist.« Die Feststellung hinderte ihn nicht daran, ein ganzes Tütchen in die Tasse rieseln zu lassen.
    Dann öffnete er das Butterpäckchen, bestrich eine Scheibe Graubrot, belegte sie dick mit Salami und schnitt die Gurke in Scheiben. Den ersten Bissen spülte er mit dem Früchtetee hinunter. »Igitt«, sagte er.
    Fabian fand es an der Zeit, die zentrale Frage zu stellen. »Und warum hast du dich am letzten Samstag mit Alessio getroffen?«
    Der Patient verschluckte sich an einem Krümel. Fabian klopfte ihm vorsichtig den Rücken. »Blödes trockenes Brot!«, sagte er. »Schade, ich hatte schon gehofft, Sie hätten das vergessen.«
    Fabian grinste schief. »Den Samstag vor einer Woche vergesse ich sicher mein ganzes Leben lang nicht.«
    Nick riss sich zusammen und atmete tief durch. »Ich wollte Geld für ein besseres Motorrad.«
    Fabian zog die Stirn in Falten. »Erzähl doch mal von vorne!«
    Nachdenklich biss der Junge in sein Brot, kaute langsam und schluckte dann. »Es war am Tag nach dem Tod des alten Cortese. Da bin ich Alessio im Treppenhaus begegnet. Und ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat. Jedenfalls habe ich ihn angesprochen.« Plötzlich schaute er schuldbewusst.
    »Und was hast du zu ihm gesagt?«
    »Ich weiß, ich hätte sagen sollen ›Herzliches Beileid‹ oder irgend so einen Scheiß. Aber das ist mir da nicht eingefallen.« Er setzte den Deckel wieder auf das Tablett, rückte ihn zurecht und verdeckte das ganze Chaos, die dunkelroten Teeflecken, das fettige Butterpapier und die Reste der Gurke. »Ich habe ihn was gefragt.«
    »Und was?«
    »Habt ihr nachgeholfen?«, gestand Nicolai leise.
    Fabian schaute ihn ungläubig an. »Sein Vater ist am Tag zuvor gestorben und du hast ihn auf dem Treppenabsatz verdächtigt, ihn umgebracht zu haben?«
    »Das war ein Scherz, Mann«, verteidigte sich Nicolai. »Und verständlich wäre es ja auch gewesen.«
    »Uff. Und was hat Alessio geantwortet?«
    Nick ließ sich in sein zerknautschtes Kissen zurücksinken. »Nichts, das war es ja gerade. Er sah aus wie ne

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