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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Londor, und er wusste, dass in allem, was der Kapitän erzählte, nur ein Fünkchen Wahrheit steckte. Aber genauso wusste Mogda auch, dass ein Fünkchen reichte, um eine ganze Stadt niederzubrennen.
    Gemeinsam mit den Kameraden, die handwerklich begabt genug schienen - wobei es reichte, wenn jemand früher Katapulte mit Steinen bestückt hatte -, kleidete er den Bug und den Laderaum mit Brettern aus. Die Hälfte der Arbeit war bereits geschafft, und Mogda hatte eine Pause ausgerufen. Das ewige Hämmern hallte wie dumpfer Trommelschlag in seinem Kopf nach, und der Geruch von Pech hatte sich in seiner Nase festgesetzt. Selbst das Essen, das ihm Keuchel persönlich gebracht hatte, schmeckte danach. Doch ehrlich gesagt war Mogda in diesem Fall sogar froh darüber, denn der Brei auf dem Teller, den Keuchel ihm hinhielt, sah ungenießbar aus.
    »Da sind lauter gute Sachen drin«, hatte der Smutje versucht, ihm zu erklären. »Fisch, Erdknollen und Rote Beete, gewürzt mit feinen Kräutern. Und dann alles durch den Fleischwolf gedreht.«
    Mogda hatte es wortlos in sich hineingeschlungen, während Keuchel vor ihm stand, um seine Reaktion abzuwarten. Mit vollem Mund brachte Mogda ein Grinsen hervor und brummte begeistert.
    »Jaha«, lachte Keuchel, »so etwas Feines gibt es im roten Sumpf nicht.«
    Mogda hatte sich den Schleim auf seinem Teller angesehen und gedacht: Der ganze verdammte Sumpf besteht aus demselben Zeug. Wozu hat der Koch es extra warm gemacht? Hätte Rator den Funken der Götter in dieses Essen geworfen, wäre er für immer verschwunden geblieben. Es hätte ihn nicht verwundert, wenn Blasen an die Oberfläche gestiegen und in gelbem Schwefeldampf zerplatzt wären.
    Das Essen war jedenfalls die größte Herausforderung auf dieser Reise, und sie würde auch nicht durch einen Eisberg, egal wie groß er war, geschmälert werden.
    »Dann werde ich deinen Kameraden jetzt auch etwas bringen, damit ich mich mit ihnen ein wenig gütig stellen kann. Es ist immer von Vorteil, ein paar große starke Freunde zu haben«, sagte der Smutje voller Euphorie.
    Mogda sah ihm nach, wie er mit dem hölzernen Bottich und der Kelle davontrabte.
    »Wahrscheinlich werden wir uns nicht mehr sehen«, flüsterte er, doch Keuchel hörte ihn schon nicht mehr. Er pfiff fröhlich eine Melodie, die er ab und zu unterbrach und mit einigen gesummten Worten untermalte. Wahrscheinlich kannte er nicht den ganzen Text.
    Mogda war beruhigt, dass der Seemann als Minnesänger auch nicht mehr taugte denn als Koch. Vermutlich wusste Keuchel gar nicht, in welcher Gefahr er schwebte, wenn er einem Oger diese rote Pampe vorhielt. Wenn sie ihn über Bord warfen, bestand wenigstens die Möglichkeit, dass das Essen besser wurde. Mogda nahm sich vor, dazwischenzugehen, wenn sie ihm wirklich etwas antun wollten - er würde es auf jeden Fall versuchen - wahrscheinlich.
    Cindiel wankte an dem Schiffskoch vorbei und hielt sich an der Reling fest. Der stetige Seegang machte ihr zu schaffen, wie auch vielen der Oger, so zum Beispiel Hagmu. Der Kriegsoger hatte sich, seitdem er das Schiff betreten hatte, nicht von seinem Platz im Laderaum gerührt und schien von Stunde zu Stunde schlechtere Laune zu bekommen.
    »Ich soll von Kapitän Londor fragen, wie es mit der Arbeit unter Deck vorangeht.«
    Mogda sah sie grimmig an. »Warum fragt er mich nicht selber?«
    Cindiel hatte mit ihrer Übelkeit zu kämpfen. Sie holte tief Luft und atmete langsam aus.
    »Er hat Angst vor dir«, kam Hagrim ihr mit der Antwort zuvor. Der Geschichtenerzähler kletterte umständlich aus dem Klüvernetz vorn an Bug. Mogda hatte ihn überhaupt nicht bemerkt, und Hagrim schien es auch nicht notwendig gewesen zu sein, auf sich aufmerksam zu machen. Er verhedderte sich mehrfach mit den Füßen in dem groben Netz und stützte sich dabei etwas unsittlich an der barbusigen Galionsfigur ab, während er eine Flasche Rotwein in Händen hielt.
    »Verzeihung, Gnädigste«, sagte er höflich zu dem Holz. »Es scheint mir, ihr fröstelt etwas.« Dann kicherte er albern. »Dieses Auf und Ab mit den Wellen ist wirklich vorzüglich. Man braucht nur die Hälfte von dem zu trinken, was man sonst so in sich schüttet. Der Seegang besorgt dann schon den Rest.«
    Mogda sah den Geschichtenerzähler angewidert an. Er begriff nicht, wie Cindiel es mit so einem Tölpel nur so lange aushalten konnte, und er sah in ihrem Gesicht, dass sie sich das Gleiche fragte.
    »Ich kann dir einen Posten im Ausguck beschaffen«,

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