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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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Wahrscheinlich wäre sie im Bett nicht anders gewesen. Also kein Verlust! Er hob den Krug und trank ihn mit langen Zügen aus, dann sah er sich nach neuer Beute um, aber irgendwie schien Ricardo Emolino heute sein Glück bei Frauen verlassen zu haben. Obwohl er noch mit verschiedenen Dorfschönen anzubandeln versuchte, blieb ihm der Erfolg versagt. Die Mädchen waren alle in Begleitung, und die Burschen warfen ihm kritische Blicke zu. Vor lauter Zorn schüttete er das Bier immer schneller in sich hinein. Um Mitternacht war er so angetrunken, dass er sich mit ein paar Dorfburschen anlegte, die mit ihren Mädchen zusammenstanden und sich unterhielten. Mit schwerer Zunge pöbelte er sie an. Die Jungs erkannten allerdings schnell seinen Zustand und kümmerten sich nicht weiter um ihn. Als er zu aufdringlich wurde, lachten sie nur, stießen ihn zur Seite und ließen ihn einfach stehen. Wütend stierte er vor sich hin. Sollten ihm doch alle den Buckel runterrutschen! Schwerfällig wankte er zu seinem Fahrzeug und setzte sich hinters Steuer. Es bedurfte mehrerer Ansätze, ehe er das Zündschloss fand. Kurz darauf heulte der rassige Motor des Ferraris auf, dann schoss der Wagen aus dem Parkplatz hinaus auf den vorbeiführenden Wirtschaftsweg, hinein in die zwischenzeitlich eingetretene Dunkelheit. Einige Besucher des Festes, die seine Trunkenheit registriert hatten, sahen ihm kopfschüttelnd hinterher. Ob das gut ging?
    Ricardo hatte einige Zeit erhebliche Probleme, den Weg zu erkennen, bis er später bemerkte, dass das Fahrlicht nicht eingeschaltet war. Nachdem er dies nachgeholt hatte, donnerte er im niedrigen Gang, mit hohen Touren und überhöhter Geschwindigkeit über den in Teilen unbefestigten Weg. Der von den breiten Reifen hochgeschleuderte Schotter prasselte wie Hagel gegen die Unterseite des Sportwagens.
    Als er zwischen zwei Waldstücken hindurchfuhr, sah er plötzlich im Licht der Scheinwerfer eine huschende Bewegung. So schnell es ihm in seinem betrunkenen Zustand möglich war, machte er eine Vollbremsung. Trotz des Antiblockiersystems geriet das Fahrzeug auf dem geschotterten Untergrund ins Schleudern. Ricardo versuchte gegenzusteuern, war aber aufgrund seiner Alkoholisierung viel zu langsam. Einen Augenblick später rutschte der Ferrari in den Straßengraben, wo er gegen die Sägefläche eines gefällten Baumstammes krachte, der hier lagerte. Mit einem heftigen Ruck wurde Ricardo in die Gurte geschleudert, gleichzeitig explodierte der Airbag und knallte ihm ins Gesicht. Der Motor wurde abgewürgt.
    Im ersten Moment war der junge Emolino aufgrund des Airbags fast blind. Wegen seiner Trunkenheit dauerte es geraume Zeit, ehe er kapierte, was eben geschehen war. Mit fahrigen Bewegungen schob er den langsam wieder in sich zusammenfallenden Airbag zur Seite und tastete nach dem Schloss des Sicherheitsgurtes.
    »So eine Scheiße …«, brabbelte er dabei vor sich hin. Langsam wischte er sich über die Lippen. An seiner Hand haftete frisches Blut. Vermutlich hatte er sich bei der Explosion des Airbags auf die Lippe gebissen.
    Benommen tastete er nach dem Türgriff. Der Wagenschlag hakte und ließ sich nicht öffnen. Mit plötzlich hochkochender Wut warf sich Emolino von innen gegen die Tür. Es bedurfte einiger Kraftanstrengung, bis diese endlich nach außen aufklappte und nach kurzer Strecke im weichen Erdreich hängen blieb.
    Das flache Fahrzeug hing wie eine gestrandete Flunder total schief im Straßengraben. Man konnte deutlich sehen, dass es massiv aufgesessen war. Als Ricardo ausstieg, rutschte er auf dem nassen, lehmigen Untergrund aus, verlor das Gleichgewicht und landete im feuchten Schlamm des Straßengrabens. Dort hatte sich ein Rest Wasser vom letzten Regen angesammelt. Sein maßgeschneiderter Anzug wurde nass und vom Schlamm durchtränkt. Unter fürchterlichen Flüchen stemmte er sich wieder in die Höhe und kletterte aus der Versenkung.
    Sein benebelter Verstand war durch den Schock etwas klarer geworden. Langsam ging er nach vorne. Einer der Scheinwerfer des Cabriolets funktionierte noch. Der tief gelegte Frontspoiler aus Kunststoff war eingerissen und teilweise abgebrochen. Im Scheinwerferlicht erkannte Emolino den erheblichen Schaden an der rechten Vorderfront des Ferraris und fluchte erneut. Wütend trat er gegen den Hinterreifen. Wie sollte er das seinem Vater erklären? Der Alte würde toben. Weniger wegen des Schadens, der war von der Versicherung abgedeckt. Nein, er würde wieder einmal Ricardos

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