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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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war die Zusammenarbeit in den letzten Jahren äußerst positiv gewesen, und Brunner wollte ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Außerdem hatte er gestern eine merkwürdige Information erhalten, die er mit Kerner dringend besprechen musste.
    Wie in solchen Fällen üblich, hielten der Leitende Oberstaatsanwalt, die Vorsitzenden des Staatsanwaltsrats und des Personalrats jeweils eine Laudatio auf den scheidenden Kollegen. Rothemund nutzte die Gelegenheit, um den potenziellen Nachfolger Kerners vorzustellen, einen Richter vom Landgericht Würzburg namens Dr. Sutter, der ab Montag seinen Dienst als Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Würzburg antreten würde. Kerner kannte Dr. Sutter schon seit Jahren und wusste, dass er mit ihm einen würdigen Nachfolger hatte. Kerner selbst sprach dann auch noch einige Sätze, wobei er sich wirklich zur Konzentration zwingen musste, weil er mit den Gedanken eigentlich ganz woanders war. Heute früh hatte er Steffi aus dem Krankenhaus abgeholt. Der jungen Frau ging es wieder leidlich gut. Die Entzugsfolgen waren nicht so gravierend, da sie die Droge nur zweimal konsumieren musste. Kerner brachte sie in ihre Wohnung, wo sie sich noch zwei Tage erholen konnte, bevor sie wieder ihre Arbeit aufnehmen musste. Simon Kerner kämpfte schwer damit, Brunner nicht sein Wissen über das Schicksal Emolinos mitteilen zu können. Brunner hätte natürlich entsprechende Fragen gestellt.
    Nachdem Kerner das Büfett freigegeben hatte, verwickelten ihn alle möglichen Kollegen in Gespräche, sodass Brunner keine Gelegenheit fand, ihn mal zur Seite zu nehmen.
    Es war fast vierzehn Uhr, als sich die Gesellschaft langsam verlief. Endlich gelang es Brunner, Kerner mal allein zu erwischen.
    »Simon, ich muss dich dringend mal sprechen. Es ist wirklich wichtig!«
    Kerner sah ihn prüfend an, dann fragte er: »Geht es um Emolino? Dann sollten wir vielleicht Dr. Sutter mit einbeziehen.«
    Brunner verneinte. »Ich denke, das ist keine gute Idee. Können wir bitte in dein Dienstzimmer gehen?«
    Während sie schweigend nebeneinander über den Flur liefen, zog sich Kerners Magen nervös zusammen. Er wappnete sich innerlich, möglichen unangenehmen Fragen zu begegnen.
    Kaum hatte Kerner die Türe seines Dienstzimmers geschlossen, trat Brunner an den Besprechungstisch, holte aus seiner Jacketttasche einen kleinen Beweismittelbeutel heraus und ließ ihn auf die Tischplatte fallen. Der Inhalt musste ein gewisses Gewicht haben, denn es gab ein klapperndes Geräusch.
    »Kannst du mir das bitte erklären?« Brunner wies auf die Tüte.
    Kerner trat näher und nahm sie in die Hand. Auf den ersten Blick erkannte er, dass sich darin drei Projektile befanden. Sie waren leicht verformt, also bereits abgefeuert worden.
    »Um dir etwas auf die Sprünge zu helfen«, ergänzte Brunner, »es handelt sich um Geschosse des Kalibers .357 Magnum. Diese drei Projektile haben die Ärzte des Kreiskrankenhauses Karlstadt einem Italiener namens Michele Riccardino herausoperiert. Der Mann liegt noch immer auf der Intensivstation im Koma. Wenn er jemals wieder aufwachen sollte, wird er ein Krüppel bleiben. Eines der Geschosse hat ihm die rechte Schulter zertrümmert. Die beiden anderen waren schwere Körpertreffer. Das Krankenhaus hat natürlich die Polizei verständigt, und die haben wiederum die Sonderkommission
Spessartblues
benachrichtigt, weil dieser Mann auf der Lohnliste von Emolino steht.«
    Kerner sagte weiterhin nichts. Er sah Brunner nur eindringlich an. Der ließ sich langsam auf einen Stuhl nieder. Man konnte ihm anmerken, wie schwer ihm seine Worte fielen.
    »Simon, du führst dienstlich einen Revolver in dem genannten Kaliber. Diese Projektile sind Spezialgeschosse, die nur polizeilichen Einsatzkräften zur Verfügung stehen. Es sind Projektile, die so konzipiert sind, dass ihre Energie beim Auftreffen auf einen menschlichen Körper vollständig von diesem absorbiert wird, sie also keinen Durchschuss erzeugen. Diese Geschosse wurden routinemäßig vom Kriminaltechnischen Dienst untersucht, ob mit dieser Waffe bereits einmal eine Straftat begangen wurde. Das war nicht der Fall. Aber die Kollegen stellten fest, dass diese Projektile aus deinem Revolver verschossen wurden!«
    Er sah Kerner fragend an. Als dieser immer noch nichts entgegnete, fuhr Brunner fort: »Simon, du weißt, dass wir mit dienstlich geführten Waffen rein vorsorglich Kontrollschüsse durchführen, bevor sie an den Träger herausgegeben werden,

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