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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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beschwerte sich Hagrim. »Aua.«
    »Der war für das Betatschen, der Erste war für die dumme Antwort.«
    Hagrim umklammerte wieder schmollend die Taille der jungen Frau und rutschte auf dem Pferderücken hin und her, während er sich vor den strafenden Blicken von Finnegan versteckte. Gnunt und Tastmar liefen vor den Pferden her. Sie hatten keine Schwierigkeiten, das hohe Tempo zu halten. Wenn das Gelände zu wenig Einsicht gewährte, lief Tastmar sogar voraus, um zu kundschaften, ohne dass sie langsamer werden mussten.
    Unterhalb der Berge zeichnete sich ein breites Waldgebiet ab. Cindiel war vor Jahren schon einmal hier gewesen, als sie Eliah verfolgt hatten, um ihm den Funken der Götter abzunehmen. Damals war sie von einem großen Heer von Ogern und einer Hand voll Zwergen umgeben gewesen, und zu diesem Zeitpunkt waren sie die Jäger gewesen.
    Heute war es umgekehrt: Ihr kleiner Trupp wurde gehetzt von Söldnern, und sie versuchten, einen anderen Funken der Götter vor ihnen zu verstecken. Die wenigen Häscher waren noch keine Gefahr. Die zwölf würden einen Angriff nicht wagen, Söldner handelten nicht aus Überzeugung, sondern aus Goldgier. Wenn es eines gab, dass die Geschichte sie gelehrt hatte, war es das, dass Tote kein Gold ausgeben konnten. Die Gefahr lag nicht bei den zwölf, sondern vielmehr in den Männern, die sie nicht verfolgten.
    Im vollen Galopp waren sie davongeritten, um Verstärkung zu holen. Es würde nicht lange dauern, und jeder wusste, wen es zu jagen galt. Eine junge Frau, einen alten Mann und zwei Oger, in der Begleitung von Stadtwachen, kamen nicht häufig vor, und die Priester würden eins und eins zusammenzählen und wissen, was sich in ihrem Besitz befand. Wenn das passierte - und es war nur eine Frage der Zeit -, würden sich hunderte auf die Suche nach ihnen begeben. Bis dahin mussten sie die Ruinen der Zwergenfeste erreicht haben, sonst waren sie verloren. Cindiel hoffte, dass das halb zerfallene Gemäuer ihnen mehr Glück bringen würde als ihren einstigen Bewohnern.
    Die Zwergenfeste Dornenfels war erbaut worden, um die angrenzenden Minen mit Arbeitern, Werkzeugen und Vorräten zu versorgen. Die Zwerge versprachen sich nicht viel von dem Gebirge im Osten. Sie hofften, allein ihre Kosten mit den Erträgen aus Erz und Silber decken zu können. Der eigentliche Grund für den Tunnelbau galt einem schnellen Zugang zum Wald der Elfen. Damals waren das kleine Volk und die Waldbewohner schon zerstritten. Die ersten Fehden wurden blutig beendet, und keines der beiden Völker wollte auch nur im Geringsten nachgeben oder den letzten Verlust zu beklagen haben. Sobald nur der Verdacht bestand, ein Toter sei das Opfer eines Anschlages, wurde dieser doppelt gesühnt.
    So ging es Schlag auf Schlag, fast zehn Jahre lang. Die Zwerge waren von Uneinsichtigkeit zerfressen, und sie nahmen sich vor, den Elfen einen Verlust beizufügen, von dem sich das Volk des Waldes nie wieder erholen sollte. Von Nelbor aus gruben sie Tunnel weit in den Berg hinein. Die Tunnelbauten waren von langer Hand vorbereitet. Von außen betrachtet, sahen sie aus wie ganz normale Silberminen, schmale abgestützte Tunnel mit einfachem Schienensystem, um Loren in ihnen fahren zu lassen.
    Der Bergfried, gerade groß genug, um hundert Krieger und ein paar Bedienstete zu beherbergen, war ebenfalls nichts, was den Betrachter verwundert hätte. Die Entfernung zwischen Mine und Zwergenlager schien zwar nicht optimal, doch auch nicht so, dass man sie nicht durch widrige Umstände hätte erklären können. Die Berge und der damit verbundene Bergbau folgten ihren eigenen Gesetzen. Jahrelang schufteten die Zwerge in den dunklen Gängen, und was anfänglich von den Elfen noch mit Argwohn und Misstrauen beobachtet wurde, geriet in Vergessenheit.
    So bemerkte keiner der elfischen Späher, dass jede Woche hundert neue Arbeiter in die Minen hineingingen, aber nur fünfzig von ihnen wieder herauskamen. Mittlerweile hatten die Zwerge ein feudales Tunnelsystem und riesige Hallen geschaffen, in denen eine ganze Armee Platz hatte. Die riesigen Massen an Abraum konnten sie in unterirdischen naturgewachsenen Kavernen lagern, ohne dass die Außenwelt etwas davon mitbekam. Lange waren die Geologen der Zwerge auf der Suche nach solchen Hohlräumen in den Bergen gewesen.
    Irgendwann, auf dem Höhepunkt des Zwistes zwischen Zwergen und Elfen, stand dann eine Armee von sechstausend Kriegern der Bärtigen unter dem Bergwall bereit, um über die Bewohner

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