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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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mit brennenden Augen an. Ein Blick, der Trospanini einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Emolinos Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Schaff mir irgendwie die Leiche des Jungen herbei. Du tust nichts anderes, bis er gefunden ist. Ich möchte, dass er eine anständige Beerdigung erhält. Außerdem will ich wissen, wer das getan hat. Es ist mir egal, was das kostet. Sagt mir, wer meinen Jungen getötet hat, und bringt dieses Schwein zu mir!«
    Seine Stimme war immer lauter geworden. Den letzten Satz schrie er fast hinaus. Einige Gäste, die das Eiscafé gerade betreten wollten und die wütende Stimme des Mannes mitbekommen hatten, zogen sich fluchtartig wieder zurück.
    »Si.«
    Trospanini nickte knapp, dann erhob er sich und verließ das Eiscafé. Er kannte Don Emolino. Der Don hatte soeben ein unwiderrufliches Todesurteil ausgesprochen. Auch wenn der Verurteilte im Augenblick noch unbekannt war.
    Als Trospanini zu seinem Auto eilte, das er unten am Main geparkt hatte, warf er dem Zivilfahrzeug der Polizei einen Blick zu. Man konnte sehen, dass einer der Insassen gerade telefonierte. Die Verfolger waren noch immer gegenwärtig. Trospanini fragte sich, wann sie endlich aufgaben.
    Der Consigliere ging in seine Wohnung und bereitete sich einen Espresso zu. Dann setzte er sich auf seinen Balkon, von dem aus er einen schönen Blick auf die Fränkische Saale hatte. Es war wichtig, sich gründlich zu überlegen, wo er mit seinen Nachforschungen ansetzen sollte, denn er musste möglichst bald ein Ergebnis erzielen. Don Emolino würde sich bestimmt nicht lange gedulden. Schließlich entschied er sich, dort zu beginnen, wo Ricardo nachweislich das letzte Mal gesehen wurde. Das war auf dem Schützenfest in Partenstein gewesen. Er trank seinen Espresso aus, dann setzte er sich in seinen Wagen und fuhr wieder in das Spessartdorf.
    In kleineren Dörfern werden fremde Fahrzeuge von den Bürgern oft misstrauisch beäugt. So erging es auch Trospanini. Er hielt schließlich neben einem Mann, der ein Fahrrad über den Bürgersteig schob.
    »Entschuldigung, ich suche den Bauernhof von Ludwig Pautner. Können Sie mir bitte weiterhelfen?«
    Der Mann musterte erst Trospanini, dann seinen Wagen. Schließlich bequemte er sich zu einer kurzen Antwort, die der Consigliere aufgrund des Dialekts nur schwer verstand.
    »Die Straß nunner, dann die zwätte Gasse rachts.«
    Trospanini, für den die Maulfaulheit der Spessartbewohner keine neue Erfahrung war, bedankte sich und fuhr weiter.
    Es war ein reiner Glücksfall, dass er sich den Namen eines der jungen Burschen bei seinem ersten Besuch gemerkt hatte. Aufgrund der Beschreibung fand er den Hof auf Anhieb. Der Junge, den er sofort wiedererkannte, war gerade damit beschäftigt, einen Traktor mit einem Hochdruckreiniger abzuspritzen. Er blickte erstaunt auf, als er Trospaninis Wagen auf das Anwesen fahren sah. Mit einem Griff schaltete er das Gerät ab und musterte den Besucher, der ausstieg und sich dem Jungen näherte. Trotz des kritischen Blicks des Burschen bemühte sich Trospanini um Freundlichkeit.
    Er erklärte dem Jungen, dass er gerne gewusst hätte, wer die junge Frau war, mit der sich Ricardo beim Schützenfest beschäftigt hatte. Er begründete das damit, dass er im Auftrag des Jungen Nachforschungen betreiben sollte, weil Ricardo die Frau gerne wiedersehen möchte.
    Der junge Mann schaute ausgesprochen skeptisch drein. Üblicherweise kümmerten sich die jungen Männer im Spessart um ihre Liebesangelegenheiten selbst und schickten nicht irgendwelche Dritte vor. Er zuckte mit den Schultern. Warum sollte er dem Kerl nicht sagen, was Sache war? Etwas barsch erwiderte er: »Steffi ist die Tochter vom Bürgermeister und schon einige Zeit mit einem aus dem Dorf zusammen. Da wird sich dieser Ricardo die Zähne dran ausbeißen. Das kann er definitiv vergessen!«
    Trospanini nickte sinnend, dann fragte er: »Na, so ein Supermann scheint er dann doch nicht zu sein, sonst wäre er nicht so eifersüchtig.«
    Der junge Mann lachte herzhaft. »Der und eifersüchtig? Das hat der wirklich nicht nötig!«
    Der Consigliere hob die Augenbrauen und sah ihn fragend an.
    Munter plauderte der junge Mann weiter: »Na, dieser Kerner ist doch ein hohes Tier bei der Staatsanwaltschaft in Würzburg. Eine bessere Partie könnte die Steffi gar nicht machen. Die schaut sich bestimmt nach keinem anderen um. Ich kann das auch verstehen. Er ist echt ein feiner Kerl. Die Bauern haben ihm hoch angerechnet,

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