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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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dünner Nebelschleier hing in der Luft wie Trockeneis. Als Peters aus dem Wagen stieg, wirbelten dunstige Schwaden um seine Füße. Das Gras unter seinen Schuhen fühlte sich rutschig an, doch er ging sicheren Schrittes und atmete die frische Morgenluft tief ein und aus, um seine Lunge vom Zigarettenrauch zu befreien.
    Um diese Zeit wirkte es hier oben so friedlich, überlegte er, während er die Sonne bei ihrem langsamen Aufstieg beobachtete. Er fuhr oft hier herauf, setzte sich eine Stunde oder so einfach nur hin und sah der Stadt dabei zu, wie sie aus ihrem Schlummer erwachte. Das Zwitschern der Vögel in den Bäumen unterstrich die Schönheit der Umgebung. Manchmal fand er, dass sich die Reporter, die in die Provinz kamen, um über die Gewalttaten zu berichten, auch mal Orte wie diese anschauen und miterleben sollten, wie die Sonne alles in Gold tauchte. Wie die Vögel sangen. Aber sie interessierten sich nicht für die Schönheit von Nordirland. Keiner von ihnen. Ihr Horizont ging nicht über den jüngsten Konflikt in der Falls Road hinaus. Die Bombenexplosionen in Londonderry. Den Heckenschützen in Clonard. Sie sahen nur, was sie sehen wollten. Sie sahen, wie sein Land durch Jahre der Bigotterie, des Hasses und der Eifersucht in den Boden gestampft wurde.
    Viele Opfer dieses Konflikts lagen jetzt unter ihm in Milltown. Die Kameras kamen gerne hierher, wenn eine Beerdigung stattfand. Sie kamen, um den Tod mit einer Begeisterung aufzuzeichnen, die Peters obszön vorkam. Er hatte während seiner Zeit in der IRA genug Todesfälle erlebt, um sie als etwas Schändliches wahrzunehmen. Doch der Tod gehörte untrennbar zum Leben in dieser Provinz. Ebenso wie die Gewalt in den letzten zwei Jahrzehnten. Er hatte selbst einige der Opfer auf dem Gewissen: Soldaten, Sicherheitsleute, wenn es sich nicht vermeiden ließ auch Zivilisten. Doch das alles verfolgte ein klares Ziel. Sein Feldzug war nie der eines Psychopathen gewesen. Er verwendete nicht mehr Zeit auf das Abschlachten als jene, die er bekämpfte, aber für Simon Peters war es ein fester Teil seines Lebens. Die einzige Möglichkeit, das Land zu befreien, das er liebte.
    Niemand hatte sich mehr gefreut als er, als der Friedensgipfel von Stormont tatsächlich zustande kam, aber die Aussicht auf ein Ende des Blutvergießens und die Hoffnung auf ein vereintes Irland hatten sich zerschlagen. Zerfetzt von einem Kugelhagel, entfacht von Männern, die es wagten, sich als Mitglieder eben jener Organisation zu bezeichnen, der er voller Stolz angehörte.
    Und dieselben Männer hatten auch den Tod von über 60 Menschen in der vergangenen Nacht im Windsor Park zu verantworten.
    Männer wie James Maguire.
    Peters kannte Maguire gut. In den letzten Jahren hatte er sogar bei einer Reihe von Einsätzen mit ihm zusammengearbeitet. Er kannte auch einige der Männer aus seinem direkten Umfeld.
    Männer wie Billy Dolan und Mick Black.
    Allein der Gedanke an sie ließ seine verkrampften Kiefermuskeln wütend erzittern.
    Er würde nicht zulassen, dass sie seine eigenen Träume zerstörten. Vorher wollte er sie finden.
    Sie finden und töten.
    Joe Hagen kletterte aus dem Wagen und schlenderte langsam zu ihm, die Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben. Tau verdunkelte seine Wildlederstiefel, als er durch das lange Gras stapfte.
    Er stellte sich neben Peters und beobachtete den Sonnenaufgang und das Erwachen der Stadt im Tal, als werde sie von den wärmenden Strahlen zur Bewegung angeregt.
    »Mein Vater sagte immer, der Sonnenaufgang strahlt im Orange der Trikolore«, murmelte Hagen nachdenklich. »Wenn die Leute damit anfingen, das Orange stehe für die Katholiken und das Grün für die Protestanten, meinte er, man müsste sich vor allem um den Streifen in der Mitte Sorgen machen. Um den Teil, der die beiden Farben davon abhält, sich zu vereinen.«
    »Dein alter Herr war ja ein richtiger Philosoph.« Peters lächelte.
    »Das war er. Ich wünschte, er hätte lange genug gelebt, um noch ein vereintes Irland zu erleben.«
    »Wenn wir Maguire nicht bald finden, erlebt keiner von uns ein vereintes Irland, weil dann alles wieder so sein wird wie vorher.« Peters’ Lächeln verblasste.
    Auf einem Ast nicht weit entfernt trällerte zufrieden eine Drossel und flog dann davon. Vor dem leuchtenden Himmel wirkte ihre Silhouette wie eine schwarze Pfeilspitze.
    »Heute Morgen habe ich mit Coogan geredet«, berichtete Peters. »Mindestens ein englischer Agent ist Maguire ebenfalls auf der

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