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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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nicht, aber Euch vielleicht«, erwiderte Mogda. »Ich werde es Euch sagen. Niemand will wirklich wissen, was die Köche in das Essen hineintun. Es reicht vollkommen, wenn es gut schmeckt.«
    »Wenn das so etwas ist wie eine Ogerweisheit, behaltet Sie bitte das nächste Mal für Euch.«
    Trotzig drehte er sich um und stampfte die Treppe hinauf. Mogda folgte ihm stumm. Er verstand, was in den Zwergen vor sich ging. Er selbst fühlte sich manchmal wie ein Koch oder ein Maester, der anderen etwas nach ihrem Geschmack vorsetzte, aber nicht verraten sollte, welche Zutaten darin steckten.
    Die Tür zum Reich der Maester war ebenfalls nicht verschlossen. Hinter ihr betraten sie einen kleinen Flur und eine weitere Treppe, die nach oben führte. Es folgten weitere Flure, kleinere Hallen, enge steile Treppen aus Holz und breite Wendeltreppen aus Stein. Irgendwann, Mogda kam es wie eine Ewigkeit vor, standen sie vor einer einfachen Holztür mit dem goldenen Symbol der Sonne.
    »Dreitausendfünfhundertsechsundsechzig«, verkündete Trumbadin stolz.
    Mogda runzelte die Stirn. »Bitte, Herr Zwerg, sagt mir, dass dies die geheime Losung für die Tür ist und nicht das, was ich befürchte.«
    »So viele Stufen sind es von hier bis in das Panthenoptikum.«
    »Ach, ich hatte es geahnt«, stöhnte Mogda. »Jetzt wird mir einiges klar. Wenn man dort oben sitzt, braucht man keine Armee. Ich hoffe, ich besitze noch genug Kraft, mein Schwert zu heben, wenn ich oben bin.« Mogda starrte auf die kaum drei Fuß hohe Holztür. »Und als ich sagte, ihr solltet von eurem architektonischen Größenwahn wegkommen, meinte ich, erst wenn ich hier wieder raus bin.«
    »Ihr werdet es schon hinaufschaffen«, sagte Trumbadin. »Die Treppe ist so steil, dass Ihr Euren Kopf sicherlich nicht einziehen müsst.«
    Als Trumbadin die Tür öffnete, verstand Mogda zwar, was der Zwerg meinte, doch glauben konnte er nicht, was er sah. Ein steiler Kriechtunnel erstreckte sich weit in den Gipfel des Berges hinein und verschwand einige hundert Stufen weiter hinter einer leichten Biegung. Mogda nahm sich vor, jede einzelne Stufe zu zählen. Es würde ihm Genugtuung bereiten, wenn Trumbadin sich mit der Anzahl geirrt hätte. Der Maester ging voraus, Mogda musste eher krabbeln, weil die Treppe zu steil und die Stufen zu klein für seine Füße waren.
    Er hatte es bis hundertsiebzehn geschafft, dann verzählte er sich. Trumbadin hörte anscheinend seine geflüsterten Flüche und fragte leicht überheblich: »Sollen wir noch einmal umdrehen, damit Ihr von vorne beginnen könnt?«
    »Nein«, brummte Mogda, »es wird reichen, wenn ich Euch von oben herunterstoße, dann kann ich in aller Ruhe die blauen Prellungen auf Eurer bleichen Haut zählen.«
    Dies blieben die letzten Worte, die zwischen den beiden gewechselt wurden während der Stunden, in denen Mogda sich fragte, ob er je wieder aufrecht würde gehen können.
    Sie erreichten einen breiten Flur, der mit schwarzen Steinkacheln ausgelegt war und auf ein halbkreisförmiges Doppelportal zuführte. Auf der anderen Seite führte ein Durchbruch weitere Stufen hinauf, ein Schild darüber wies den Weg zum Panthenoptikum. Jemand hatte sich die Mühe gemacht und auf dem Portal den Sternenhimmel abgebildet. Unter verschiedengroßen silbernen Punkten standen in goldenen Buchstaben die Namen der Sterne. Mogda betrachtete die Abbildung einen Moment und wandte sich dann an Trumbadin.
    »Euch muss langweilig gewesen sein, oder?«
    Der Zwerg schüttelte lehrmeisterhaft den Kopf. »Wer die Sterne zu deuten versteht, weiß, was ihn in der Zukunft erwartet.«
    »Dann solltet Ihr Euren Baumeistern etwas Nachhilfe in Sternenkunde geben. Es ist wenig sinnvoll, einen Kaninchengang wie diesen zu graben und an sein Ende ein Tor zu setzen, das einen Riesen hindurchlässt.«
    »Ein Tor ist nicht nur dazu da, in einen Raum zu gelangen, es soll auch das präsentieren, was dahinterliegt.«
    Zwerge sind merkwürdig, entschied Mogda erneut. »Wart Ihr schon einmal in Turmstein?«
    Trumbadin schüttelte den Kopf.
    »In Turmstein tragen die Deckel zur Kanalisation das königliche Wappen, einen König habe ich da aber noch nicht gesehen.«
    »Dahinter liegt die Halle der Sterne«, verkündete Trumbadin stolz, ohne auf Mogdas Beleidigung einzugehen. »Das Herzstück unserer Astronomen. Wenn man weiß, wie die Spiegel und Lichter im Inneren zu justieren sind, kann man alle erdenklichen Sternkonjunktionen darstellen.«
    Mogda konnte nur erahnen, wovon der

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