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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Werte vermittelt haben, doch sie vergaßen sich zu erinnern. Geblendet vom Kriegertum, degenerierten sie zu tumben Bestien und endeten in der Versklavung.«
    Mogda begann Suul zu umrunden. Er hoffte, dass sie zu dick war, ihn mit ihrem Blick zu verfolgen. Trumbadin hatte das Panthenoptikum nicht betreten, sondern war davor zurückgeblieben und versteckte sich.
    »Die Sklaverei ist schon vor vielen Jahren beendet worden«, erwiderte Mogda.
    Suul fuhr schwerfällig herum, wobei ihre Ketten rasselten. »Ihr habt eure Sklaverei höchstens für einen kurzen Moment unterbrochen, doch ihr seid zu einfältig, um weiterhin in Freiheit zu leben. Ihr versteht nicht, wie die Welt funktioniert. Ihr seid dazu verdammt, eurem Schicksal ewig hinterherzulaufen.«
    »Dann erkläre es mir, wenn du so allwissend bist.«
    Suul schnaubte verächtlich. »Du glaubst, dass du auserwählt bist, die Prophezeiung zu erfüllen. Ich muss dich enttäuschen, du wirst nur einer der vielen sein, die scheitern. Seit tausend Jahren führen immer wieder irgendwelche Ereignisse dazu, dass Einzelne sich auserwählt fühlen und einer Laune der Götter hinterherjagen. Vor dir haben es schon viele andere versucht. Einige haben wenig Reden von sich gemacht, andere sind als große Kriegstreiber bekannt geworden, doch kamen ihrem Ziel kaum näher. Grind, der Trollkönig, war einer von ihnen. Ja, da staunst du, was? Du trittst in seine Fußstapfen. Vor langer Zeit waren die Ettins erwählt worden, das Schicksal zu erfüllen, doch ihr Verlangen nach Wissen war stärker als ihr Willen, der Prophezeiung zu dienen. Ihr Versagen straften die Götter mit der Missbildung eines zweiten Kopfes. Du hast es wenigstens geschafft, halbwegs intelligent mit nur einem Kopf zu wirken, auch wenn es ein hässlicher Kopf ist. Und noch etwas hast du geschafft, du hast zwei der drei Artefakte gefunden. Glaube ja nicht, dass die Artefakte der Schlüssel sind. Die Zeit selbst entscheidet, wann es so weit ist. Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Auch ich habe eines der Artefakte gefunden, doch die Zeit machte mir einen Strich durch die Rechnung. Aber anstatt aufzugeben, habe ich begonnen mein eigenes Schicksal zu formen.«
    Mogda hatte alle Mühe, sein Erstaunen zu verbergen. Wenn all das stimmte, warum wusste er davon nichts? Warum hatten die Ettins ihm nicht erzählt, dass sie einst auserwählt waren, der Prophezeiung zu folgen? Wussten sie es vielleicht gar nicht, oder wollten sie ihm ihr Versagen nicht eingestehen?
    »Die Götter haben ihren Blick abgewandt, und die drei Artefakte wurden gefunden. Wenn die Zeit zur Erfüllung nicht jetzt gekommen ist, wann dann?«, fragte er schließlich.
    »Irgendwann anders oder nie«, fauchte Suul. »Der geeignete Zeitpunkt war jedes Mal zum Greifen nah. Es fanden sich immer Hinweise darauf, dass es jetzt so weit sei, doch dann gab es plötzlich neue Zeichen, neue Omen, die alles veränderten. Ich selbst habe den Schild vor langer Zeit bekommen. Auch mein Schicksal deutete darauf hin, dass ich diejenige wäre, die Tabal zurück auf diese Erde führt. Als die Zeit der Vetteln abgelaufen war, die Ogerfrauen nur noch zum Gebären gut schienen und die Krieger der Oger die Führung übernahmen, bin ich mit dem Artefakt in den Norden geflüchtet. Die Bleichen wussten vom Schicksal zu dieser Zeit genauso wenig wie ich. Sie ketteten mich im Spalt an und verkündeten, ich sei der Wächter Tabals. Fünfzehn Jahre später war ich nur einer der Wächter und wurde von einem Höhlentroll abgelöst. Plötzlich war ich nicht mehr die Auserwählte, sondern nur ein namenloses Rädchen in den Machenschaften der Götter. Ich ging, aber ich nahm das Artefakt mit mir. Keiner der Bleichen hatte seine Bedeutung begriffen, und so ließen sie mich ziehen.«
    Je länger Mogda darüber nachdachte, desto klarer schienen die Worte von Suul. Vielleicht war es wirklich so, dass das Schicksal seinen Lauf änderte wie Wasser, das einen Berghang hinunterrann. Der Weg, den das Wasser nahm, war immer ein anderer, doch der Fluss, den es speiste, blieb derselbe. Von Anfang an war Mogda nicht versessen darauf gewesen, der Spielball der Götter zu sein. Sollte sich herausstellen, dass er tatsächlich erwählt worden war, würde er sich damit abfinden. War er nur ein Teil eines neuen Planes, sollte ihm dies auch recht sein. Alles, was er wollte, war die Sache hinter sich zu bringen.
    »Wo ist der Schild?«, fragte er. »Ich bin gekommen, um die drei Artefakte zu vereinen, und genau das

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