Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
wie ihre großen Brüder. Was den Geruch angeht, unterscheiden sie sich zu meinem Bedauern nur wenig. Oger sind kräftiger und größer. Zehn Fuß, würde ich sagen, und vom Gewicht entsprächen sie einem zehn Fuß großen Zwergen.«
    »Von Eurer oder meiner Statur?«, wandte der König lachend ein und rieb sich den kugelrunden Bauch. »Erzählt mehr«, sagte Arbalosch, als er merkte, dass sein Gegenüber nicht die gleiche Art von Humor besaß wie er.
    »Ich habe ihn jetzt einige Tage beobachtet«, fuhr Trumbadin fort. »Sein Körper ist übersät mit Tätowierungen, alten Runen, wie mir scheint. Ich habe in meinen Unterlagen nachgesehen und tatsächlich etwas über sie herausfinden können. Die Runen zeichnen ihn als eine Art Anführer aus - kein König, mehr so etwas wie ein Heerführer. Diese Heerführer haben sich ihrem Gott verschrieben und sind viele Jahre auf der Suche gewesen nach den Artefakten, die das Auferstehen der Götter möglich machen.«
    »Hat er sie dabei?«, fragte der König begeistert.
    »Nein, Eure Majestät. Die Oger haben vor Jahren mit der Suche nach den Artefakten aufgehört.«
    »Aufgehört - was soll das heißen? Sind sich diese Oger nicht im Klaren darüber, dass ohne die Artefakte die Prophezeiung nicht erfüllt werden kann?« Der König wirkte wie ein trotziges Kind, das jemandem etwas befehlen wollte, aber nicht konnte. »Heißt das, sie kommen mit leeren Händen? Ihr habt gesagt, wenn der letzte Wächter kommt, dauert es keine dreißig Monde mehr, bis die Götter erwachen.«
    »Erwachen oder Auferstehen«, berichtigte Trumbadin seinen König.
    »Ein schlafender Gott oder ein toter Gott, wo ist da der Unterschied?«
    Trumbadin wollte sich nicht weiter auf diese Diskussion einlassen. Zu viele Jahre hatte er mit Gelehrten darüber gestritten, ob sie nun tot oder nur schlafend waren. Für ihn gab es da einen Unterschied, und wie er vermutete, für den König auch, nur wollte er diesen nicht sehen.
    »Die Oger haben die Prophezeiungen, die ihnen von den Elfen aus dem Baum Mystraloon übermittelt worden sind, nicht richtig gedeutet, und andere dunkle Mächte haben sich dieses Wissen zu eigen gemacht, um die Oger als willige Kriegsschergen zu missbrauchen. Eure Majestät, Ihr müsst wissen, die Oger sind nicht gerade dafür bekannt, besonders verstandesbegabt zu sein.«
    »Sie sind dumm?«, schrie der König aus.
    »So könnte man es ausdrücken«, bestätigte Trumbadin.
    »Dann verliert keine Zeit. Macht Euch auf den Weg zum Spalt. Redet mit diesem Oger, erklärt ihm, was seine Aufgabe ist, und macht ihm klar, dass - wenn die Artefakte nicht auf irgendeinem Weg zu ihm gelangen, - er dort unten hocken wird, bis er schwarz verfault ist.«
    »Ich soll zu diesem Oger hinuntersteigen und mit ihm reden?«, fragte Trumbadin fassungslos.
    »Ja, genau das werdet Ihr tun, und Ihr werdet nicht wieder heraufkommen, bis die Artefakte bereitliegen.«
    »Der Wächter hat schon die Fesseln der Götterstunde angelegt«, wandte Trumbadin ein. »Er kann aus dem Spalt nicht mehr entkommen.«
    »Dann hoffst du besser, dass ihr die Artefakte dort unten irgendwo findet, sonst wirst du dieses jämmerliche Gemüse aus den Körben bis an dein Lebensende mit ihm teilen dürfen.«
    »Er mag das Gemüse und die Früchte nicht. Er will Fleisch.«
    Der König grinste. Aber es war kein freundliches Grinsen, eher ein gehässiges. »Gut für ihn, schlecht für Euch«, sagte er und winkte Trumbadin fort.

23
Abschied

    Kapitän Londor hatte nicht gelogen, was die spärliche Besatzung der Sturmwind anging. Ingert, der drahtige kleine Mann, saß im Ausguck. Mordigwel, genannt Mo, war die rechte Hand Londors und erster Steuermann der Sturmwind. Keuchel, der Schiffskoch, ein Mann, der aussah, als ob er sein eigenes Essen verschmähte, verbrachte die meiste Zeit unter Deck in seiner Kombüse. Die Decksarbeit verrichteten allein Stan und Tinnert, die Zwillinge, Josch, ein gutmütiger sanfter Riese von einem Mann, und Griss, ein Schläger aus den Gassen von Sandleg. Sieben Mann waren es, plus Kapitän Londor.
    Ein Schiff von der Größe der Sturmwind II benötigte um die dreißig Mann Besatzung, wenn es voll einsatzfähig sein sollte. Leider waren in der Kürze der Zeit nicht mehr der Männer auffindbar gewesen. Die meisten von ihnen trieben sich in irgendwelchen Huren- oder Wirtshäusern herum. Selbst wenn Kapitän Londor sie ausfindig gemacht hätte, bräuchten sie sicherlich einen halben Tag, um wieder zu klarem Verstand zu

Weitere Kostenlose Bücher