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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sagte Hagmu. »Mogda Geschichtenerzähler träumen Krieg, Hagmu gewinnen Krieg, damit Mogda aufwachen. Mogda nicht Kriegsoger, Mogda Traumoger.«
    Das schallende Gelächter von Hagmus Trupp im Hafenviertel klang wie die Freude über eine gewonnene Schlacht, und eigentlich war dem auch so.

22
Die Bleichen

    Die große Halle wurde erfüllt vom Klang einer scheppernden Rüstung. Noch weit entfernt hallte das Geräusch durch den Raum, doch es kam eilig näher. Dunkelheit hatte sich in allen Ecken des Saales breitgemacht.
    Lediglich kurz unterhalb der sechzig Fuß hohen Decke fiel von der Südwand grelles Sonnenlicht ein. Der ovale Durchbruch schien das Licht zu bündeln. Zuerst war es wie ein gleißender Strahl, dann wurde es durch den kalten Rauch geschwächt, der durch das Gemäuer schwebte wie die Seelen verstorbener Ahnen. Das bisschen Licht, das am Boden ankam, erhellte die Statue eines Zwergs. Vierzig Fuß hoch ragte diese von ihrem Sockel auf und schien die Helligkeit in sich aufzusaugen. Das Licht erweckte das zwergische Abbild regelrecht zum Leben. Es war kein Leben in Fleisch und Blut, von Gottes Hand beseelt, aber die Statue war dennoch mehr als toter Fels.
    Wie durch Zauberei hatten es die Baumeister geschafft, Stein und Eis miteinander zu verbinden, als wären sie eins. Der graue Fels war fein geschliffen und jedes Detail genau herausgearbeitet. Die Ausrüstung des mächtigen Zwergen war in jeder Einzelheit dargestellt, sei es eine Falte im Stoff, eine Kerbe im erhobenen Kriegshammer, die einzelnen Glieder des Kettenhemdes oder aber der verzierte Knopf, der den steinernen Umhang am Hals zusammenhielt. Nur Zwerge konnten eine Statue wie diese erschaffen. Ihre meisterlichen Arbeiten waren überall bekannt und säumten viele Hallen von Königen und Prinzen.
    Gute Steinmetzkunst war aber nicht selten. Viele derer, die es sich leisten konnten, zierten ihre Eingangshallen, Thronsäle oder Grüfte damit. Dieses gewaltige Meisterwerk war jedoch einzigartig und auch nur den wenigsten zugänglich.
    Der Zwergenkörper selbst, unter der steinernen Kleidung und den Rüstungsteilen, bestand vollständig aus Eis. Geschmeidig fügten sich die Übergänge der beiden Elemente ineinander. Durchsichtig schimmerte der Körper an den Stellen, wo im Leben Haut zu sehen gewesen wäre. Äußerst geschickt hatte der Baumeister mit glatt polierten sowie mit angerauten Stellen gearbeitet, die je nach Lichteinfall Bewegungen in den Zügen des Gesichtes vortäuschten. Von einer Seite aus blickte die Statue wild und hasserfüllt auf seinen Betrachter herunter, von der anderen Seite war der Blick gütig.
    Kam man in die Halle herein, war der Mund des Zwergs weit aufgerissen und schien zu brüllen, kniete man direkt unter der Skulptur, lächelte sie. Am Fuße des steinernen Podestes war eine Obsidianplatte von drei auf fünf Schritt Größe in den Boden eingelassen, und in goldenen Intarsien konnte jeder den Namen dessen lesen, vor dem er kniete - und er tat besser daran zu knien. König Guntrugar IV., Herrscher über die Lande im Norden und Begründer der Bleichen, I n. n. - CCCLIV n. n.
    Das allgemeine Lärmen von Rüstungsteilen hatte sich zu hastigen Schritten gepanzerter Schuhe auf steinernem Boden manifestiert. Eilig trat ein Zwerg in schwarzer Rüstung in den Lichtkegel vor die Statue. Das Metall glänzend wie Obsidian, an den Rändern mit Bronze verkleidet, warf es ein filigranes Muster aus Licht an den Sockel der Statue. Gepanzerte Handschuhe umklammerten einen Kriegshammer. Die Waffe war an einer Seite stumpf geformt wie ein Amboss, auf der anderen waren die Ecken lang gezogen zu spitzen Dornen. Ein Helm verbarg das Gesicht des Zwergs. Ein Bronzeband in Form einer Wirbelsäule lief vom Nacken bis zum Nasenansatz über den Kopfschutz. Unterhalb der Nase begann der Kinnschutz, breit gefächert reichte er über den Ansatz des rot gefärbten Bartes. Schwere Zöpfe, deren Enden in bronzenen Miniaturschmuckbechern hingen, lagen auf der Brust des Zwergs. Nur die Augen, die in hellem Blau hinter den Sehschlitzen erstrahlten, verrieten, dass sich wirklich ein Zwerg aus Fleisch und Blut unter dem ganzen Metall verbarg.
    Der Zwergenkrieger fiel auf ein Knie und schlug sich den eisernen Handschuh gegen die Brust, als er vor der Statue stand.
    »Möge der Gott dich erwählen, wie du ihn erwählt hast«, keuchte er. »Mein Hammer ist dein.«
    Auf den Hammerstiel gestützt, erhob sich der Zwerg wieder und setzte seinen Weg fort. Die Schritte

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