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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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gewartet, nun wollte er seine Meldung auch loswerden. Auch König Arbalosch musste ungeduldig auf seine Nachrichten warten. Sicherlich hatte er das Horn und den Gong schon vernommen, doch gab es Neuigkeiten, die nur der Magister der Wächter ihm verraten konnte.
    Siebenundzwanzig Säulen waren es, die durch die Länge der Halle führten. In der Mitte, also bei der vierzehnten, würde er auf den König treffen, der in seinem Thron aus Stein saß. Leider war Trumbadin mit seinen Gedanken etwas abgedriftet, und nun wusste er nicht mehr, ob es die siebte oder achte Säule war, die er gerade passierte.
    27 mal 17 Reihen von Säulen, dachte Trumbadin, das waren 459 Säulen, die das Dach der Halle stützten. Und hinter jeder Säule, bis auf die im Zentrum, stand ein Soldat der Königsgarde. Man bräuchte eine halbe Armee, nur um allein den Thronsaal einzunehmen. Klein wie Insekten tauchten die Wachen neben den massiven, fast zehn Fuß hohen Beckenlampen auf und verfolgten jeden seiner Schritte. Trumbadin gab sich alle Mühe, offiziell und wichtig zu wirken, aber dennoch nicht abgehetzt vor dem König zu erscheinen. Arbalosch musste nicht unbedingt merken, dass dies der wichtigste Tag in Trumbadins Leben war, oder sein zweitwichtigster, je nachdem, wie lange der letzte Wächter die Stellung hielt.
    Sechs Säulen später hatte Trumbadin endlich sein Ziel erreicht. Der steinerne Thron ragte vor ihm auf, kühl und majestätisch. Der Stein war in Form einer Lawine oder Welle gearbeitet, die es aussehen ließ, als ob sie den König vor sich hertrieb. Fast der gesamte Thron bestand aus Kaolin, einem festen weißen Stein, der schwer zu bearbeiten war. Nur die Ausläufer der Wellenform waren aus durchsichtigem Rauchquarz gefertigt. Das Spiel von Licht und Schatten verlieh dem Herrschersitz etwas Lebendiges.
    König Arbalosch der Zweite hatte sich nach vorn gebeugt und betrachtete Trumbadin mit einer Mischung aus Neugier und Erstaunen. Der König mochte gut dreihundert Jahre und älter sein. Bart und Haar hingen lang und weiß an ihm herunter. Die Zöpfe, geflochten und mit Öl geschmeidig gemacht, sahen aus wie Eiszapfen, die von seinem milchigen Gesicht herabhingen. Alle Zwerge aus dem Stamm der Bleichen hatten schneeweiße Haut, die durchzogen wurde von blassblauen Adern. Doch König Arbalosch schien der Einzige zu sein, der dieses Aussehen perfektioniert hatte. Haar, Haut und Kleidung, ein silberner Helm mit weißem Federschmuck und ein Kettenhemd aus Mithriel ließen ihn wie gefroren aussehen. Einzig seine strahlend blassblauen Augen zeugten von seiner Kraft, seinem Lebenswillen und der lang vergangenen Jugend.
    Der König nickte und gab somit sein Einverständnis, dass Trumbadin seinen Helm abnehmen und frei sprechen durfte.
    »Eure Majestät«, begann der Gelehrte, »Ihr habt mich vor vielen Jahren zum Magister der Wächter ernannt. Mein letztes Vorsprechen bei Euch liegt nun schon über dreißig Jahre zurück. Die vergangenen Jahre haben uns auf unserer Suche nach Erlösung dem Ziel näher gebracht.«
    »Bei den Göttern«, rief König Arbalosch mit heiserer Stimme aus. »Magister Trumbadin, es mag vielleicht dreißig Jahre her sein, da wir uns das letzte Mal gesehen haben, doch will ich nicht hoffen, dass Euer Vorwort genauso lange dauert. Ich bin alt, wie unschwer zu erkennen ist, doch würde ich Eure Neuigkeiten gern noch hören, bevor ich an Altersschwäche sterbe. Wenn es meine Zeit dann noch zulässt, vielleicht das eine oder andere Fässchen Zwergenbier zu leeren, danke ich den Göttern für ihre noble Geste. Erzählt, weshalb Ihr gekommen seid, oder besser noch, erzählt nur das, was ich noch nicht weiß.«
    Noch eine Eigenart von Königen, dachte Trumbadin. Er selbst hatte dreißig Jahre gewartet und trotzdem die Höflichkeit erwiesen, die einem Herrscher zustand, doch König Arbalosch selbst hatte nicht einmal die Zeit, ihn aussprechen zu lassen.
    »Der letzte Wächter hat seinen Platz im Spalt angetreten«, sagte er, während der König mit der Hand rollte, um ihn zum Weitersprechen anzuregen. »Wie wir es vorausgesagt haben, ist es eine Kreatur Nassfals oder Tabals, wie der neue Wächter seinen Gott nennt. Der letzte Wächter ist ein Oger, Eure Majestät.«
    Der König rieb sich den Bart und suchte in seinen Erinnerungen nach einem passenden Bild. »Diese widerwärtig grünen, übel riechenden Wilden aus den Südlanden?«, fragte er ungläubig.
    »Nein, Eure Majestät, was Ihr im Sinn habt, sind Orks. Oger sind

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