Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
scheint irgendwie dicker zu sein als bei anderen. Ihr habt selbst schon gegen sie gekämpft, Ihr müsst es wissen.«
»Den Ersten von ihnen habe ich mit einem Brett zerquetscht«, erinnerte sich Mogda.
»Und, war es schwer?«, fragte der Bleiche nach.
»Nein, nicht sonderlich, es war ein Brett von meinem alten Tisch, mit dem ich seine Brust zerquetscht habe. Irgendwie mochte ich ihn.«
»Den Berserker?«
»Nein, den Tisch«, stellte Mogda richtig. »Ich habe ihn selber gebaut. Er war schön groß, und man konnte die Essensreste durch seine breiten Ritzen einfach auf den Boden fegen. Unwahrscheinlich praktisch.«
Trumbadin griff schweigend zu den beiden Bärenfellen, die er für sie beide mitgebracht hatte. Er reichte das große Fell an Mogda. Das Kleinere, anscheinend von einem Bärenjungen, warf er sich selbst über.
»Sie beginnen mit dem Ausfall«, kommentierte er und zeigte auf die keilförmige Formation in den Zwergenreihen unter sich. Sie werden sich freikämpfen und dann nach Süden ziehen. Vielleicht schaffen sie es, fünfzig der Barbaren zu töten, aber es wird uns hundert der eigenen Krieger kosten.«
»Höchstens zehn«, erwiderte Mogda. »Oger kämpfen nicht in der zweiten Reihe, und wir sind ihnen fünf zu eins überlegen.« Traurig dachte Mogda daran, wer wohl diese Zehn sein würden, die ihr Leben für sein Schicksal hingaben.
»Wie auch immer«, sagte Trumbadin. »Sie werden versuchen in die südlichen Wälder zu gelangen und noch darüber hinaus. Sobald sie den Großteil des Barbarenvolkes hinter sich herschleppen, werden sie zum Riss zurückkehren und über die Kette in Sicherheit gelangen.«
»Was ist diese Kette?«, wollte Mogda wissen.
»Ihr werdet sie sehen und wissen, wofür sie da ist, wenn ich sie Euch zeige. Jetzt sollten wir uns beeilen, wir haben noch einen Abstieg vor uns, und es wird bald dunkel. Werft Euch das Fell über.«
Mogda musste lachen, als er Trumbadin betrachtete. Der Bleiche sah mit dem Fell tatsächlich aus wie ein kleiner weißer Bär.
»Ihr glaubt tatsächlich, sie werden auf den Schwindel hereinfallen?«
»Niemand wird sich die Mühe machen und genau hinsehen. Außerdem wollen wir hoffen, dass unser Ablenkungsmanöver funktioniert und niemand da ist, der uns sieht.«
»Wartet«, rief Mogda. »Sprechen wir uns auch mit Papa Bär und Baby Bär an?«
»Sprecht mich am besten gar nicht mehr an, bis wir Bleichenstadt erreicht haben. Ihr werdet Eure Kräfte noch brauchen.«
Trumbadin sollte Recht behalten. Die Reise zu der gefallenen Stadt der Bleichen war beschwerlich. Schon am ersten Tag schmerzte Mogda jeder Knochen im Leib. Die Kälte machte seine Haut spröde und rissig. Alles, was man essen konnte, war gefroren, und seinen Durst stillte man, indem man Schnee kaute. In der ersten Nacht ruhten sie nur drei Stunden. Zusammengekauert in den Bärenfellen lagen sie auf der nackten, hart gefrorenen Erde. Mogda tat kein Auge zu, und so entschlossen sie sich weiterzuziehen. Der darauf folgende Tag war ein einziges Martyrium. Starker Wind und Schneetreiben ließen sie nur langsam vorankommen. Die Sicht schwand unter hundert Schritt, und ihr sonst so deutlich erkennbares Ziel, der Berg von Bleichenstadt, verschwand hinter einem Schleier. Trumbadin schien das Wetter nichts auszumachen, und von Erschöpfung war bei ihm keine Spur zu erkennen. Als das Schneegestöber über sie hereinbrach, schien sich der Zwerg sogar zu freuen.
»Jetzt wird uns niemand mehr sehen«, lachte er. »Eisbär im Schneesturm ist die beste Tarnung, die es gibt.«
Mogda fehlte die Kraft zum Lachen, außerdem war ihm auch nicht danach zu Mute. Er wusste, dass ihnen noch einmal die gleiche Strecke bevorstand.
In der zweiten Nacht legten sie überhaupt gar keine Pause ein. Diesmal war es Mogdas Vorschlag, zwar hätte er eine Rast nötig gehabt, aber er bemerkte, dass auch Trumbadin anfing zu schwächeln. Mit jedem erschöpften Stöhnen, das der Zwerg von sich gab, schien Mogdas Kraft zu wachsen. Er nahm sich vor, diesem kleinen Eiszapfen schon zu zeigen, wer von ihnen beiden der Zähere war.
Kurz bevor er sich geschlagen geben wollte, endete der Schneesturm, und einige Meilen vor ihnen tauchte Bleichenstadt aus dem Dunstschleier auf. Der Eingang zum Königreich der Zwerge lag nur wenige hundert Schritt hoch im Bergmassiv. Trumbadin zeigte auf ein schmales Band, das sich um den Berg zu schlängeln schien.
»Das ist der Aufstieg zum Tor«, erklärte er.
Auf ihrer ganzen Reise hatten sie nur
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