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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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Prämiert werden vor allem ihre Fertigkeiten und Talente.“
    „Das will ich sehen“, sagt Orlando und wirft mir einen drohenden Blick zu.
    „Von mir aus, aber zuerst möchte ich was trinken.“
    Simon lässt die Decke, die er mitgebracht hat, auf unseren Sitzen liegen.
    „Würden Sie bitte unsere Plätze freihalten?“, ersuche ich die beiden Holländerinnen hinter uns, die die ganze Zeit ebenso begeistert wie Orlando fotografiert hatten.
    Wir steigen die nicht enden wollenden Stufen hinauf zur Galerie.
    Orlando und ich sind völlig außer Atem, als wir oben angelangt sind. Simon atmet relativ ruhig und regelmäßig. Der Mann scheint eine Bombenkondition zu haben, obwohl er auch raucht. Wahrscheinlich trainieren FBI -Männer täglich, denke ich.
    Auf der Galerie reiht sich ein Verkaufsstand neben den anderen. Schmuck, Musikinstrumente, traditionelle Kleidung, handgemachte Mokassins, Erfrischungen, Snacks …
    Wir decken uns mit Mineralwasser ein.
    Ich halte Ausschau nach Mike Logan. Bestimmt treibt er sich auch hier herum und versucht seinen Türkisschmuck, made in China, loszuwerden.
    Simon bleibt plötzlich stehen und begrüßt einen alten Mann mit langen weißen Haaren. Der Greis ist sehr ärmlich gekleidet. Halb verborgen durch eine Zeltplane, lehnt er am Geländer.
    Simon redet mit ihm in einer Sprache, von der ich kein Wort verstehe. Nach einer Weile dreht er sich zu Orlando und mir um und macht uns mit dem Alten bekannt.
    „Sein Name ist Rolling Thunder. Er ist ein berühmter Navajo-Heiler. Verzeiht, wenn ich mit ihm in unserer Sprache rede. Er ist ein weiser Mann, hat in seinem langen Leben tausende Menschen behandelt, aber er spricht kaum englisch. Schaut euch ein bisschen um. Wir treffen uns in einer halben Stunde wieder hier, okay?“
    Orlando und ich schlendern durch das Stadion. Immer wieder bleiben wir stehen und sehen uns die hübschen Sachen an den Ständen an. Orlando kauft einen Traumfänger und ein silbernes Armband mit einem türkisen Stein.
    Auch hier oben spüre ich das Vibrieren der Trommeln in meinem Bauch. Verstehe jetzt endlich all diese Esoterikerinnen, die so scharf auf Trommelkurse sind. Kommt ja fast einem Orgasmus gleich, was sich da in meinem Unterleib abspielt.
    Plötzlich erblicke ich ein bekanntes Gesicht. „Das darf nicht wahr sein, schau mal, wer da ist“, sage ich zu Orlando.
    Jamie, unser Retter aus dem Death Valley, steht neben Claire an einem Stand in der Nähe eines der zahlreichen Eingänge des Stadions. Sie haben vor allem Navajo-Silberschmuck auf einem Tapeziertisch liegen.
    Clair verhandelt gerade mit einer weißen Kundin.
    Jamie sieht ungepflegt aus. Sein Jeanshemd ist marmoriert von Fett- und Schweißflecken.
    Jetzt hat er uns auch entdeckt. Er scheint ebenfalls überrascht zu sein. Begrüßt uns mit einem knappen „Hi“.
    „Wie geht’s?“, frage ich ihn.
    „Beschissen. Die Leute gaffen nur blöd, kaufen aber nicht.“
    Claires potentielle Kundin wirft ihm einen wütenden Blick zu und verlässt den Stand.
    Ich begrüße Claire mit einer Umarmung. Egal, was diese Navajo für Bräuche haben, ich mag diese Frau.
    Sie sieht sehr müde aus und hat ein blaues Auge.
    „Wie ist das passiert?“, frage ich sie entsetzt.
    „Hab beim Aufbau des Standes nicht aufgepasst und einen Holzpflock ins Auge gekriegt.“
    Sie lügt. Ich bin mir sicher. Werfe Jamie einen argwöhnischen Blick zu. Er blödelt mit Orlando, versucht, ihm ein Paar silberne Ohrringe anzudrehen.
    „Ist Tom nicht hier?“
    „Einer hat auf der Tankstelle bleiben müssen. Das Los ist auf ihn gefallen.“
    „Ich will rasch eine rauchen, aber wir kommen wieder“, sage ich zu Claire, als sich ein junges indianisches Pärchen für ihren Schmuck interessiert.
    Als wir uns ein paar Meter von ihrem Stand entfernt haben, höre ich Jamie sagen: „Was wollen die hier? Spionieren sie uns nach?“
    Orlando hat es aufgegeben, mich wegen jeder Zigarette zu kritisieren. Geduldig wartet er mit mir vor dem Eingang, bis ich fertig geraucht habe.
    „So ein Zufall. Die haben gar nichts davon gesagt, dass sie zum Pow Wow wollen“, sage ich.
    „Wir ja auch nicht.“
    „Damals haben wir noch nicht gewusst, dass wir hierherfahren werden. – Wir kaufen ihr was ab. Das sind wir ihr schuldig“, sage ich.
    „Sie hat keine besonders schönen Sachen.“
    „Egal, irgendwas werde ich schon finden.“
    Als wir zu ihrem Stand zurückkehren, ist sie allein. Jamie ist nirgends zu sehen.
    Ich entscheide mich für ein

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