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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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lebendiges Wesen. Sie hatte lange um Alessio gekämpft, der sich widersetzen, sich seinen eigenen Willen bewahren sollte. Mittlerweile wusste sie: Es reichte schon, wenn sie sich still verhielt. Vielleicht würde der Tod dann vorbeischauen und ihn verschonen.

    Laura Cortese hatte ihren fünfzehnjährigen Sohn im Stich gelassen. Die Flaschen und Gläser klirrten heftig, als Fabian die Altglaskiste mit Schwung aufs Pflaster vor die Hintertür pfefferte. Er war gegen zwei Uhr nach Hause gekommen, hatte die Bude aufgeräumt und wollte eigentlich mit seinem Bruder eine Runde Rad fahren, um seinen Kopf durchzulüften. Abends würde er sich dann mit Leonie im Theaterhaus treffen. Nach dem vergeigten Samstagmorgen musste er dringend abschalten und auf andere Gedanken kommen. Doch sein Kopf drehte sich noch vom Besuch im »Fallen Angel« und dem Gespräch mit Laura Cortese. Waren schwere Depressionen wirklich ein Grund, um einen Fünfzehnjährigen sich selbst zu überlassen, der auf dem besten Wege war, in eine kriminelle Karriere abzurutschen?
    Nachdenklich stieg er die enge Holztreppe zu seiner Mansarde hoch und stand schließlich im Flur, wo ihn Che Guevara von der Wand gegenüber mit seinen unbestechlichen schwarzen Augen musterte.
    »Compañero!«, sagte er und zog spöttisch den nicht vorhandenen Hut.
    Wie gut, dass Keller nicht wusste, wie dilettantisch er sich heute Morgen benommen hatte. Er hatte Alessios Mutter quasi an ihren Tisch gezwungen. Laura Cortese war zwar überrumpelt gewesen, hatte es aber trotzdem geschafft, so gut wie nichts über sich zu erzählen. Fabian drückte seine schmerzende Stirn an den harten, hölzernen Türrahmen des Schlafzimmers. Entweder würde er jetzt sein Rennrad über die Schulter nehmen und bei Tobias vorbeischauen, der sicher gerade sein Auto polierte, während seine Frau einen Marmorkuchen in den Ofen schob. Oder er konnte beginnen, den gordischen Knoten aufzulösen, in den sich seine Fälle verwandelt hatten.
    Fünf Minuten später steuerte er den Saab auf die B 10 in Richtung Landeshauptstadt. Als er auf der chirurgischen Station des Robert-Bosch-Krankenhauses ankam, saß Nicolai mit Kopfhörern im Bett.
    »Sie!« Nicolais blaue Augen blickten wachsam. »Ich habe schon auf Sie gewartet.«
    Im Laufe der letzten Tage schien sich sein Zustand stabilisiert zu haben. Den Kopfverband ersetzte ein dickes Pflaster, unter dem bräunliches Jod hervorschimmerte. »Hat man als Bulle kein Wochenende?«
    Fabian rückte einen Stuhl an den Bettrand und setzte sich. Das Bett am Fenster war leer.
    »Und dein Zimmergenosse, der Motorradunfall?«
    »Benny? Der ist mit seiner Family nach draußen gegangen. Sie kommen immer gleich im Clan aus Beutelsbach und versuchen, ihm gemeinsam das Motorradfahren auszureden.«
    »Und du, kriegst du auch hin und wieder Besuch?«
    »Meine Schwester war eben da. Sie ist die Einzige von uns, die noch in der Gegend lebt. Meine Alten leben nicht mehr, und meine beiden Brüder sind in Frankfurt und in Nürnberg LKW-Fahrer.«
    »Da bist du sicher froh, dass zumindest sie dich besuchen kommt.«
    Nicolai verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. »Ich hab mein eigenes Leben, und Natascha hat immer so viel an mir auszusetzen, aber wenigstens ist sie noch da.« Nervös fuhr sich der Junge mit den Fingern durch die Haare.
    »Im Moment ist es ganz gut, dass wir allein sind.« Fabian beschloss, Nicks unerwartete Gesprächigkeit auszunutzen, und ihm ordentlich auf die Pelle zu rücken.
    »Das wird also ein Verhör, oder?«, fragte der Junge. Seine Augen flackerten.
    »Beim letzten Mal hast du versprochen, mir einige Dinge zu erklären«, erinnerte ihn Fabian.
    »Nageln Sie mich ruhig darauf fest«, sagte der Junge todesmutig. »Ist sowieso besser, wenn’s raus ist. Sonst erstick ich noch dran.« Eine Krankenschwester kam ins Zimmer und stellte zwei Tabletts auf dem Beistelltisch ab. Es war fünf Uhr, Zeit für Abendessen.
    »Bitteschön«, flötete sie. Ihr prüfender Blick blieb an Fabian hängen. »Sie sind von der Polizei, oder? Der Junge verträgt noch keine Aufregung.« Der Oberarzt schien sie gut instruiert zu haben.
    »Ich beiße schon nicht«, sagte er und grinste. »Jedenfalls keine Krankenschwestern.« Die Schwester wurde rot, schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer.
    Nicolai lachte leise. »Das war gut!«
    »Man tut, was man kann.«
    Der Junge schob sich sein Kopfkissen in den Rücken, so dass er aufrechter saß. »Also schießen Sie los! Was wollen Sie

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