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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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dem Irak zurückgekommen ist, hat er so eine Reinigung bei einem meiner Schüler gemacht.“ Der Alte verabschiedet sich nun von uns. „Ich muss mich umziehen. Ich tanze mit den alten Medizinmännern. In zwanzig Minuten sind wir dran.“
    Simon weigert sich, uns die Geschichte seiner Reinigung zu erzählen. „Ich erzähl euch das gern mal später. Jetzt hab ich keinen Kopf dafür.“
    „Denkst du, Rolling Thunder hat eine Ahnung, ob ‚The Snake‘ noch am Leben ist und wo er sich aufhalten könnte?“, frage ich.
    „Nein, hellsehen kann er nicht.“
    Es ist spät geworden. Die Miss-Indian-World-Wahl wird verschoben und erst gegen Mitternacht stattfinden. Wir haben keine Unterkunft für heute Nacht. In Albuquerque ist sicher jedes Hotel und Privatzimmer vergeben. Simon und ich sind uns einig, dass es klüger ist, auf die Misswahl zu verzichten und uns rasch einen Campingplatz in der Nähe zu suchen. Orlandos Protest überhören wir einfach.
    Obwohl mir die Heilung des Mörders meiner Eltern nach wie vor durch den Kopf geht, erzähle ich meinen beiden Freunden, sobald wir im Auto sitzen, was Claire mir anvertraut hat. Ich sage nicht die ganze Wahrheit, nur, dass sie den Verdacht mir gegenüber geäußert habe, dass Jamie und Tom Unfallopfern auf dem Highway den Gnadenstoß versetzen würden.
    Trotz der späten Stunde ruft Simon sofort einen seiner Kollegen an. „Ich bin offiziell auf Urlaub, kann diese Kerle nicht festnehmen. Aber wir werden sie kriegen. Keine Sorge.“

Mord am Rio Grande, New Mexico, April 2012
    Der Campingplatz am Rio Grande war ziemlich voll, obwohl die Temperaturen in der Nacht angeblich unter vierzig Grad Fahrenheit sinken würden. Er nahm an, dass sich die meisten Camper noch beim Pow Wow befanden. Auch bei den Zelten einer Motorradclique war kein Mensch zu sehen. Keine einzige Maschine. Nur in ein paar Wohnmobilen von Ganzjahresgästen – Zweitwohnsitze von Rentnern, die in unmittelbarer Nähe der Sanitäranlagen standen – brannte Licht.
    Der Mond, der über den Bergen im Norden Albuquerques aufging, sah aus wie ein glühender Ballon. Dick geschwollen und tief orangerot hing er zwischen den hohen Gipfeln.
    Zwei ältere Frauen machten im hellen Licht des Mondes komische Verrenkungen vor ihrem Zelt. Tai-Chi, vermutete er. Während seiner Zeit in Asien hatte er davon gehört, es jedoch nie selbst ausprobiert. Er benötigte keine Entspannung. Im Gegenteil, er schätzte einen erhöhten Adrenalinspiegel.
    Die Frauen hatten ihr Zelt direkt am Fluss aufgestellt, weit entfernt von den anderen Zelten.
    Er saß versteckt unter einer Weide, deren Äste im Wasser des Rio Grande untertauchten, und schaute den ungelenkigen Damen bei ihren Übungen zu.
    Das Risiko, gesehen zu werden, war relativ gering. Auf jeden Fall gering genug, um den Überfall wagen zu können. Er liebte es, den Höhepunkt hinauszuzögern. Genoss die Vorfreude ungemein.
    Es machte ihm Spaß, die Frauen in Ruhe zu beobachten. Unter ihren T-Shirts malten sich deutlich ihre Bäuche ab. Gegen ihr Übergewicht würde Tai-Chi auch nicht helfen. Ihnen fehlte, seiner Meinung nach, ein anständiger Fick. Er überlegte kurz, ob er es ihnen mit dem Griff seines Jagdmessers besorgen sollte. Verwarf die Idee aber wieder. Es würde ihm nur geringes Vergnügen bereiten, verglichen mit dem, was er eigentlich mit ihnen vorhatte.
    Er fragte sich, welche der beiden er sich als Erste vornehmen sollte. Die mit dem blond gefärbten Kurzhaar war eine Spur attraktiver als ihre Freundin. Sie sollte länger in den Genuss kommen zu leiden.
    Er bildete sich ein, ihre Sprache zu kennen, auch wenn er nicht verstand, was sie einander zuriefen. Entweder waren sie Deutsche oder Holländerinnen oder Skandinavierinnen. Auf jeden Fall aus Europa. Touristinnen also.
    Er fand den Gedanken, Europäerinnen zu töten, plötzlich besonders reizvoll. Kein Hahn würde nach diesen alten Hühnern krähen. Die Botschaft ihres Landes würde sich ein bisschen wichtigmachen. Das FBI würde zu tun kriegen. Die Detectives vielleicht ein paar Überstunden schieben. Der Gedanke, dass er seit Jahren für Beschäftigung beim FBI sorgte, gefiel ihm außerordentlich. Eigentlich müssten ihm diese Sunnyboys dankbar sein. Töten mit Erlaubnis war langweilig, das wusste er aufgrund seiner langjährigen Kriegserfahrung. Jedenfalls hielt es dem Vergleich mit gesetzwidrigem Töten nicht stand.
    Lächelnd ging er auf die beiden Frauen zu. Sie unterbrachen ihre Übungen, als sie ihn kommen

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