Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
Kräften zu halten - wenn sie es schafften, das Bier bei der Kälte wieder aufzutauen.
    »Was für Bestien tun so etwas?«, fragte Londor empört. Auch ihm war bereits aufgefallen, dass die Gebeine wahllos verstreut lagen. »Die Knochen sehen aus, als seien sie abgenagt worden.«
    »Das sind sie auch«, bestätigte Mogda.
    »Kein Tier greift Menschen in Dörfern an, frisst sie auf, legt ihre Knochen fein säuberlich auf den Marktplatz und reißt die Häuser ein. Nicht einmal die Krea ... äh, die Orks würden so etwas tun«, wandte Londor ein.
    Mogda spürte, dass er eigentlich »die Kreaturen Tabals« hatte sagen wollen, doch anscheinend fand der Kapitän dies in Gegenwart von fünf Dutzend Ogern nicht sonderlich klug, und da stimmte Mogda ihm zu.
    »Ihr kennt Euch gut aus mit Orks, scheint's mir«, knurrte Mogda, »doch die Bestien, nach denen Ihr sucht, findet Ihr in Eurem eigenen Volk. Das hier ist das Werk der Barbaren. Sie ziehen von Dorf zu Dorf, um sich dann satt zu essen. Sobald das Land sie nicht mehr ernährt, ziehen sie weiter.«
    »Die Barbaren?«, fragte Londor ungläubig. »Dieselben, die wir verfolgen?«
    »Genau die«, antwortete Mogda. »Eigentlich bin ich nur hinter ihrer Königin her oder besser gesagt, einem Gegenstand, der sich in ihrem Besitz befindet. Dennoch glaube ich nicht, dass wir ihnen aus dem Weg gehen können. Wenn sie uns zu fassen bekommen, enden wir genau wie diese Leute hier.« Mogda zeigte auf den Haufen Knochen.
    »Das ist sehr entgegenkommend von Euch«, lachte Londor verzweifelt. »Wir werden als die ersten Leckerbissen in die Geschichte eingehen, die ihren Köchen hinterherlaufen.«
    Londor besah sich die Knochen noch einmal und drehte sich dann um die eigene Achse, um das Dorf in Augenschein zu nehmen. »Dann werden wir sie alle töten müssen«, befand er. »Wie groß ist ihr Trupp wohl?«
    »Der Trupp, wie Ihr ihn nennt, ist eine Armee von etlichen tausend Kriegern. Dachtet Ihr, dass ein halbes Dutzend diese hundert Menschen verspeist hat?«
    Kapitän Londor hatte sich bereits abgewandt, bevor Mogda den Satz zu Ende gesprochen hatte. Kopfschüttelnd ging er zu seinen Männern, die ein kleines Feuer entfacht hatten und versuchten, das Bier aufzutauen.
    »Wenn Ihr denkt, Ihr könnt vor ihnen davonlaufen, dann erinnert Euch daran, was passiert, wenn sie hier nichts mehr zu essen finden. Irgendwann kommen sie auch nach Nelbor«, rief Mogda ihm nach.
    Kapitän Londor blieb stehen und drehte sich um. »Ich will gar nicht nach Nelbor«, sagte er. »Ich suche einen großen Topf, den ich mit heißem Wasser füllen kann.«
    Mogda konnte den Frust des Mannes verstehen. Er selbst war es, der den Kapitän aus seiner gewohnten Umgebung gerissen hatte. Ihm verdankte er den Verlust seines Schiffes und einiger seiner besten Kameraden. Und zu guter Letzt zog Mogda ihn auch noch mit in einen Krieg hinein, in dem sie hoffnungslos unterlegen waren, mit der Aussicht darauf, von wilden Barbaren verspeist zu werden.
    Wer hätte nicht in so einer Situation daran gedacht, sich selbst zu töten, um diesem grauenvollen Schicksal zu entgehen? Mogda glaubte natürlich nicht, dass der alte Seebär sich wirklich in einen Topf setzen würde, um sich umzubringen. Obwohl es nicht so abwegig schien, wie es sich anhörte. Wenn Londor einen Tod im Wasser bevorzugte, war er gezwungen, Schnee zu schmelzen und sich in einem Topf zu ertränken oder auf den Sommer zu hoffen. Es reichte jedoch schon, wenn er seine Männer nahm und versuchte, mit ihnen zurückzugehen, von wo sie gekommen waren. Tagelang bei der Kälte und ohne etwas zu essen ... Spätestens auf See würden sie irgendwo auf halber Strecke erfrieren.
    »Kapitän Londor, tut nichts Unüberlegtes«, rief Mogda dem Seebären nach. »Wir werden einen Weg finden.«
    Londor winkte ab. »Vergesst es. Mit Bier kenne ich mich aus. Wenn wir es langsam genug auftauen, wird es auch nicht schal werden. Meine Männer haben es gefunden, und meine Männer und ich werden es auch trinken.« Er rief Tinnert und Keuchel zu. »Wir drehen jeden Stein um, bis wir eine Wanne oder einen Bottich gefunden haben, der groß genug ist für das dämliche Fass. Wenn wir schon an Land sterben, dann wenigstens mit feuchten Kehlen.«
    Es war ein glücklicher Zufall, dass Galok gerade in diesem Moment zwischen ihn und den Kapitän trat. Denn als Londor sich abermals umdrehte, konnte er Mogda so nicht mehr sehen, der mit offenem Mund und fragendem Blick nur dastand und darüber nachdachte,

Weitere Kostenlose Bücher