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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sprechen kam, hörte Mogda wieder zu.
    »Die Kreaturen Tabals haben das Unglück über uns gebracht. Wir können sie nicht einfach ziehen lassen, ohne Gerechtigkeit zu fordern. Ihr müsst Prios beweisen, dass ihr wirklich bereit seid zu bereuen. Liefert uns euren Anführer, den Einäugigen, und sechs seiner Kriegsoger aus, damit Prios sie richten kann. Dann könnt ihr Nelbor in Frieden verlassen.«
    Seine Forderung war gut durchdacht, bemerkte Mogda, doch bezweifelte er, dass Hagmu damit auch so zufrieden wäre. Ohne die Kriegsoger blieb nur ein Haufen von Raufbolden übrig, auch wenn sie schwergewichtig und schlagkräftig waren. Das Menschenheer würde sie mit der Zeit aufstöbern und ausrotten. Dennoch wollte Mogda dem Hohepriester seine Hoffnung nicht nehmen.
    »Oger nur neigen Häupter vor Gott von Hüttenbauer. Oger nicht geben Oger an kleine Männer.«
    Diese Erwiderung kam Ochmalat gelegen. Jetzt hatte er nicht nur die Möglichkeit, sich seinen Triumph zu holen, er konnte ihn auch noch für alle Ewigkeit an sich binden. Die nächsten Generationen, falls doch noch einmal Kinder geboren wurden, würden noch von ihm als dem Bezwinger Tabals und der wahren Stimme Gottes reden. Diese Unsterblichkeit konnte er sich nicht entgehen lassen.
    »Hört die Stimme Prios'«, schrie er und drehte sich mit erhobenen Armen, den Stab weit von sich gestreckt, um die eigene Achse, damit alle ihn sehen konnten.
    Mogda hatte vermutet, dass der Hohepriester den Stein der Magie berühren musste, um einen Zauber zu entfesseln, doch dem war nicht so. Ochmalat drehte sich wieder dem Oger zu, als die ersten gelben Strahlen aus dem Kristall in den Himmel stiegen. Gleißendes Licht erfüllte die Luft und fächerte sich weiter auf. Wie starre gelbe Blitze folgten die Strahlen ihrem Weg bis zur Wolkendecke. Dort, wo das Licht auf den grauen Dunst traf, fraßen sich die Strahlen wie Speere durch Papier. Löcher wurden in den verhangenen Himmel gerissen und zogen den grauen Schleier mit sich. Ochmalats Augen färbten sich gelb, dann begannen sie von innen heraus zu leuchten, bis auch sein Mund nur noch ein grelles Loch in seinem Gesicht war.
    Die Demonstration von Macht reichte Mogda. Der Stein war wirklich der Funken der Götter, der Träger der Magie. Kein lebendiges Wesen durfte diese Macht für sich beanspruchen, besonders kein Mann wie Ochmalat. Niemand konnte sagen, wie weit die Macht des Steines reichte, und Mogda hatte auch wenig Lust, es herauszufinden. Die gaffenden Menschen im Hintergrund waren auf ihre Knie gefallen und richteten ihre Blicke gen Himmel. Selbst Glatze und Backenbart verdrehten die Augen so weit, dass man fast nur noch das Weiße in ihnen sah.
    Mogda packte den Fischhaken fest mit beiden Händen und stieß zu. Er trieb den dunklen langen Hartholzschaft direkt unter den Kehlkopf von Backenbart. Das stumpfe Ende bohrte sich durch den Hals des Mannes und trat im Rücken zwischen den Schulterblättern wieder aus. Der Kopf des Söldners sackte auf die Brust, während Mogda den Stab wieder herauszog. Backenbarts tote Augen starrten den Oger vorwurfsvoll an.
    Bevor Backenbarts Beine nachgaben und er zu Boden sackte, schlug Mogda bereits auf Glatze ein. Die Stange traf den menschlichen Hünen im Genick, welches verächtlich knackte. Sein Brustkorb blähte sich auf und drohte, seine Lederweste zu zerreißen. Auch Glatze war tot, bevor er am Boden aufschlug. Mogda ließ den Fischhaken durch die Hände gleiten.
    Erst kurz bevor die Waffe drohte, aus seinen Fingern zu gleiten, packte er wieder zu. Im weiten Bogen schwang er die Stange im Halbkreis, die weiße Flagge flatterte im Luftzug. Ohne einen einzigen Schritt getan zu haben, traf Mogda mit dem stählernen Haken Ochmalats Kopf. Das geschmiedete Metall tat genau das, wofür es in der Hitze einer Esse geformt worden war: Es trat tief in das Fleisch ein, teilte Muskeln und zersplitterte Knochen, bis es festen Halt fand. Der Hohepriester hing an der Stange in Mogdas Griff wie die Stabmarionette eines Schaustellers.
    Grelles Licht trat an Ochmalats Schläfe aus, wo der Haken in dessen Kopf steckte, dann - plötzlich - erlosch alles Licht, so als ob man eine Kerze ausblies. Mogda zog den Körper des Priesters zu sich heran. Wie in Trance taumelte der alte Mann auf ihn zu, unfähig zu stürzen, solange sein Peiniger die Stange in Händen hielt.
    Mogda griff nach dem Stab mit dem gelben Kristall am Ende. Kraftlos öffneten sich Ochmalats Finger, und sein Körper sank zu Boden.

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