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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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Anfang 20 sein. Etwas kleiner als Doyle.
    Er lächelte.
    »Ich hab mitbekommen, was in dem Pub passiert ist«, meinte Billy Dolan.
    »Und wenn schon?«
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich dir einen ausgebe, wenn du dich das nächste Mal dort blicken lässt.«
    Doyles Miene veränderte sich nicht. »Warum?«
    »Ich hab gehört, was dieses vorlaute Arschloch über die IRA gesagt hat, bevor du ihm eine verpasst hast. Dafür wollte ich dir danken. Unser Anliegen hat im Moment nicht allzu viele Freunde. Einer mehr kann nie schaden.« Er ließ wieder sein breites, ansteckendes Lächeln aufblitzen.
    »Danke«, antwortete Doyle. »Mit dem Ausgeben nehm ich dich beim Wort.« Er zögerte, da ihm aufging, dass er den Namen des Mannes nicht kannte.
    »Billy.«
    Doyle streckte eine Hand aus. Dolan schüttelte sie herzlich.
    »Schön, dich kennenzulernen, Billy«, sagte er, während er sich den Mann genau ansah und jede Einzelheit seines Gesichts abspeicherte, jede Falte und Linie, jede Nuance seiner Mimik. »Ich heiße Sean.«
    »Ich würde dir ja sofort einen ausgeben, aber ich muss los«, erwiderte Dolan. »Aber wie ich schon sagte, wenn du mal wieder da aufkreuzt, steht mein Angebot.« Er drehte sich um und entfernte sich mit zügigen Schritten. Zum Abschied hob er noch einmal die Hand.
    Doyle sah ihm hinterher und schaute noch einmal kurz auf seine rechte Hand, als ob er immer noch Billys kräftigen Händedruck spüren konnte.

»Tja, Billy«, flüsterte er ohne einen Hauch von irischem Akzent. »Vielleicht lass ich mir ja tatsächlich einen von dir ausgeben.«
    Damit wandte er sich ab und ging zur Bushaltestelle am Ende der Straße.
    38
    Sie wollte sehen, wo er gestorben war.
    Das war ihr erster irrationaler, lächerlicher Gedanke gewesen, als sie aus dem Flugzeug auf Belfast hinunterschaute.
    Sie hatte den Ort sehen wollen, an dem man ihren Bruder ermordet hatte.
    Jetzt stand Georgina Willis am Fenster ihres Zimmers im zehnten Stock des Hotels Excelsior und schaute auf die Stadt, in der ihr Bruder sein Leben gelassen hatte.
    Später Nachmittag. Aufziehende Regenwolken verdunkelten den Himmel. Die Wettervorhersage hatte sogar von Nebel gesprochen. Sie presste ihr Gesicht gegen das kalte Glas und seufzte, während sie die Leute in den Straßen unter ihr und die Autos und Busse beobachtete, die diese Straßen verstopften. Von hier aus wirkte Belfast wie eine ganz gewöhnliche Stadt voll mit Menschen, die Besorgungen machten, mit Geschäftsleuten, Touristen und Besuchern. Doch seit 1969 hatte sie sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Und gerade, als es danach aussah, als ließe sich der Konflikt zu einem friedlichen Abschluss bringen, flackerte die Bedrohung von Neuem auf, um den Verstand all jener zu trüben, die in der Provinz lebten. Anscheinend hatte der Kugelhagel der Feuerwaffen knapp eine Woche zuvor in Stormont eine Menge Hoffnungen zunichtegemacht.
    Doch jene, die in Stormont gestorben waren, besaßen für sie überwiegend kein Gesicht. Ja, sie kannte ihre Namen, aber ihren Tod empfand sie lediglich als bedauerlich. Ihr Dahinscheiden hatte ihr Leben nicht berührt. Sie empfand die Opfer als Fremde.
    Sie hatte geglaubt, ein Großteil des Schmerzes über den Verlust ihres Bruders sei mittlerweile bewältigt, doch als sie am Fenster stand und auf die Stadt starrte, stellte sie fest, dass sich der Kummer erneut in ihr regte und in ihrem Bewusstsein zu einer Blase anschwoll. Schließlich entfernte sie sich vom Fenster und ging ans Bett. Sie hockte sich auf die Kante, zog die Schuhe aus und massierte ihre schmerzenden Füße. Die Schicht hinter dem Tresen der Hotelbar kam ihr ungewöhnlich lange vor. Über vier Stunden lang hatte sie gearbeitet, Pints gezapft und Kurze eingeschenkt, Gläser gespült und sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie den Gästen gleichermaßen unterhalten.
    Sie hatte kaum etwas in Erfahrung gebracht, das es verdiente, Doyle erzählt zu werden, wenn er zurückkehrte. Falls er überhaupt zurückkehrte.
    In den letzten zwei Tagen hatte sie wenig von ihm gesehen. Er wohnte in dem Zimmer direkt nebenan, aber wenn er nicht gerade als Nachtportier arbeitete, trieb er sich in der Stadt herum. Seit ihrer Ankunft in Belfast vor zwei Tagen hatte sie ihn höchstens eine Stunde gesehen. Er wurde zunehmend ungeduldiger, gereizt, weil sich keine konkreten Hinweise fanden. Als hätten sich Maguire und seine Männer nach dem Mord an Reverend Pithers in Luft aufgelöst. Über diesen letzten Mord unterhielt man

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